„Sollen wir uns Olympische Spiele leisten?“ Vielen Dank für die Frage!


Quelle: dpa

Heute möchte ich an dieser Stelle einen Artikel aus der Wirtschaftswoche von Andreas Freytag empfehlen: Sollen wir uns Olympische Spiele leisten? Diese Frage wurde bislang in dieser Stadt nicht ernsthaft gestellt. Viele der Bedenken wurden im Vorfeld der Entscheidung, ob Berlin oder Hamburg deutsche Bewerberstadt werden soll, weggewischt. Dabei sein ist alles – koste es, was es wolle, war die Devise. Dabei ist das Hamburger Konzept das viel Gewagtere, da es nur mit enormen Geldsummen zu realisieren ist.

Hamburgs olympische Startposition ist äußerst desolat. Die Stadt verfügt derzeit über so gut wie keine olympiatauglichen Trainings- und Wettkampfstätten. Es gibt viel zu wenig hochklassige Hotels. Wir haben eine chronisch überlastete Verkehrsituation mit dem Nadelöhr Elbtunnel bzw. Köhlbrandbrücke, die zudem in die Jahre gekommen ist. Freie innerstädtische Ausweichflächen sind rar und die Hansestadt bricht schon jetzt die EU-Grenzwerte in Bezug auf Luftemissionen. Nicht zu vergessen: Hamburg hat enorme soziale Probleme bei voranschreitender Gentrifizierung. Und all diese Probleme sollen wie von Zauberhand durch Olympia gelöst werden? Zu recht warnt Wolfgang Maennig, Ruder-Olympiasieger von 1988 und Professor für Wirtschafstwissenschaften, dass dieses Wunschkonzert nicht aufgehen könne: „Stadtentwicklung ist wichtig, aber wir laufen Gefahr, Olympia finanziell und inhaltlich zu überfordern. Wie soll Olympia in sieben Jahren den Sprung leisten, den Hamburg in Jahrzehnten nicht geschafft hat?“

Deutlich wird, dass das, was Hamburg hier vorhat, alles andere als bescheiden ist. Hier geht es um nicht weniger als die komplette Neu- und Umstrukturierung der Innenstadt. Es ist eine planerische Großvision, die jede Menge Kosten und Risiken mit sich bringt. Sicherlich kann und sollte man diskutieren, was mit dem Kleinen Grasbrook in Zukunft passieren soll und wie wir uns das Hamburg von 2024 vorstellen. Dies müsste jedoch partizipativ geschehen mit all der notwendigen Beteiligung der Bürger/innen und mit einem Grundverständnis von Stadtplanung, die prozesshaft ist und die Möglichkeit zur Korrektur gibt. All dies widerspricht der Logik von Großevents wie Olympischen Spielen, die nunmal am Tag X eröffnet werden wollen. Damit ist jede Planung unter diesen Zeitdruck gesetzt, was ein wesentlicher Grund für die Kostenexplosionen bei Sportevents ist. Zeitnot ist kein guter Bauherr, sie öffnet finanziellen Nachforderungen von Investoren, Bau- und Handwerksfirmen Tür und Tor. Wir von NOlympia haben hier schon mal einen Aufschlag gemacht, von welchem Kostenrahmen wir in Bezug auf Hamburgs Olympiavisionen überhaupt sprechen.

Zurück noch mal zur Freytags-Frage in der Wirtschaftswoche: Sollen wir uns die Olympischen Spiele leisten? Genau dies gilt es nun zu prüfen. Der Autor kommt zu folgendem Schluss, dem nichts hinzuzufügen ist: „Deshalb ist die Entscheidung keine leichte. Es gibt viel zu gewinnen und viel zu verlieren. Umso wichtiger erscheint es, dass die Entscheidung transparent und unter Einbeziehung aller Betroffenen (direkt in Hamburg und anderswo) stattfindet. Eine robuste Kostenrechnung (anders als bei der Elbphilharmonie) ist nötig, und demokratische Gepflogenheiten sind einzuhalten.“

PS: Das Schaubild wurde von dpa erstellt. Es zeigt die geplante Olympic City auf dem Kleinen Grasbrook. Die Stigmatisierung von der Veddel als ein „Problemstadtteil“, der durch iba und igs einen behutsamen Aufschwung erfahren habe, teile ich nicht.

2 Gedanken zu „„Sollen wir uns Olympische Spiele leisten?“ Vielen Dank für die Frage!

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  2. die Frage ist nicht nur, ob wir das sollen, sondern zunächst, ob wir uns das überhaupt leisten können. – NEIN, wir können nicht! Dafür gibt es ja Belege (Elbphilharmonie)!

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