Stadionidee: Teetrinken mit Teherani auf der Alster

Hamburgs Pläne für die Olympischen Stadien und Wettkampfstätten, die der Senat beim DOSB eingereicht hat, sind unausgegoren. Sie zeigen so viele unrealistische Phantasiegebäude und Planungsbrüche, dass man mit den ersten Animationen von gmp das beliebte Bildsuchspiel „Findet den Fehler“ spielen kann. So gibt es Kreuzfahrtschiffe, die nicht unter eingeplanten Brücke durchkommen, und der Flughafen Finkenwerder wird mal eben mit verplant, obwohl hier ein nicht kleiner Flugzeughersteller seine Produktionsstätte hat und das logistisch nicht machbar wäre. Hier wurde geplant nach dem Motto: Hauptsache das Bild ist schick. Das kennen wir ja von der Elbphilharmonie. Nun wagt sich „Stararchitekt Hadi Teherani“ mit einem „Meisterstück“ an die Öffentlichkeit: eine Teetasse für die Alster. Sie soll, verrät uns die Mopo gaaanz exklusiv, das „Highlight der Hamburger Sommerspiele“ werden und nur 77 Millionen Euro kosten. 50.000 Sitzpläne passen in die Tasse und über zwei Brücken soll sie erreichbar sein. Hier gibt es den exklusiven Link zum Werk.

Und – wen wundert’s? – die Stadt Hamburg ist begeistert: Feuer und Flamme! Nur das Nobel-Hotel Atlantik schlägt Alarm, ebenso die Segel- und Ruderverbände. Eine Tasse auf der Alster, da wird ja der Hund auf der Wiese verrückt. Haben die denn noch alle Tassen im Schrank? Wir von NOlympia Hamburg sind übrigens auch absolut dafür! Nicht nur, weil uns der großartige Entwurf überzeugt, sondern weil Teherani eine Nachnutzung vorschlägt, die wir zu 100 Prozent unterstützen: Das Stadion soll danach zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut werden. Etwas, das diese Stadt dringend benötigt, viel nötiger als Olympische Spiele.

*****
photo credit: Morning cuppa. via photopin (license)

April…April….

Olympia-Bewerbung Hamburg – Sportpastor Hamburg West Südholstein und das „Fest des Sports, des Friedens und des Lebens“

Duerer-Prayer

Okay, das ist jetzt weder witzig noch irgendwie originell mit diesem Dürer-Bild (Wikipedia)

Was es nicht alles gibt. Z.B. auch Sportpastoren. Nicht falsches Denken jetzt, die sind natürlich nicht auf dem Weg in den Olympia-Kader, sondern machen ganz was anderes. Interviews geben sie manchmal auch. Das wollen wir nicht verschweigen und so informieren wir über „Olympia – Fest des Friedens und des Lebens„. Dort ist zu lesen: „Sportpastor Frank Howaldt freut sich über die Nominierung Hamburgs und spricht über Chancen und Herausforderungen aus kirchlicher Sicht. Howaldt ist Beauftragter für Sport und Kirche des Kirchenkreises Hamburg-West-Südholstein“. Weiterlesen

Die Sache mit dem Volk – LEX Olympia – Bürgerschaft brütet Referendum aus – der Fahrplan so far.

large_10204320386Versprochen ist: Das Volk, also die HamburgerInnen, sollen entscheiden, ob sie Olympische Spiele wollen oder nicht. Wie das geht? Weiß die Bürgerschaft noch nicht so genau. Wann? Auch noch unklar, allerdings: Der Termin, an dem Hamburg offiziell seine Bewerbung abgeben muss, steht: Mitte September. Was wir bislang über den Fahrplan zum Verfahren über die Einführung eines Referendum, einer LEX OLYMPIA oder was auch immer durch die Bürgerschaft wissen: Weiterlesen

Über dem Tellerrand: Olympia-Bewerbung jenseits von Hamburg

boston-bostonJens Weinreich schreibt bei den Krautreportern: „Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes hat sich für Hamburg als deutschen Olympiabewerber 2024 ff. entschieden. Wie geht es nun weiter, und wie steht es um die Chancen dieser Bewerbung?“ Weinreich betrachtet in dem Artikel auch die Dinge, die über den Hamburger Tellerrand hinaus gehen: Wie ist es mit Fußball-EM und Olympia im gleichen Jahr? Wie sieht es mit Boston als Bewerberstadt und anderen Städten als Konkurrenten zur Hamburger Bewerbung aus?

