Super-Gründlich und mit viel Toleranz hat der Hamburger Senat die Kosten für Olympia berechnet. So jedenfalls die Selbstdarstellung. Eher würde es günstiger, nicht aber teurer werden, so die Behauptung zur Vorlage des Finanzreports über die Kosten für Olympische Spiele. Zweifel daran waren und sind begründet: Das gilt generell, aber zwei Einzelbeispiele drängen sich auf: Einerseits die Kosten für den Umzug der Hafenbetriebe und andererseits die Kosten für die Sicherheit. Schon vor den Anschlägen in Paris hatten die mit unter 500 Mio. Euro veranschlagten Sicherheitskosten Verwunderung ausgelöst. Und im Hafen kommt der Unternehmensverband nun auf Kosten in Höhe von zwei Mrd. Euro für den Umzug.
- Update 18:19 Uhr: Das Abendblatt bringt gerade ein Statement vom Sport-Staatsrat Holstein. Dort heißt es: „Nach den Terroranschlägen von Paris ist eine mögliche Aufstockung des Sicherheitsetats für Olympische Spiele in Hamburg für den Senat der Hansestadt kein Thema. „Es gilt, was wir immer gesagt haben: Die Sicherheitslage des Jahres 2024 können die Experten erst Anfang der 20er realistisch bewerten. 2024 ist in neun Jahren“, sagte Hamburgs Sportstaatsrat Christoph Holstein am Sonntagabend im „Sportclub“ des NDR-Fernsehens. Das Ausmaß der Sicherheitsvorkehrungen, die für die Sommerspiele 2024 getroffen werden müssten, lasse sich derzeit nicht definieren.“ Während Holstein offenbar auf eine bessere Welt setzt, argumentiert er im Weiteren nach dem Motto „Jetzt erst recht“ für die Hamburger Olympia Bewerbung: „Mit der Bewerbung könne Hamburg ein eindeutiges Signal aussenden. „Wir lassen uns von Terroristen nicht in unserer Freiheit beeinträchtigen.““ Um es mal in dieser Logik zu halten: Da könnte man auch auf eine andere Stadt kommen!
Schon bei der Veröffentlichung des Finanzreports hatten sich viele gewundert, dass die Kosten für die Sicherheit mit einem Betrag von unter 500 Mio. Euro veranschlagt worden sind. Immerhin lagen die Kosten für die Sicherheit in London bei rund 1,8 Mrd. Euro und zuvor in Hamburg bekanntgewordene Planspiele waren von 1,3 Mrd Euro ausgegangen. Der Senat hatte diese niedrigen Kosten damit begründet, dass er sich die Fußballweltmeisterschaft 2006 zum Vorbild gemacht hätte. Überzeugend war das bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht, wie wir hier berichteten:
Jetzt – nach den Anschlägen in Paris – dürfte eines klar sein: Sicherheitskosten für „Lau“ wird es im unwahrscheinlichen Fall von Olympischen Spielen auch in Hamburg nicht geben. Eine Verdreifachung in Richtung der Londoner Sicherheitskosten für die Olympischen Spiele ist wohl mindestens realistisch. Damit würden die Kosten von derzeit insgesamt rund 15 Mrd. Euro auf mindestens 16 Mrd ansteigen. Der Anteil der öffentlichen Kosten auf ca. 8,2 Mrd. Euro.
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Dabei ist bislang unklar, wie das finanziert werden soll. Bürgermeister Scholz und Innensenator Neumann haben erklärt, dass Hamburg maximal 1,2 Mrd. Euro zahlen kann. Der bisherige Rest von 6,2 Mrd. Euro müsse daher vom Bund kommen. Der aber reagiert bislang ablehnend und zeigt sich eher überrascht über diesen hohen Betrag. Vermutlich erst im Februar – sollte es ein Ja beim Referendum in Hamburg geben – dürfte man mehr erfahren. Nach den Anschlägen von Paris muss man nun aber erwarten, dass es um eine weitere Milliarde Euro an zusätzlichen Kosten gehen wird.
