Die Zeit der bunten Bildchen und tollen Versprechungen hat nun einen Anker in der Wirklichkeit: 11,2 Mrd Euro sollen die Olympischen Spiele kosten. Derzeit 7,4 Mrd. Euro davon müssten die SteuerzahlerInnen auf den Tisch legen, sollte die Annahme zutreffen, dass es Einnahmen von 3,8 Mrd. Euro durch die Spiele gibt. Das sind die finanziellen Eckdaten, die der Senat heute präsentierte. Diese Daten fallen etwas niedriger aus als die Spiele in London gekostet haben, aber bislang noch jede Planung Olympischer Spiele stellte sich am Ende als teurer raus. Allerdings plant der Senat auch Kosten privater Investoren mit 3,6 Mrd. Euro ein. Damit wären die Gesamtkosten bei 14,7 Mrd. Euro.
- Der Finanzreport ist hier als PDF zum download.
- Die Warnungen des Hamburger Rechnungshofs vor den Risiken der Olympia-Bewerbung: Rechnungshof bestätigt erhebliche Olympia-Risiken – keine Grundlage für Referendum!
Dem Abendblatt ist zu entnehmen: „Allein für den Bau der Olympischen Stätten plant der Senat knapp zwei Milliarden Euro ein, die OlympiaCity auf dem Kleinen Grasbrook soll zudem knapp 1,7 Milliarden Euro kosten. Das geplante Olympiastadion ist mit 295,3 Millionen Euro veranschlagt, mit einer Kostenvarianz, allen Baunebenkosten, Steuern und einer möglichen Preissteigerung soll es maximal 595,7 Millionen Euro Kosten.“ Der Senat behauptet, dass „bei allen Posten der Kalkulation die Inflation sowie Risikofaktoren berücksichtigt“ wären. „Die Kosten beinhalten also stets das ,Worst Case‘-Szenario. Man werde die errechnete Summe ,eher unterschreiten als übertreffen'“, so das Abendblatt.
- Update – Reaktionen: Die Links-Fraktion warnt: „Wahre Zahlen gibt es erst nach dem Referendum“ und schreibt: „Die vorgestellten Zahlen sind sehr vage, viele Positionen und Risiken fehlen noch völlig. Der Bericht klärt zum Beispiel nicht, welche Hafenbetriebe wie und zu welchen Kosten verlagert werden. Auf alle kritischen Nachfragen hat der Bürgermeister sehr ausweichend geantwortet. Das größte Problem ist die Frage, wer die Kosten eigentlich übernehmen soll.
Immer war davon die Rede, dass der Bund zwei Drittel bezahlt und Hamburg ein Drittel. Jetzt heißt es, dass diese Frage erst im Februar geklärt wird – also nach dem Referendum.“ Erstaunlich dezent der Bund der Steuerzahler Hamburg: Der fordert größte Sorgfalt bei Planung und Ausführung Olympischer Spiele. „Eine Verletzung der Schuldenbremse werden wir nicht tolerieren“. Die CDU-Fraktion behauptet: „Hamburg kann sich Olympia 2024 leisten“. Die SPD-Fraktion meint: „Ehrliche Zahlen – Finanzreport schafft Klarheit über die Kosten für die Olympischen und Paralympischen Spiele“. Und die Grüne-Fraktion glaubt: „Kosten sind tragbar – wenn der Bund seiner Verantwortung gerecht wird“. Und die FDP meint: OLYMPIA ALS CHANCE – UND HERAUSFORDERUNG. Und dann wären wir bei der Handelskammer, die meint, dass es sich „um eine hervorragend angelegte Investition für den Sport, den Wohnungsbau, die Integration, die Beschäftigung, das Wachstum, die Bekanntheit und für die Zukunft unserer Stadt, Norddeutschland und das gesamte Land“ handelt.