Auch Hamburger Medien hatten ja über starken Widerstand aus der Bevölkerung gegen die Bewerbung von Boston berichtet und dass es auch dort zu einem Bürgerentscheid kommen soll (Mopo). Und der Spiegel berichtet sogar: Sommerspiele 2024: Boston erwägt, bei Olympia-Bürgerbefragung zu tricksen.

Es ist sinnvoll, den kenntnisreichen Artikel von Weinreich in jedem Fall in ganzer Länge zu lesen. Dennoch hier einige ausgewählte Schlaglichter:

 

Zum DOSB und zur Bewerbung für 2024 und 2028:

„Mit dem Argument der „nationalen Aufgabe“ lässt sich prächtig wuchern – weit über die IOC-Session im Juli 2017 in Lima hinaus, auf der die Olympiastadt 2024 gekürt wird. Denn sollte Hamburgs Offerte für 2024 vom IOC nicht erwählt werden, wovon eher auszugehen ist, wird eine erneute Bewerbung für die Sommerspiele 2028 versprochen. Diese Spiele werden dann im Jahr 2021 vergeben. Das heißt, der DOSB kann in Verhandlungen mit Zuwendungsgebern bis mindestens 2021 quasi auf Sonderbehandlung pochen. Darum geht es. Kontrollgremien, wie etwa der mit zahlreichen Sportlobbyisten besetzte Sportausschuss im Bundestag, kamen schon in der Vergangenheit ihrer verfassungsgemäßen Aufgabe kaum nach. Unter dem Deckmäntelchen „Olympiabewerbung im nationalen Auftrag“ lässt sich noch besser kungeln.“

UND: „Der DOSB bleibt gemäß des olympischen Grundgesetzes, der IOC-Charta, Herr des Verfahrens und wird mit 51 Prozent auch die Mehrheit in der nun zu gründenden Bewerbungs-GmbH halten. Am finanziellen Risiko der Mammut-Aufgabe Olympiabewerbung aber beteiligt sich der DOSB nicht. Das ist so üblich. Eventuell wird Bernhard Schwank, das DOSB-Vorstandsmitglied Internationales, wie schon bei der gescheiterten Münchener Bewerbung für die Winterspiele 2018 auch in Hamburg eine der Führungsrollen in der Olympia GmbH übernehmen.“

Das umstrittene Doppel: Olympia und Fußball-EM

„Die Sommerspiele inklusive der Paralympischen Spiele sind nicht das einzige Mega-Projekt, das Deutschland 2024 ausrichten soll. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will im selben Sommer die Europameisterschaft der Männer austragen und hat dafür bereits viele Weichen gestellt. Zwei Events von dieser Größenordnung hat noch kein Land in einem Jahr gemeistert – oder besser: Noch nie wurde ein Land mit Sommerspielen und einer Euro innerhalb weniger Wochen beauftragt. Als zuletzt für das Jahr 2020 die Türkei sowohl die Sommerspiele als auch die Euro anvisierte, haben sowohl das IOC als auch die Europäische Fußball-Union (UEFA) verlangt, die Türken sollten sich für ein Ereignis entscheiden.“

DOSB-Chef Hörmann, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und IOC-Boss Thomas Bach haben zuletzt mehrfach beteuert, das Doppel von Fußball-EM und Sommerspielen sei 2024 machbar und sei ernsthaft beabsichtigt. Wer, wenn nicht Deutschland könne sich so ein historisches Doppel leisten?“

