Darf’s ein paar Milliönchen mehr sein? Hamburgs Olympiabewerbung kostet über 20 Mio. Euro

Ein Jahr nach dem Aus von Hamburg2024: Nein, wie fein!

Ein Jahr nach dem Aus von Hamburg2024- Nein, wie fein!


Ein Jahr ist es her, dass die Hamburger Bürger*innen Olympia abgewählt haben. Wie gut diese Entscheidung war, zeigt sich am Jahrestag des Referendums nochmals in aller Deutlichkeit. Der kurze Olympia-Taumel hat bisher anscheinend 21.789.875 Euro an Steuergeldern verschlungen, so berichtet die Bürgerschaftsfraktion der Linken heute in einer Pressemitteilung. Diese Summe hatte die Abgeordnete Heike Sudmann mühsam aus zwei Antworten des rot-grünen Senats auf ihre Anfragen bezüglich der Olympiakosten herausfiltriert. Dabei ist die Bewerbungsgesellschaft Hamburg 2024 noch nicht einmal komplett liquidiert und es sind noch weitere Kosten offen.

Äh, wie war das nochmal mit der „am besten durchgerechneten Bewerbung für Olympische Spiele ever“? Ich zitiere die SPD in ihrem FAQ Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg mit Stand vom 9.11.2015 : „Die Bewerbungskosten trägt vor allem der Bund, mit bis zu 30 Mio. Euro. Die Handelskammer Hamburg hat eine Beteiligung der Wirtschaft in Höhe von 25 Mio. Euro zugesagt. Der Beitrag der Stadt Hamburg beläuft sich lt. Beschluss der Bürgerschaft auf maximal 15 Mio. Euro.“ Tsst, hat sich da wohl jemand vor dem Referendum böse verrechnet? Halten wir fest:

Bisherige Bilanz Olympia-Bewerbungskosten:
Hansestadt Hamburg: knapp 22 Mio. Euro;
Bundesrepublik Deutschland: 0 Euro;
Beteiligung der Wirtschaft*: 0 Euro.

*Ach so, letztere beteiligen sich ja erst nach einer erfolgreichen Bewerbung an den Kosten, so wie man seinen Lottoschein ja auch erst nach einem satten Gewinn bezahlt.

*******************

PS: Zum Jahrestag des erfolgreichen Olympia-Referendums gibt’s auch ein bilanzierendes Statement von NOlympia Hamburg: „Nein wie gut war das denn!“

Olympische Spiele zwischen Hamburg, Rio, Doping und einem orientierungslosen DOSB

Während die Miniatur-Olympioniken Marke Gebrüder Braun laut taz-Nord trotz der laufenden Skandale rund um den O-Sport weiter unverzagt im medialen Sommerloch von einer Hamburger erneuten Olympia-Bewerbung schwätzeln, berichtet der NDR mit Blick auf den hiesigen Bürgermeister: „Auf die Frage, ob er froh sei, dass die Hamburger Bürger Olympische Spiele in der Stadt abgelehnt hätten, sagte Scholz: „Die Hamburger sind als vernünftige Leute bekannt. Dies ist gut.““ Trotzdem hat der von der Handelskammer Hamburg uns eingebrockte Bewerbungs-Unsinn uns eine Menge Geld gekostet, berichtete jüngst die Welt: „Was in Hamburg unterm Strich bleibt: Am Ende hat alleine der Traum von Olympia etwa 12,6 Millionen Euro gekostet, die Stadt muss 80 Prozent davon alleine bezahlen, die Wirtschaft steuerte 2,4 Millionen Euro bei. Der Bund beteiligt sich nicht.“ Die Führungsriege beim Deutschen Olympischen Sport Bund um Hoermann und Vesper, die inzwischen zwei gescheiterte Olympia-Bewerbungen auf ihrem „Erfolgskonto“ abschreiben darf (München, Hamburg), hat derweil andere Sorgen als Sport: Denen ist nun ein weiterer wichtiger Sponsor abhanden gekommen. Auch hagelt es massive Kritik von allen Seiten, was die internen Strukturen angeht, weiß der Deutschlandfunk zu berichten. Würde man mich fragen: Personelle Konsequenzen stehen auch auf der ToDo-Liste.

