Nach Hamburg dürfte auch Rom als Bewerberstadt für Olympia 2024 aussteigen und vorerst nur noch Paris und Budapest für Europa im Rennen verbleiben. Aber das ist derzeit eher eine Randgeschichte, denn der nächste Skandal rund um Korruption und Vorteilsnahme am oder im IOC ist im werden. Diesmal geht es um den Ticket-Verkauf. Der DLF titelt: „Skandal um Olympia-Tickets – Wie bei der FIFA!“ und schreibt: „Der Ire Patrick Hickey ist verstrickt in den Handel mit Olympiatickets auf dem Schwarzmarkt. Ein Klassiker der Sportkorruption. Aber jetzt gibt es in diesem Zusammenhang auch Kontakte zum deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach. Emails könnten zumindest eine Mitwisserschaft vermuten lassen, kommentiert Andrea Schültke.“ Und auch die Süddeutsche schreibt: „Vor seiner Festnahme hat IOC-Mitglied Pat Hickey in Nachrichten an Thomas Bach dreiste Kartenanfragen gestellt. Die Mails werfen Fragen an den deutschen Olympia-Boss auf.“ Der Ober-Olympia-Reformer Thomas Bach gerät unter Druck. Drumherum und das Herz des IOC auch unangenehme Ereignisse beim Deutschen Olympischen Sport Bund. Der hat wachsende interne Probleme und reichlich Ärger mit einem Sponsor, dem die unangenehmen Machenschaften rund um Olympia zu viel wurden und seinen Vertrag kündigte.
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Wenn Süddeutsche und DLF und andere, deren Sportredaktionen maßgeblichen Anteil auch an den Enthüllungen über die staatlich unterstützte Vertuschung des Dopings in Russland hatten, einen Vergleich zwischen den FIFA-Ereignissen und den neuen Ermittlungen um IOC-Akteure ziehen, ist das durchaus verständlich. Nicht nur, weil Hickey noch im Bademantel festgenommen wurde. Es sind die Reaktionen des IOC, die den FIFA-Vergleich begründen, wenn die Süddeutsche mit Blick auf die Vorwürfe schreibt: „Aber das IOC unter Führung des Deutschen Thomas Bach, zu dessen sportpolitischen Vertrauten Hickey zählt, gab sich gnädig. Es erfolgten keine Sanktionen. Stattdessen verwies es auf die Unschuldsvermutung.“
Die SZ stellt den bisherigen Kenntnisstand da und schreibt weiter: „Die Mails beinhalten keine Hinweise auf kriminelle Aktivitäten, werfen allerdings viele Fragen an Bach auf. Das IOC teilt zu beiden Mails lediglich mit, der IOC-Präsident sei weder in die Auswahl der offiziellen Kartenverkäufer (ATR) noch in die Gestaltung der Verträge eingebunden. Das sei Sache des Organisationskomitees und der NOKs. Der Präsident werde nur „gegebenenfalls über prinzipielle Fragen informiert“. Das erbetene vertrauliche Gespräch Bach/Hickey dementiert das IOC aber nicht.“
Auch der DLF-Kommentar verweist auf einen Graubereich, über den Bach hier Kenntnis erlangt hat und dennoch nicht reagierte. Außerdem wird die Verbundenheit mit Hickey betont, der enger Berater von Bach sei. „Dazu kommt: Patrick Hickey ist ein sportpolitisches Schwergewicht: Er ist Chef der Europäischen Olympischen Komitees und Vizepräsident der Vereinigung aller Olympischen Komitees. So einer ist sicher hilfreich, wenn es um Erhalt und Ausbau der eigenen Machtposition geht. Seit 20 Jahren ist Patrick Hickey zudem Mitglied in der IOC Kommission Olympic Solidarity. Hauptanliegen: Förderprogramme für die Länder, die finanziell weniger gut ausgestattet sind. Aber beim IOC bezieht sich Solidarität wohl eher auf den Führungszirkel untereinander. Und hier wird’s wieder langweilig. Das ist ja so wie bei der FIFA.“