Es ist schon ein paar Monate her, dass der Zusammenschluss (N)Olympia Hamburg 13 kritische Fragen an den Hamburger Senat gestellt und auch 13 unkritische Antworten von ihm erhalten hat. In der aktuellen GEW-Zeitschrift hlz finden sich noch weitere Fragen, mit denen die Gewerkschaft die „Diskussion um die Eckpfeiler für die Bewerbung Hamburgs aus gewerkschaftlicher Sicht“ zu initiieren versucht. Verfasst wurde der Artikel u.a. von Norbert Baumann, Mitarbeiter der GEW-Sportkommission, verabschiedet wurde er vom gesamten Landesvorstand, was zeigt, dass das Thema bei den Gewerkschaften angekommen ist. Gut so!
In der Einleitung befasst sich Baumann kritisch mit der Rolle des IOC, das die Olympische Idee „durch eine hemmungslose Kommerzialisierung, durch Fälle von Korruption, völlige Intransparenz der Entscheidungen in der Vergabe- und Durchführungspraxis sowie soziale und ökologische Sündenfälle“ gründlich desavouiert habe. Zudem wird die derzeitige Olympia-Kampagne scharf kritisiert, die „eher auf Emotionen und abstrakte „Olympia-Begeisterung“ denn auf sachlich begründete Informationen als Grundlage für eine qualifizierte
Entscheidung der Bevölkerung“ basiere. Des weiteren werden 8 Eckpunkte festgehalten, „deren Beantwortung wesentlich für eine Entscheidung der Hamburger Einzelgewerkschaften und des DGB über eine Zustimmung zu oder Ablehnung von einer Hamburger Olympiabewerbung sei“.
Hier die Eckpunkte in Kurzfassung:
1) Hat der Hamburger Senat eine Chancen- und Risiken-Abwägung für die Stadt vorgenommen?
2) Ist der Senat bereit, Eckpunkte für ein Vertragswerk zwischen Stadt und IOC zu formulieren, ohne deren Erfüllung durch das IOC es keine Olympischen Spiele in Hamburg geben wird und akzeptiert der Senat die Regel 34 der Olympischen Charta, die Knebelverträge zwischen der austragenden Stadt und dem IOC festschreibt?
3) Wie wird sichergestellt, dass die Stadt das Primat in Bezug auf die Olympiabewerbung hat und nicht wie derzeit der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB)?
4) Wieso sind die Gewerkschaften bisher nicht in den Olympiabewerbungs-Prozess eingebunden?
5) Liegen bis zur geplanten Volksbefragung transparente Konzepte und Zahlen vor?
6) Wie stellt der Senat sicher, dass:
a) die Arbeits- und Sozialstandards der Gewerkschaften und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vor und während der Olympischen Spiele eingehalten werden?
b) die mit den Spielen verbundenen Steigerungen von Immobilien- und Mietpreisen verhindert wird?
7) Das Konzept des Senats sieht vor, dass für die Zeit der Spiele die Bezirks-Sporthallen als Trainingsstätten genutzt werden. Welche Ausweichmöglichkeiten gibt es für den Breiten- und Schulsport?
8) Die letzten Olympischen Spiele in Sotchi zeigten, dass das IOC und die Sport-Spitzenverbände nicht in der Lage sind, Doping zu bekämpfen. Wie wirkt der Senat ein, dass „dieses Problem umfassend und rechtlich notfalls auch gegenüber Sportorganisationen einer Lösung zugeführt wird?“
Wir freuen uns über diese kritischen und notwendigen Fragen und sind gespannt auf die Antworten des Senats.
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