Dem Abendblatt geht die Puste aus! Jetzt berichtet das Blatt mal – etwas eigenwillig – über uns. „(N)Olympia kritisiert Aktionen in der Stadt“. Ist aber auch wirklich nicht einfach. Seit Anfang Januar gibt es täglich mindestens einen Artikel im Blatt. Das Ziel: Stimmung machen für Olympia, damit bei der in rund 14 Tagen anstehenden nächsten DOSB-Umfrage möglichst viele HamburgerInnen auf die Frage, wie Olympia-Geil Hamburg ist mit „Super-Geil“ antworten. Den Umfrageergebnissen wird für die DOSB-Entscheidung am 21. März, ob Hamburg oder Berlin für Deutschlands ins olympische Rennen gehen sollen. Der Abendblatt Chefredakteur Haider hat im Januar beim Frühjahrsempfang die Kampflosung ausgegeben: „Lassen Sie uns für Spiele in Hamburg sein“
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Dass das Abendblatt „Kampagne“ macht – nicht zum ersten Mal – ist inzwischen nicht mehr zu übersehen. Der DLF berichtete jüngst unter der Überschrift: „Lobbyisten statt Journalisten“ und stellt fest: „Der Chefredakteur des „Abendblatts“, Lars Haider, hat seine Position allerdings bereits deutlich gemacht, auf dem Neujahrsempfang seines Verlags, dokumentiert im Internet. „Wir Hamburger sind leider schnell und erfahren darin, gegen etwas zu sein. Lassen Sie uns dieses eine Mal für etwas sein: für Olympia in Hamburg! (Applaus)“ (Abendblatt). Da klatschen sie – die Stadtprominenz inklusive. Das „Abendblatt“ liefert inzwischen, ganz konsequent, eine tägliche Olympia-Seite. Die ist für Haider nicht zuletzt ein Instrument, „um allen Leserinnen und Lesern zu sagen, was Hamburg von den Spielen hätte: Olympia würde den Wohnungsbau voranbringen, die Entwicklung neuer Stadtteile beschleunigen, die Bekanntheit Hamburgs in der ganzen Welt dramatisch erhöhen. Und: Die reine Bewerbung um die Spiele würde diese Stadt, die an so vielen Ecken auseinander zu bröseln droht, endlich hinter einer Idee versammeln.“
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Außerdem ist die Zeitung Teil eines Förderkreises aus lokalen Medien, die gemeinsam Anzeigen platzieren. „Gemeinsam am Start für Olympia“, heißt es in der Projektbeschreibung. Und auch das Ziel wird benannt: „Die wachsende Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger für die Spiel zu steigern.““
Noch mal genauer, was Haider beim Frühjahrsempfang des Abendblatts vor der vermeintlichen Hamburger Prominenz zur Aufgabe Olympische Spiele für Hamburg sagte: „Dieses Mal sind wir dran, nicht weil wir eine schöne Stadt, sondern weil wir ein sehr gutes Konzept haben. Und vor allem: weil wir es wollen. Wir sind leider schnell und erfahren darin, gegen etwas zu sein. Lassen Sie uns ausnahmsweise für etwas sein: für Olympia in Hamburg! Und lassen Sie uns all jenen, die noch zweifeln, erklären, dass Olympia auch bei jenen großen Hamburger Problemen helfen würde, die jetzt im Wahlkampf Thema sind: bei der Infrastruktur, beim Bau von neuen Straßen, Brücken, beim öffentlichen Nahverkehr …“
An diesem „Auftrag“ des Abendblatts ändert sich auch nichts, wenn – wie oben – ausnahmsweise mal unser Blog erwähnt wird oder – wie hier („Konstruktive Kritiker der olympischen Idee“) oder hier über den Chef des Hafenunternehmensverband („Bonz warnt: Zu wenig Zeit für die Vorbereitung auf die Spiele„) – über Kritik an den Spielen berichtet wird.