Boston und andere Bewerber – Nichts ist sicher

„Gern wird argumentiert, der gigantische TV-Vertrag über 7,75 Milliarden Dollar, den das IOC im vergangenen Jahr mit dem Network NBC bis 2032 abgeschlossen hat, forciere eine Entscheidung für Boston. Wenn es aber nur nach derlei gigantischen Verträgen gegangen wäre, hätte das IOC die Sommerspiele 2012 nach New York und nicht nach London und die Sommerspiele 2016 nach Chicago und nicht nach Rio vergeben müssen. So einfach ist es nicht. Vielmehr waren die USA in der sogenannten olympischen Familie seit Beginn des „Krieges gegen den Terror“ isoliert. Hinzu kamen interne Verteilungskämpfe, denn die olympischen Weltverbände und die 204 Nationalen Olympischen Komitees (NOK) neideten dem US-Olympiakomitee USOC den riesigen Anteil an den NBC-Verträgen und am Vertragsvolumen amerikanischer IOC-Sponsoren. Seit etwa fünf Jahren unternimmt die neue USOC-Führung viel, um sich mit dem IOC und den anderen olympischen Stakeholdern zu versöhnen. Erst im Verlaufe dieses Jahres wird man sehen, wohin das Pendel ausschlägt. Ende Oktober beispielsweise tagt die Vollversammlung aller NOK in Washington.“

Bundestag: Gegen Korruption und für Transparenz? Koalition verweist auf Autonomie des Sports

fifa-iocDer Deutsche Bundestag befasst sich mit den Sportverbänden und ihrem enormen Einfluss bei wenig Transparenz. In der Überschrift wird klar, dass die Bundesregierung da eher auf der Bremse steht: „Koalition verweist auf die Autonomie des Sports“ heißt es dort. Weiterlesen

„Machtverlust für den DOSB? Emanzipation der Sportpolitik“

HafenImmer wieder widmet sich der Deutschlandfunk auf seinen Sportseiten hintergründig und ausführlich den Olympischen Spielen, den Entwicklungen rund um das IOC, dem DOSB und anderen wichtigen Themen wie dem Doping. Wir haben hier vielfach auf diese Artikel bzw. Sendebeiträge verlinkt. Im Zusammenhang mit dem Doping und einem entsprechenden Gesetz berichtet der DLF über die Beratungen im Bundestag bzw. im Sportausschuss: „Machtverlust für den DOSB? Emanzipation der Sportpolitik“ heißt der Beitrag, in dem Daniel Bouhs eingangs schreibt: „Ein Anti-Doping-Gesetz, dazu Kritik am ,Beratungsmonopol‘ des organisierten Sports: Der Stellenwert des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) schwindet – wenn da nicht die anstehende Olympia-Bewerbung wäre.“ Weiterlesen

Olympia Hamburg und die Alsterschwäne – Wohin will die Stadt?

Andreas Trepte, www.photo-natur.de

Hamburg und Olympia: Mehr als nur Alsterschwäne? Foto: Andreas Trepte, www.photo-natur.de, wikipedia.

Eigentlich nur am Rande ist die Olympia-Bewerbung eine Sache des Sports. Gefeiert wurde der Bewerbungs-Erfolg gestern nicht im Haus des Sports, sondern in der Handelskammer. Es geht vor allem darum, Hamburg umzubauen. Das wird dann mit dem „Sprung über die Elbe“ beschrieben. Aber was steckt genau dahinter? In der Welt war neulich zu lesen: „Unter dem Etikett ,bescheiden’ verbirgt sich nämlich ein Jahrhundertumbau von Deutschlands größter Hafenstadt.Wohin will Hamburg? Oder genauer gefragt: Wer will warum was für Hamburg und wem nützt das? Und was hat das mit den Alsterschwänen auf sich, die gestern endlich wieder auf die Alster entlassen wurden?  Weiterlesen

