Olympisches Rechnen und andere Wagnisse

Hamburger Sportbund und Sportsenator sind sich einig über Olympia

Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, da sprach sich der Hamburger Sportbund (HSB) gegen eine Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Sommerspiele 2024 aus. Und da nicht klar sei, wer am Ende auf den Kosten hängen bleiben würde, hatte auch der Senator für Inneres und Sport, Michael Neumann (SPD), abgewunken. Lediglich Uwe Seeler stand damals mit seinem Wunsch, nach einer erneuten Olympiakandidatur, allein auf weiter Flur.

Am Montag luden die Sportfunktionsträger des HSB und ebendieser Senator nach Eimsbüttel, um ihre Olympia-Begeisterung unter die organisierten Sportler (darunter auch ein paar Sportlerinnen) zu bringen. „Wir wollen es wagen“, war die Botschaft des Abends und wer sich konkrete Informationen über diese Olympia-Bewerbung erhofft hatte, der wurde vertröstet. „Wir reden hier nicht über ungelegte Eier“, so Neumann. Also wurde heute nicht über konkrete Flächen, Projekte und mögliche Auswirkungen geredet, sondern es blieb bei der abstrakten Skizze einer Olympiade, die ihr „Herzstück im Hafen“ habe und „keine Anwohnerinnenproblematik“ mit sich bringe. Die Wilhelmsburger Reichsstraße wird endlich verlegt und Wilhelmsburg erhielte eine U-Bahn mit einem Schlenker über das neu entstandene Olympische Dorf. Kurz: Wir haben es hier – so wurde mehrfach betont – mit einem Konzept zu tun, das „organisch die Stadtentwicklung fortsetze“ und dies müsse man jetzt nur noch den Bürgerinnen und Bürgern vermitteln.

Auch beim Blick auf die Kosten hat Neumann eine positive Botschaft: Der größte Teil finanziere sich über Bundesmittel, die aber nur dann fließen, wenn Hamburg die Olympiade ausrichte und nicht Berlin. Als Infrastrukturkosten im Zuge der Olympiade nannte Neumann die Zahl von einer Milliarde Euro, die man auf zehn Jahre verteilen müsse, was „eine machbare Summe von 100 Millionen Euro pro Jahr“ ergebe würde. Im Prinzip seien, so Neumann, die anfallenden Kosten lediglich vorgezogene Kosten für Infrastrukturprojekte, die man sowieso vorhabe. Dass genau diese Kosten das Hauptargument der Gegner/innen sein werden, ist wohl auch den Olympia-Sympathisanten mehr als klar.

Als Referenzstadt wird immer wieder London genannt, nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der gemeinsamen hanseatischen Tradition des Understatements. Rückbaubar und nachhaltig sollten die Londoner Spiele sein, auch dies ein Vorbild für Hamburg. Und seit ein paar Tagen rechnet die britische Regierung vor, dass London finanziell mit einem Plus aus den Sommerspielen 2012 hervorgegangen sei, weiß der Hamburger Innensenator zu berichten. Doch ist nicht alles Gold, was glänzt: Die Zahlen sind geschönt, rechnen Wirtschaftsanalytiker vor, weil u.a. die Umsätze, die auch ohne Olympia gemacht worden wären, nicht gegengerechnet wurden; Mietsteigerungen von mehr als 10 Prozent im East End sind keine Seltenheit und ob die geschaffenen Arbeitsplätze im schlecht bezahlen Dienstleistungsbereich wirklich von Dauer sein werden, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen.

Auf jeden Fall zeigt London, welche Kosten wirklich auf die Hansestadt zukommen würden. So beliefen sich die Gesamtinvestitionen der britischen Regierung, um die Olympischen Spiele und die Paralympics auszurichten, auf 20,1 Mrd. Pfund. Und wenn Senator Neumann mit Verweis auf die Schuldenbremse betont: „Olympia auf Pump wird es nicht geben“, dann bleibt die Frage, wer bitte schön die anfallenden Kosten tragen wird. Zum Zeitpunkt, als alle Bürgerentscheide um die Winterspiele 2022 in Bayern scheiterten, stellten sich Sportbund und Sportsenator genau diese Frage und die damals gegebenen Antworten waren eindeutig.

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