Alles richtig gemacht und gescheitert – Soziale Motive des Neins zu Olympia

20150731_wer-hat-die-machtSie haben alles richtig gemacht – und doch verloren. Aber das lag an anderen. So in etwa ist eine Woche nach dem Olympia-Referendum im wesentlichen das Fazit derjenigen, die Olympische Spiele nach Hamburg holen wollten. In Hamburg suchen FDP und CDU die Schuld bei Bürgermeister Scholz und dem rot-grünen Senat. Der DOSB verweist auf seiner ehemals als Jubelfeier geplanten Tagung am Samstag in Hannover vor allem (Deutschlandfunk) auf die FIFA und den DFB. Ansonsten aber, so der DLF: „Selbstkritik übte er bei der Mitgliederversammlung in Hannover kaum“. Dass sich viele Menschen möglicherweise einfach sorgen machten, dass Olympia in Hamburg die Mieten und die Stadt teurer gemacht hätte, taucht in den Betrachtungen nirgends auf. Weiterlesen

Olympia in Hamburg scheitert an sich selbst

verlierer

Schockiert: Bürgermeister Scholz (SPD), zweite Bürgermeisterin Fegebank (Grüne), DOSB-Chef Hoermann. Alles richtig gemacht mit großen Visionen und beim Hamburger Olympia-Referendum doch verloren. Was ist da passiert?

Die Eliten aus Politik, Unternehmen, Medien und den Spitzenverbänden des Sports sind fassungslos, geschockt. Die Riesen-Chance für Hamburg. Vertan durch die Mehrheit der HamburgerInnen. Sie hatten doch die Super-Argumente, die tollsten Konzepte, – und sind gescheitert. Sie hatten Millionen in die Kampagne Pro-Olympia gesteckt, es gab nur Vorteile für alle, und keine Nachteile. Und sind gescheitert. Die Gründe: Die Fifa, der DFB, die Flüchtlinge – an ihnen selbst, den Verantwortlichen der Kampagne hat es unter keinen Umständen gelegen. Alles am Hamburger Konzept und der Zusammenarbeit war bestens – nur die Weltlage war gegen sie?! Vielleicht aber waren da viele von sich selbst einfach nur zu besoffen? Vielleicht haben die Menschen in den Stadtteilen eine andere Vision von Hamburg, als die Eliten?

Keine Frage: Dieses Nein war so nicht zu erwarten. Aber umgekehrt war es auch kurios, dass sich in den Umfragen so viele HamburgerInnen angeblich eher für die Olympia-Bewerbung ausgesprochen hatten. Immerhin gab es die verheerenden Volksentscheide in Bayern gegen die Winterspiel-Bewerbung von München.

Es werden sicher viele Entscheidungsträger in Hamburger über die Rolle der Handelskammer nachdenken. Sie war es vor allem, die Hamburg zum Jahreswechsel 2014 massiv unter Druck setzte, das Abenteuer Olympia-Bewerbung erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Wenige Wochen nach dem Desaster der Olympia-Bewerbung in Bayern und dem Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz“ verlange sie die Bewerbung. Der Fehler Nr.1 und 2: Wieso eigentlich hat die Handelskammer soviel Macht, dass der Senat gehorchte?

Ganz gründlich nachdenken sollte man auch beim Hamburger Abendblatt, Fehler Nr.3:  Das Blatt hat sich wie kein anderes Medium in Hamburg mit einer klaren Ansage des Chefredakteurs in den Dienst der Bewerbung gestellt und trotz aller Konflikte und erkennbarer Probleme, gegenüber dem Ziel – Olympia nach Hamburg zu holen – nie die erforderliche Distanz hinbekommen.

Der Leitartikel zum Wahlergebnis ist ohne einen Funken Selbstreflektion über die eigene Grenzüberschreitung, die das Abendblatt mit dieser Form der direkten Medien-Intervention gemacht hat. Der Blick des Kommentars Richtung Senat lenkt ab, von der eigenen Rolle! Das Abendblatt wollte die Spiele herbeischreiben, und hat versagt! Und es ist Ignoranz gegenüber der Wirklichkeit, wenn Chefredakteuer Haider schreibt: „Sagen wir es, wie es ist: Von außen betrachtet hat sich Deutschland mit Hamburg in einer Form blamiert, wie man es kaum für möglich gehalten hätte – auch wenn der Hauptgrund vermutlich die schwierige Weltlage gewesen ist.“ Erste Frage: Und wie ist es von innen betrachtet? Und zweitens: Nein, nicht Deutschland, sondern das Abendblatt und ein Teil des Journalismus hat sich blamiert!