Es gäbe wahrlich gute Gründe, wenn in diesen Zeiten Medien und Journalisten ihre Aufgabe kritisch reflektieren. Auch wenn es Unabhängigkeit in der einen (Anzeigengeschäft) oder anderen (auch Journalisten haben Meinungen) Weise nicht in der Reinheit des Wortes geben kann. Wenn sich Medien in der Weise ausrichten, wie es das Abendblatt in der Olympia-Berichterstattung macht, muss man sich nicht wundern, wenn es da bei vielen Menschen zu eigenwilligen Betrachtungen kommt. Immerhin: Der DLF berichtet darüber, dass laut Abendblatt-Chef Haider Redakteure sich bei ihm beschwert hätte, nachdem er das Kampfziel der Zeitung zur Olympia-Bewerbung von Hamburg ausgegeben hatte.
Es geht bei Olympia um viel Geld. Nicht nur für IOC und Großkonzerne, sondern auch für die Medien und konkret beim Abendblatt um Auflage und Anzeigen. Lesen (oder hören) wir einfach, was Daniel Bouhs vom Deutschlandfunk weiter berichtet:
„“Medien sind für Olympia“
Werden bei Olympia aus Journalisten nun Lobbyisten? Thomas Horky, der selbst einst beim „Abendblatt“ gearbeitet hat und nun an der Macromedia Hochschule Sportjournalismus lehrt, kann die Tendenz „Medien sind für Olympia“ nachvollziehen:
„Die Olympischen Spiele sind das größte Medienereignis dieser Welt. Die Medien profitieren letztendlich von diesen Ereignissen, sie bekommen Aufmerksamkeit und damit können sie letztlich auch Leser, Zuhörer und Zuschauer gewinnen.“
Schon allein, wenn es auch nur zu einer Bewerbung kommen sollte, hätten lokale Medien jahrelang zu tun. Für „Abendblatt“-Chef Haider geht es aber auch um mehr, sagt er auf Nachfrage:
„Der Hauptgrund ist der, dass Hamburg in der Welt leider nicht so bekannt ist, wie die Hamburger es gerne hätten oder gern glauben, und dass Olympia eine dramatische Chance wäre, diese Bekanntheit Hamburgs in der Welt zu verbessern.“
Immerhin: In Redaktionen lebt hierzulande die Pluralität. Haider erzählt, dass sich Redakteure bei ihm beschwert hätten: Eine klare Linie des gesamten Blattes für Olympia, das gehe nicht.
„Kaum hatte ich das verkündet, gab es mehrere Kollegen, die mir schrieben: Das können wir so nicht machen, wir müssen ausgewogen sein. Und das findet sich dann auf dieser Seite.“
Wie kritisch sind Lokalmedien wirklich? Kritiker wie der (N)Olympia-Aktivist Dirk Seifert werden das im Blick behalten. Die Stoßrichtung seiner Lokalzeitung ist nun allerdings klar.“
Nagut, ein Fehler. Als Lokalzeitung gehen wir garantiert nicht durch. Nicht nur, weil wir schnöde ohne jedes wirtschaftlichen Vorteil lediglich bloggen. Sondern auch, weil wir – ehrenamtlich und politisch klar motiviert – gegen journalistische Grundpflichten immer wieder verstoßen.
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Wenn man genau hinsieht, wer sich vehement für Olympia einsetzt und wessen Interessen bedient werden, dann sollten schon ein paar Alarmglocken zu hören sein.
Das IOC ist auf keinem Fall ein Interessenverband der Steuerzahler, der ja letztlich für alles aufkommt.
Das IOC ist auch kein Wohlfahrtsverein der sich an irgend welchen Kosten beteiligt.
Das IOC ist ein Profitorientiertes „Unternehmen“ welches den Ausrichter benutzt um durch ihn sein Vermögen zu mehren und dessen Hochbezahlten Funktionären ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.
Das ist leider aus Olympia geworden.
Es verdienen zu viele nicht Sportorientierte Unternehmen an Olympia und benutzen dieses Event als Plattform Würden die Macher der Olympischen Spiele sich wieder in der Hauptsache auf den Sport konzentrieren, würde alles viel Überschaubarer und Kostengünstiger sein und dann hätte Hamburg meine Stimme.
Aber so wie es jetzt ist, sind viel zu viele Unbekannte ( beziehungsweise Bekannte die nur an Olympia verdienen) vorhanden und dass alles viel teurer wird hat die Vergangenheit dutzend mal gezeigt.
Olympia in Hamburg so wie es jetzt ist nein danke
PS Soll Berlin das machen, die können dann ja passend ihren Flughafen 2024….nein ich meine 2028 gleichzeitig mit Olympia eröffnen.