London und die bitteren Olympia-Pillen

Wenn derzeit in Hamburg über Olympia diskutiert wird, fällt bei Befürworter/innen gerne das Stichwort „London“ als großes Vorbild für die Hansestadt: London sei mit einem Plus aus den Olympischen Sommerspielen hervorgegangen, weiß beispielsweise der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zu berichten. Wir von NOlympia Hamburg sagen: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast und verweisen auf den äußerst lesenswerten Artikel von Jules Boykoff „What is the real price of the London Olympics“, den NOlympia Bayern ins Deutsche übersetzt hat. Auch die taz zeigt, wie sich die britische Regierung Olympia schön rechnet. Weiterlesen

Brasilien zwischen Fußball-WM und Olympia

Foto: Phyllis Bußler

Auf dem Morro da Providência in Rio de Janeiro. Foto: Phyllis Bussler

Brasilien hat nicht nur ein, sondern gleich zwei Megaevents hintereinander zu stemmen und die negativen Folgen von WM 2014 & Olympia 2016 haben vor allem im letzten Jahr zu Massenprotesten im ganzen Land geführt. Auch derzeit regt sich Widerstand gegen die Brutalität und Repression der Militärpolizei. Amnesty International berichtet, dass – seit dem Ende der Fußball-WM – allein in Acari, einer Favela in Rio de Janeiro, mindestens neun Menschen bei Einsätzen der Militärpolizei getötet wurden. (N)Olympia empfiehlt den 119. Jour fixe der Gewerkschaftslinken zum Thema „Soziale Kämpfe in Brasilien“ am 3. September im Curio Haus. Eingeladen ist Phyllis Bußler von KoBra (Kooperation Brasilien e.V.). Sie ist ebenfalls Sprecherin der Brasilienkoordinationsgruppe der deutschen Amnesty-Sektion. Anbei die Ankündigung. Weiterlesen

Olympia in Zahlen

Rettungsanker Olympia?

Rettungsanker Olympia?


Höher, größer, teurer? (N)Olympia Hamburg hat ein paar Fakten rund um das Großevent zusammen getragen. Die meisten Zahlen zur benötigten Infrastruktur sind offiziell vom IOC herausgegeben, auf diesen fußen auch die aktuellen Bewerbungsideen von Hamburg und Berlin. Die Zahlen zur Klimabilanz sind den Gutachten zu den – als nachhaltig angepriesenen – Olympischen Sommerspielen London 2012 entnommen.

• 26 Olympische Sportarten finden in 35 Sportstätten sowie 30 Trainingsstätten statt;
• 10.500 Sportler/innen beherbergt das Olympische Dorf; dazu kommen 6.500 Trainer/innen und Betreuer/innen;
• 42.000 Zimmer in der 3-5 Sterne Kategorie werden für die „olympische Familie“ benötigt;
• Bei der letzten Bewerbung rechnete Hamburg mit 500.000 Gästen täglich;
• 16.000 Medienvertreter/innen sind während der Spiele anwesend;
• 70.000 freiwillige Helfer/innen waren in London dabei;
• 10.000 Dixi Klos stehen rund um die Olympischen Stätten Besucher/innen zur Verfügung; Weiterlesen

Brot und Spiele – Sportgroßevents als Katalysator für Aufwertungsvisionen

Die Olympischen Spielstätten sind militärische Sperrzonen: London im Jahr 2012,  Foto (CC): Sybille Bauriedl

Die Olympischen Spielstätten sind militärische Sperrzonen: London im Jahr 2012,
Foto (CC): Sybille Bauriedl

(N)Olympia Hamburg kommt in Bewegung. „Brot und Spiele“ heißt eine vom BUKO Arbeitsschwerpunkt StadtRaum Hamburg in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg und ‚Zusammen Leben & Arbeiten‘ organsisierte Veranstataltungreihe. Die Themen: Städtische Umstrukturierung, Sicherheitspolitik im Zusammenhang mit sportlichen Großevents und die was die (Debatte um eine) Olympia-Bewerbung mit Hamburg macht. Mehr dazu von den Veranstaltern hier…

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Olympia Hamburg – Lernen von München – Der Host-City-Vertrag und das Diktat des IOC

Die Hamburger Handelskammer, der Sportbund und SPD/CDU wollen das – was vier Bayerische Landkreise im Herbst 2013 kategorisch ablehnten: Olympische Spiele. In vier Volksentscheiden sagte eine Mehrheit nein zum Internationalen Olympischen Komittee (IOC) und den Plänen der Münchener-Olympiamacher. Nicht nur die konkrete Bewerbung, sondern auch die Bedingungen, die das IOC mit dem sogenannten Host-City-Vertrag diktiert, standen in Bayern massiv in der Kritik. Den Host-City-Vertrag 2018 und Kommentare und Gutachten zu diesem Vertrag stellen wir hier mit freundlicher Erlaubnis von www.nolympia.de vor. Weiterlesen