Dann wären noch andere wirtschaftliche Interessierte wie Otto oder das Miniaturwunderland zu nennen. Überspringen wir das mal ….

und kommen wir zu den Grünen: Im Vorfeld der Bürgerschaftswahlen ein sehr taktisches „Ja, aber“. Danach, als Partner einer SPD im Senat eine zweite Bürgermeisterin, die auf der Präsentation der Hamburger Bewerbung beim DOSB mit einem klaren, eindeutigen und im Grunde bedingungslosem Votum für die Hamburger Bewerbung eintritt. Geradezu symbiotisch die Stellungnahmen der Fraktionsvorsitzenden von SPD und Grünen nach der Entscheidung für Hamburg statt Berlin als deutsche Bewerberstadt. Niemand möge vergessen, dass der DOSB-Geschäftsführer Michael Vesper mal gewichtiger Grüner Minister in NRW war!

Während ein rundes Drittel der Grünen skeptisch bleibt, was die Olympia-Bewerbung angeht, tragen die Spitzen der Grünen alle Entscheidungen mit. Vom fragwürdigen Referendum mit der Verfassungsänderung bis hin zu den Mängeln in der Informationslage zum Referendum. Auch das Nein der Jugendorganisation der Grünen wird galant mit Unterstützung der Medien weitgehend ignoriert. An – vielzuvielen Stellen – sind wir den „Pragmatismus“ der „neuen“ Grünen gewöhnt. Darf man Fragen: Hat das Scheitern personelle Konsequenzen? Ich denke: ja!

Anzunehmen ist, dass in Hamburg der Posten des Innen- und Sportsenators in den nächsten Wochen neu zu besetzen sein wird. Doch die SPD insgesamt muss sich fragen, wie es eigentlich weitergeht. Scholz hat seine zweite Bürgerbefragung in Hamburg verloren. Das lässt sich nicht einfach abtun mit einer „Weltlage“ oder äußeren Einflüssen. An der Seite von Vattenfall hat die SPD den Volksentscheid „Unser Hamburg – unser Netz“ um die Rekommunalisierung der Energienetze verloren. Jetzt die „Vision und Chance für Hamburg“ an der Seite der Handelskammmer, des Otto-Versands und anderer mit dem Olympia-Referendum. Das mag nicht opportun sein, aber: Der Bürgermeister hat ein echtes Problem.

Die nächsten Wochen werden viel Aufarbeitung bedeuten, was da gerade in Hamburg passiert ist. Das umso mehr, weil auch zahlreiche Medienvertreter bemerkt haben: Eine in der breite und mit vielen Organisationen aufgestellte NOlympia-Bewegung gab es in Hamburg nicht. Viele einzelne AktivistInnen, lose vernetzt, mit fast keinem Geld und nicht einmal als wirkliches Bündnis aufgestellt, hat argumentativ und inhaltlich orientiert gegen das Pro-Olympia-Bündnis gehalten. Die Fraktion der Linken war die einzige parlamentarische Kraft, die Nein zu Olympia gesagt hat. Spät haben der BUND Hamburg und einige andere Verbände ihr Nein zum Referendum eher vorsichtig und als Einzelstatement vorgetragen. Eine wirklich identifizierbare, schlagkräftige Bewegung war das sicher nicht. Eher Ausdruck einer „diffusen“ Gegenstimmung.

Aber: Schon das hat am Ende ausgereicht, die Olympia-Bewerbung zu Fall zu bringen. Für die große Politik muss das umso mehr Fragen aufwerfen. Was haben die da oben nicht verstanden?

 

 

Das hätte ich nicht besser sagen können – Nein zu Olympia

Dirk-Seifert - A-Laible-HA

Nein zu Olympia – Das hätte ich nicht besser sagen können. Foto: Andreas Laible

Praktisch ist das. Da spricht man einmal mit der DPA und nur wenig später wird das in ziemlich vielen Medien nachgedruckt. Was man so alles vor sich hin redet. Nicht so genial wie Thomas de Maizière neulich oder dieser absurde Friedrichs gerade eben. Aber immerhin soll ich Sätze zusammengebracht haben, die dpa so zusammenfasst: „Wenn es nach Dirk Seifert ginge, dürfte sich Hamburg nicht um Olympia bewerben. Zu teuer, zu korruptionsanfällig, zu unsozial, so das Urteil des NOlympia-Aktivisten“ heißt es z.B. bei der SHZ. Die Welt bringt das Interview in voller Länge hier. Weiterlesen