Auch bei der Umsiedlung der Unternehmen auf dem Kleinen Grasbrook dürften sich die Kosten weiter erhöhen. Darauf verweist das Abendblatt mit Bezug auf Gunther Bonz, dem Chef des Unternehmensverband. Der ist sicherlich Lobbyist für seine Betriebe, aber auch im Finanzreport war davon die Rede, dass abschließende Kosten noch nicht vorlägen. Statt den bislang benannten 1,3 Mrd. Euro geht Bonz von Kosten zwischen 1,8 – 2 Milliarden Euro aus.
Auch diese Mehrkosten müssten der bisher veranschlagten Gesamtsumme noch zugerechnet werden. Insofern bleibt es dabei, dass die Warnungen des Hamburger Rechnungshofes vor den Risiken weiterhin bestand haben:
Das Abendblatt schreibt über die Umzugskosten: „Nach den bisherigen Planungen werden für Unikai für den Neubau von Hallen, Bürogebäuden, Parkhäusern und Serviceeinrichtungen knapp 190 Millionen Euro veranschlagt. Kosten für ein neues Frucht- und Kühlzentrum der HHLA: 80 Millionen Euro. Für den Umzug der Betriebe der Hamburg Port Authority (HPA) – Rechenzentrum, Nautische Notzentrale, schwimmende Anlagen, technischer Betrieb – fallen 182 Millionen Euro an. Weitere Verlagerungen von Liegeplätzen und Hafenanlagen sowie Kosten für die Programmsteuerung belaufen sich auf rund 350 Millionen Euro. Dazu kommt die Entwicklung des mittleren Freihafens mit 509 Millionen Euro. Gesamtkosten: 1,3 Milliarden Euro. UVHH-Präsident Gunther Bonz ist da skeptisch: „Nach unseren Schätzungen kostet das eher 1,8 bis 2 Milliarden Euro.“ Und der Verband habe Sorge wer diese Summe letztlich übernimmt. „Das Geld muss aus dem Haushalt kommen, es darf den Hafen nicht belasten“, so Bonz.“
Um ausreichend Ersatzflächen zu beschaffen, ist auch die Zuschüttung von Hafenbecken vorgesehen. Das wiederum ist einer der Bausteine, die in der Summe den BUND Hamburg bewogen haben, sich gegen die Olympia-Bewerbung auszusprechen und aus Umwelt-Sicht mit Nein beim Referendum zu stimmen.
Olympia in Hamburg – Es wird teurer! – Wieso es wird teuer? – Muss es nicht heißen, es war teuer? – Vergleiche mit der Überschrift vom Hamburger Abendblatt (abgerufen am 17.11.15 um 00:14 da -> http://www.abendblatt.de/hamburg/hamburg-nord/article206580963/Hundert-Menschen-ziehen-Boeing-737-fuer-Olympia-in-Hamburg.html )
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Die Kosten wegen fehlender realistischer Nachnutzungskonzepte (im Konzept für 2024 beharrt und wiederholt man ja die Nachhaltigkeit, bleibt konkrete Nutzungsantworten aber schuldig) kommen natürlich hinzu.
Sollte das Olympiastadion mangels fehlendem Nutzer (welche Sportveranstaltungen sollen dort stattfinden, welcher Verein trägt die Betriebskosten) noch weiter bis auf Wiesenstatus zurückgebaut werden, kostet das ebenfalls. Da noch lange regulär auf die 20.000 Plätze abgerissen – „zurückgebaut“ – wird, werden den Betriebskosten lange ebenfalls fehlende Einnahmen und Nutzung gegenüberstehen. In der Zeit des Umbaus (oder nochmaligen Umbaus/Einbaus wie in London) wird also nicht einmal ein theoretischer Nutzen möglich sein (außerder 400 Luxuswohnungen, die man eingeworfen hat, um den Anschein von Nachnutzung oder ein besonders sozialen Ader zu erwecken).
Da es für die 300 Millionen-Euro Schwimmhalle in der OlympicCity ebenfalls (an dieser Stelle) keinen Bedarf gibt, darf mit hohen Zuschüssen zu Betriebskosten gerechnet werden.
Die Sporthalle wird ja gar nicht genutzt – man baut dort lediglich zusätzlich zu den Kosten der Sporthalle für den Neu- und Gesamtpreis des Kreuzfahrtterminals in Steinwerder ein Terminal. Wieder 0 Nachnutzung bzw. ökonomischer Totalverlust (weil alle Gelder der Sporthalle versanden und kein Euro des Bau für das Terminal nachgenutzt wird).