SPOX berichtet außerdem: „Von den Gesamtkosten soll der Bund, so Scholz, 6,2 Milliarden Euro schultern. Die Stadt Hamburg übernehme die übrigen 1,2 Milliarden Euro für die Austragung der Spiele. „Die Finanzkraft der Stadt Hamburg wird nicht überfordert“, betonte Scholz.“ Dort ist auch zu lesen: „Bei der Erstellung des Konzepts seien fast 700 Einzelteile des Gesamtprojekts inklusive Inflations- und Risikozuschlag durchgerechnet worden. Man werde die errechnete Summe ,eher unterschreiten als übertreffen‘.“
- NTV berichtet auf Basis von SID: „Kritische Stimmen an der Hamburger Bewerbung waren zuletzt jedoch vor allem mit Blick auf die momentane Flüchtlingskrise aufgekommen. „Vor dem Hintergrund dieser Problematik ist solch eine Bewerbung für die Olympischen Spiele moralisch und finanziell nicht zu verantworten“, sagte Dirk Seifert, Umweltaktivist und Internetblogger von der Hamburger NOlympia-Bewegung.“ Und der Focus berichtet: „Das sind gigantische Zahlen, wenn man bedenkt, dass es hier um eine Sportveranstaltung geht“, sagte Dirk Seifert, Umweltaktivist und Internetblogger von der Hamburger NOlympia-Bewegung, dem SID: „Es ist das Gegenteil von dem eingetreten, was ich erwartet und erhofft habe. Diese Spiele sind enorm teuer. Wie Hamburg das meistern will, ist mir schleierhaft.“ Weiter heißt es dort: „Seifert kritisiert die Zahlen auch im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise. „Vor dem Hintergrund dieser Problematik ist solch eine Bewerbung für die Olympischen Spiele moralisch und finanziell nicht zu verantworten“, sagte Seifert: „Die Flüchtlingsproblematik wird dem Hamburger und dem Bundeshaushalt noch einiges abverlangen.““ Siehe auch hier Spiegel-Online.
Die Zahlen und wie sie zustande gekommen sind bzw. was sie genau beinhalten, wird man in den nächsten Tagen sicherlich noch genauer analysieren müssen.
Die 11,2 Mrd. Euro beziehen sich auf die Planungen bis einschließlich der Durchführung der Spiele. Danach werden nochmals 1,135 Mrd. Euro für die Umsetzung der Nach-Olympischen-Phase entstehen, also z.B. die Nutzbarmachung des Grassbrooks. Außerdem heißt es im Bericht auf Seite 115: „Die Entwicklung wird flankiert von privaten Investoren, insbesondere im Wohungs- und Gewerbebau in Höhe von 3,63 Mrd. Euro bis 2024 und weiteren 4,99 Mrd. Euro bis 2040.“
Privatinvestitionen bis zu den Spielen veranschlagt der Senat mit 2,313 Mrd. Euro für die Olympia City und im weiteren 463 Mio Euro (Phase B) und 4,381 Mrd. Euro in Phase C. Das Mediendorf kommt in der Phase A noch einmal mit 1,229 Mrd. Euro hinzu.
Nimmt man die gesamten Kosten ohne Unterscheidung nach privat und öffentlich zusammen, dann ergibt sich ein Betrag von Gesamtkosten in Höhe 14,7 Mrd. Euro bis 2024!
Also höchsten zwölf Elbphilharmonien, geht doch … (Gibt es bei Olympia allerdings 1000% Kostensteigerung wie bei der Elbphilharmonie wird’s eng.)
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Die HSH-Nordbank wird die Olympia-Mrd. schon irgendwie aus dem Hut zaubern… – Mehr dazu sicherlich in der kommenden Woche aus den Medien.
Ein Olympiastadion ist gut. Endlich ein Stadion für Hamburg. Wir haben hier ja kein einziges. Knapp 300 Mio veranschlagt, also 750 Mio dann wenn es fertig ist. Und nach Olympia verwenden wir es für.. äh.. möchte irgendwer? Der HSV? Ach.. ihr habt ja das Volksparkstadion.. FCSP? Nein Danke? Millerntor! Dann fluten wir es und setzen Buckelwale hinein..
Ist ja wirklich erstaunlich, wie dezent sich der Steuerzahlerbund äussert. Bei dem einige tausend Euro teuren Fahrradzähler an der Alster, der angeblich auch Hunde zählt, was sich ja im Nachhinein als „falscher Zuruf einer Dame“ herausstellte ( haha) beschwor er ja den finanziellen Untergang des Abendlandes. Bei teilweise ungeklärten Milliardenausgaben ist er aber handzahm. Wirklich komischer Verein.
Naja, die „konkrete, seriöse und nachhaltige“ Nachnutzungs ist ja das „Wohnstadion“, beziehungsweise Stadion, beziehungsweise Wohnung. Also nix konkretes. Mal sollte da ein American Football-Team spielen, mal irgendwer anders. Wer den Unterhalt des Stadions trägt? Keine Ahnung. Wer in einem Stadion wohnen will? Keine Ahnung. Wer in einem Stadion Sport machen darf, das Wohnungen beherbergt? Keine Ahnung!
Kurzum: ein Stadion für eine knappe Milliarde gebaut, ohne das es (an dieser Stelle) einen Bedarf für ein Stadion gäbe, danach teurer Rückbau auf Nicht- oder Vielleicht-Stadion und irgendwie Wohnungen…
Im übrigen wird selbst noch Jahre nach Olympia im Stadion „rückgebaut“ werden, also niemand wohnen.