Olympia, die Konzerne, Medien, Politik und das große Geschäft – Die Konflikte nach einem Ja beim Referendum gehen weiter

GeschenkideenDie Hamburger Medien und einige Marketingagenturen haben sich zusammen getan. Wirtschafts-Unternehmen sehen große Geschäfte, die Baubranche ist begeistert. Gemeinsam geben sie Millionen Euros dafür aus, damit die Botschaft jedeN erreicht: Olympia ist ein Wunder- und Zauberwerk für Hamburg: 100 Prozent Chancen – Null Risiken. Sogar der MoPo fällt auf, dass da getrickst werden könnte. Weiterlesen

Olympia Hamburg? Zustimmung sinkt weiter – BUND: Hafen-Kosten steigen

bostonolympicsvahrammuradyanDie Hamburger Olympia-Bewerbung steht Spitz auf Knopf. Von ehemals 64 Prozent Zustimmung liegen nach einer Radio-Hamburg Umfrage die Werte wenige Tage vor dem Referendum am kommenden Sonntag nur noch rund 53 Prozent. Der BUND Hamburg erneuerte seine Kritik am Referendum und sein Nein zur Bewerbung, sprach sogar von einem Affront angesichts später und mangelhafter Informationen. Außerdem warnte der Verband vor höheren Kosten bei der Umsiedlung der Hafenbetriebe als bislang geplant. Und: Die Debatte um die unrealistisch niedrigen Sicherheitskosten, die der Senat bislang vorgesehen hat, hält an. Weiterlesen

Finger weg: „Heimliche Olympia-Kosten“

Vor den „heimlichen Kosten“ einer Olympia-Bewerbung  warnt jetzt Martin Müller, Professor für Geografie an der Universität Zürich. Er forscht zu Planung und Auswirkungen von Großveranstaltungen oder modern ausgedrückt: über Mega-Events. Ausführlich nimmt er in der Süddeutschen Zeitung zu diesem Thema Stellung. Der Professor warnt an vielen Punkten vor den Implikationen und Risiken, die systematisch in einer solchen Bewerbung unterschätzt werden. Stadtentwicklung und Investitionsprogramme sollte von dem Sportevent getrennt werden. Am besten einfach das Original in der SZ nachlesen!

Olympia Hamburg: BUND kritisiert unverbindliches Nachhaltigkeitskonzept

Der BUND Hamburg hat sein Nein beim Olympia-Referendum heute mit Blick auf das vorgelegte Nachhaltigskeitskonzept erneuert- Das Konzept käme „zu spät“ und sei viel „zu unverbindlich“, so Geschäftsführer Manfred Braasch heute. In einer Pressemitteilung, die hier dokumentiert wird, nimmt der Hamburger Umweltverband Stellung. Insgesamt begründet der BUND sein Nein beim Referendum hier. „Nachhaltigkeitskonzept Olympia: zu spät und zu unverbindlich! Verbindliche Nachhaltigkeitsstrategie erst nach dem Referendum /
BUND Hamburg ruft zum „Nein bei der Abstimmung auf: Das heute vorgestellte „Nachhaltigkeitskonzept 2024 für Hamburgs  Olympia-Bewerbung kommt zu spät und bleibt verbindlich. Mittlerweile haben mehr als 430.000  Hamburgerinnen und Hamburger per Briefwahl über die Olympiabewerbung abgestimmt. Erst jetzt legen Senat und Bewerbergesellschaft wichtige Unterlagen vor. Weiterlesen

Olympia in Hamburg – Es wird teurer!

Geldautomat-Olympia-HamburgSuper-Gründlich und mit viel Toleranz hat der Hamburger Senat die Kosten für Olympia berechnet. So jedenfalls die Selbstdarstellung. Eher würde es günstiger, nicht aber teurer werden, so die Behauptung zur Vorlage des Finanzreports über die Kosten für Olympische Spiele. Zweifel daran waren und sind begründet: Das gilt generell, aber zwei Einzelbeispiele drängen sich auf: Einerseits die Kosten für den Umzug der Hafenbetriebe und andererseits die Kosten für die Sicherheit. Schon vor den Anschlägen in Paris hatten die mit unter 500 Mio. Euro veranschlagten Sicherheitskosten Verwunderung ausgelöst. Und im Hafen kommt der Unternehmensverband nun auf Kosten in Höhe von zwei Mrd. Euro für den Umzug. Weiterlesen