Olympisches Rechnen und andere Wagnisse

Hamburger Sportbund und Sportsenator sind sich einig über Olympia

Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, da sprach sich der Hamburger Sportbund (HSB) gegen eine Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Sommerspiele 2024 aus. Und da nicht klar sei, wer am Ende auf den Kosten hängen bleiben würde, hatte auch der Senator für Inneres und Sport, Michael Neumann (SPD), abgewunken. Lediglich Uwe Seeler stand damals mit seinem Wunsch, nach einer erneuten Olympiakandidatur, allein auf weiter Flur.

Am Montag luden die Sportfunktionsträger des HSB und ebendieser Senator nach Eimsbüttel, um ihre Olympia-Begeisterung unter die organisierten Sportler (darunter auch ein paar Sportlerinnen) zu bringen. „Wir wollen es wagen“, war die Botschaft des Abends und wer sich konkrete Informationen über diese Olympia-Bewerbung erhofft hatte, der wurde vertröstet. „Wir reden hier nicht über ungelegte Eier“, so Neumann. Also wurde heute nicht über konkrete Flächen, Projekte und mögliche Auswirkungen geredet, sondern es blieb bei der abstrakten Skizze einer Olympiade, die ihr „Herzstück im Hafen“ habe und „keine Anwohnerinnenproblematik“ mit sich bringe. Die Wilhelmsburger Reichsstraße wird endlich verlegt und Wilhelmsburg erhielte eine U-Bahn mit einem Schlenker über das neu entstandene Olympische Dorf. Kurz: Wir haben es hier – so wurde mehrfach betont – mit einem Konzept zu tun, das „organisch die Stadtentwicklung fortsetze“ und dies müsse man jetzt nur noch den Bürgerinnen und Bürgern vermitteln.

Auch beim Blick auf die Kosten hat Neumann eine positive Botschaft: Der größte Teil finanziere sich über Bundesmittel, die aber nur dann fließen, wenn Hamburg die Olympiade ausrichte und nicht Berlin. Als Infrastrukturkosten im Zuge der Olympiade nannte Neumann die Zahl von einer Milliarde Euro, die man auf zehn Jahre verteilen müsse, was „eine machbare Summe von 100 Millionen Euro pro Jahr“ ergebe würde. Im Prinzip seien, so Neumann, die anfallenden Kosten lediglich vorgezogene Kosten für Infrastrukturprojekte, die man sowieso vorhabe. Dass genau diese Kosten das Hauptargument der Gegner/innen sein werden, ist wohl auch den Olympia-Sympathisanten mehr als klar.

Als Referenzstadt wird immer wieder London genannt, nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der gemeinsamen hanseatischen Tradition des Understatements. Rückbaubar und nachhaltig sollten die Londoner Spiele sein, auch dies ein Vorbild für Hamburg. Und seit ein paar Tagen rechnet die britische Regierung vor, dass London finanziell mit einem Plus aus den Sommerspielen 2012 hervorgegangen sei, weiß der Hamburger Innensenator zu berichten. Doch ist nicht alles Gold, was glänzt: Die Zahlen sind geschönt, rechnen Wirtschaftsanalytiker vor, weil u.a. die Umsätze, die auch ohne Olympia gemacht worden wären, nicht gegengerechnet wurden; Mietsteigerungen von mehr als 10 Prozent im East End sind keine Seltenheit und ob die geschaffenen Arbeitsplätze im schlecht bezahlen Dienstleistungsbereich wirklich von Dauer sein werden, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen.

Auf jeden Fall zeigt London, welche Kosten wirklich auf die Hansestadt zukommen würden. So beliefen sich die Gesamtinvestitionen der britischen Regierung, um die Olympischen Spiele und die Paralympics auszurichten, auf 20,1 Mrd. Pfund. Und wenn Senator Neumann mit Verweis auf die Schuldenbremse betont: „Olympia auf Pump wird es nicht geben“, dann bleibt die Frage, wer bitte schön die anfallenden Kosten tragen wird. Zum Zeitpunkt, als alle Bürgerentscheide um die Winterspiele 2022 in Bayern scheiterten, stellten sich Sportbund und Sportsenator genau diese Frage und die damals gegebenen Antworten waren eindeutig.