NDR muss sich korrigieren: Nichts mit einfacher Olympia-Unterstützung – Soziale Spaltung der Stadt

nolymoia-hh„Übermut tut selten gut“ oder andere Weisheiten fallen mir ein, wenn man sich die Verwandlung einer NDR-Meldung ansieht. Zunächst wurden unter der Überschrift „Mehr Engagement gegen Kinderarmut gefordert“ der Mieterverein zu Hamburg und der Sozialverband Deutschland (SoVD) zu Olympia-Unterstützern erklärt, dann kam die NDR-Korrektur: „In einer früheren Version dieses Berichtes hieß es, dass sich sowohl der Mieterverein als auch der Sozialverband für Olympische Spiele in Hamburg ausgesprochen hätten. Das ist nach Angaben von Pahlke und Wicher so nicht korrekt.“ Weiterlesen

Die Olympia-Kosten – jetzt wird gerechnet!

Was kostet Olympia? Jetzt wird es konkret.

Was kostet Olympia? Jetzt wird es konkret.


Bisher hieß es immer, zu den Kosten, wie teuer die Olympischen Spiele in der Hansestadt werden, können wir keine seriösen Angaben machen. Diese Senatslinie lässt sich wohl kaum bis zum Referendum im September durchhalten. Jetzt heißt es also Butter bei die Fische: Was kostet uns der Spaß? Ein Finanzbericht soll bis Sommer vorliegen, verspricht der Senat in spe. Bisher kalkulierte der alleinregierende SPD-Senat im Bewerbungskonzept für Olympia für den Neubau und die Sanierung von Sportstätten Kosten von 1,38 Milliarden Euro. „Inklusive Planungs- und Kostenrisiken sowie Preissteigerungen bis 2024 oder 2028 wird von 2,09 oder 2,17 Milliarden Euro ausgegangen“, heißt es nun bereits.

Die MOPO bringt die Zahl von 6,5 Milliarden Euro ins Spiel: „Schon jetzt kursiert die Summe von 6,5 Milliarden Euro für die Realisierung der Wettkampfstätten, für das olympische Dorf, für die Durchführung der Spiele und die Sicherheit.“ Interessant an dieser neuen Zahl ist die Tatsache, dass hier nicht alle anfallenden Kosten auftauchen und jetzt schon die notwendigen Investitionskosten rausgerechnet werden. Weiterlesen

Unspießiger Größenwahnsinn: Die Welt erklärt Hamburgs Olympiakonzept

Bescheiden ist hier nix! Das Hamburger Konzept. Bild: Gerkan, Marg und Partner (gmp), Büro Gärtner und Christ/dpa

Bescheiden ist hier nix! Das Hamburger Konzept. Bild: Gerkan, Marg und Partner (gmp), Büro Gärtner und Christ/dpa

Wir haben hier im NOlympia-Blog schon viel über die Tücken des Hamburger Olympiakonzepts geschrieben, das ach so bescheiden sein will, aber bei genauerer Betrachtung ein Mega-Umstrukturierungsprojekt für die Hamburg sein wird, welches das Gesicht der Stadt in fundamentaler Weise verändern wird.
Im Zentrum der Hamburger Olympiabewerbung steht ein neuer Stadtteil, der auf dem Kleinen Grasbrook entstehen soll. Ein Olympia der kurzen Wege soll es sein und eins, das vor allem den Miet- und Verwertungsdruck auf die Innenstadt enorm erhöhen wird. Was das bedeutet, hat nun perfekt Dankwart Guratzsch in der WELT zusammengefasst: „Auch Hamburgs erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) schwärmt öffentlich von bescheidenen Spielen. Und doch kann ihm zuallerletzt entgangen sein, dass sich sein Projekt von jenem des Erben preußischen Sparsinns in Berlin fundamental unterscheidet. Unter dem Etikett ,bescheiden‘ verbirgt sich nämlich ein Jahrhundertumbau von Deutschlands größter Hafenstadt.“ Weiterlesen