Frage: „Es ist aus den damit befassten Dienststellen zu hören, dass die Verlagerung der Flächen zwischen fünf und sieben Milliarden Euro kosten wird.“ Antwort: „Das ist nicht unrealistisch. Hinzu kommen gegebenenfalls die Kosten für die Erschließung neuer Hafenflächen. Eine weitere Herausforderung stellt die Baustellenlogistik dar.“
Bereits im September 2014 hatte Martina Goy in der Welt diese Frage im Zusammenhang mit der Hamburger Olympia-Bewerbung und den damit verbundenen Umlagerungen von Hafenbetrieben gestellt . Geantwortet hatte niemand anders als Gunther Bonz, Verbandspräsident des Hamburger Hafenverbands, der in dem Interview bestätigt , dass diese Kostendimension zutreffend sei. Darüber hatten wir natürlich in diesem Blog schon berichtet: Hafenwirtschaft not amused – Handelskammer kriegt Gegenwind.
- In einem anonymen Brief hatte uns vor einigen Wochen jemand auf Kosten von sechs Milliarden Euro für diesen Teilaspekt der Olympia-Bewerbung hingewiesen: Anonymer Hinweis: Enorme Kosten für Olympia Hamburg
Immer wieder hatte dieser Hafenverband darauf gedrungen, dass er für die Verlagerung der betroffenen Betriebe einen vollständigen Ersatz der Umsiedlungskosten samt Flächenvorbereitung vom Senat verlange. Zuletzt hatte der Verband an alle Mitglieder des Plenums der Handelskammer in einem Brief diese Forderung unterstrichen. (Auch „Hamburg für die Elbe“ griff das auf.)
Letzte Woche nun hat sich das Plenum der Handelskammer mit dem Anliegen befasst. Freilich wird da tunlichst vermieden, solch gruselige Zahlen wie „fünf bis sieben Milliarden Euro“ zu erwähnen. Von dem Plenum berichtet die Welt: „Mit deutlicher Mehrheit hat sich das Plenum der Handelskammer Hamburg für eine Unterstützung der Pläne für eine Olympia-Bewerbung ausgesprochen.“
In diesem einfachen Satz verbirgt sich durchaus etwas interessantes, denn für die Handelskammer ist das ungewöhnlich: Nur eine „deutliche Mehrheit“ und kein einstimmiger Beschluss! Der Grund sind die „Handelskammer-Rebellen“ (umweltFAIRaendern.de), die sich als „Die Kammer sind wir“ seit dem Frühjahr im Plenum der Handelskammer für massive Reformen einsetzen.
Die Welt berichtet über die Plenums-Sitzung: «Wir wollen weiter an diesem Projekt mitarbeiten, um die Interessen der Wirtschaft einzubringen», sagte Präses Fritz Horst Melsheimer am Freitag. Die bis zum 21. März verlängerte Vorbereitungsphase will die Handelskammer mit 100 000 Euro für Prozess- und Marketingberatung unterstützen.“ Die Welt und auch der NDR verweisen ebenfalls darauf: „Als Bedingung für eine Unterstützung nannte das Plenum allerdings, dass die Interessen der Hafenwirtschaft „angemessen berücksichtigt“ sowie kleine und mittlere Unternehmen im Realisierungsfall angemessen einbezogen werden. Zudem forderte das Plenum, dass Kosten und Finanzierung der Olympischen Spiele vor einem Referendum im Oktober 2015 seriös ermittelt werden und die Schuldenbremse eingehalten wird.“
Das klingt ja gar nicht so schlimm: „Angemessen berücksichtigt“ – natürlich. Wie viel der bis zu sieben Milliarden wohl angemessen sind? Der Senat schweigt dazu bis heute – passt ja auch gar nicht in die weihnachtliche und olympische Vorfreude.
Ach ja: Wie wir hören hat die Handelskammer außerdem beschlossen, eine Mitgliederbefragung in Sachen Olympia-Bewerbung durchzuführen. Das soll ebenfalls auf die Initiative der Kammer-Reformer zurückgehen.
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Korrigiert mich, wenn ich falsch liege:
Angenommen es werden neue Mietwohnungen in gehobener Bauqualität erstellt. Die kosten dann so bei 3.000 Euro pro m².
Es könnten also allein für die geschätzten Kosten der Umsiedelung der Hafenbetriebe mehr als 25.000 neue hochwertige 2-, 3- und 4 Zimmer Wohnungen gebaut werden.
Was für ein Irrsinn für 2 Wochen Party!