Dieses Olympia ist eine Flut von Themen und man weiß manchmal gar nicht, dass alles zu kommentieren, zu berichten oder wie auch immer. Irgendwie gibt es auch komische Gleichzeitigkeiten, wie die Meldungen bei einem aufschlagen. Z.B. heute: Da möchte man amüsiert den Kopf schütteln, wenn Olaf Scholz schon mal von Sport-Bild eine „Olympia-Trophäe“ für die Hamburg-Bewerbung überreicht bekommt. Und schon in der nächsten Mail steht ein Hinweis auf einen Artikel aus dem Tagesspiegel, der einen ganz anderen Blick auf die Wirklichkeit und Olympia bringt: „Ein Jahr vor Olympia – In Rio wird wieder geschossen“. Und wie kann man das anders ertragen als gedoped? Bei der Leichtathletik – wo es massive Vorwürfe gibt – reagieren laut Deutschlandfunk Offizielle mit dem Hinweis: „Das ist Hysterie“, also das mit den Drogen und dem Sport. Diese Welt ist einfach kurios.
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Archiv der Kategorie: Hamburger Konzept
Hamburg diskutiert die Spiele – So war’s für das Publikum
Hier noch eine Ergänzung zum vorherigen Artikel. Artur Brückmann, ASTA-Referent der Uni Hamburg, hat uns ein Foto des Publikums gemailt und er beschreibt das Veranstaltungssetting so:
„Es gab ausschließlich Plätze mit Tischen für PressevertreterInnen bzw. geladene Gäste. Das normal sterbliche Publikum war nicht einmal eingeplant, weshalb die AStA-VertreterInnen der HafenCity-Uni und wir vom AStA der Uni Hamburg uns sehr lautstark Stühle von der anderen Seite des Foyers ranschaffen mussten und sie an die Seite gestellt haben. Meine einzige Einflussmöglichkeit als Zuschauer (die Veranstaltung wurde eine halbe Stunde vor Plan beendet, ohne das Publikum sprechen zu lassen) waren Zwischenrufe und lautes Lachen.
Gegen Ende der Diskussion wurde ich dann während der lächerlichen und dummdreisten Ausführungen von Prof. Maennig zur Sympathie korrupter IOC-Funktionäre von einem Veranstalter gemaßregelt, ich solle mich doch benehmen wie alle anderen „Zuschauer“ und könne ja hinterher mit Herrn Maennig noch diskutieren. Die Auseinandersetzung zwischen diesem Sittenwächter und mir erregte die Aufmerksamkeit eines Ḱameramanns, der eine Weile die Szenerie filmte. Ebendieser Kameramann hat mir hinterher ermunternd auf die Schulter geklopft und nochmal nachgefragt, was dort los gewesen sei. Er meinte, dass er mich gerne lachend ins Bild genommen hätte, was aber dann eben nicht mehr möglich war, weil ich mit dieser unentspannten Aufsichtsperson diskutieren musste.
Nach der Veranstaltung hat ein weiterer Pressevertreter bzw. Techniker Benedikt Schroeter auf die Schulter geklopft und ihm dafür gedankt, dass er so frei und authentisch gesprochen hat, da man die Veranstaltung ja sonst nicht ausgehalten hätte.“
„Ist das nicht überzeugend, was hier gesagt wurde?“ Hamburg diskutiert die Spiele – eine Analyse
Gestern fand der erste Runde Tisch „Hamburg diskutiert die Spiele“ der Olympia-Initiative „Feuer und Flamme“ statt. Die Initiative fußt, so die Selbstbeschreibung, „auf der Tatkraft der Handelskammer und dem Engagement von Alexander Otto, der mit seiner Alexander Otto Sportstiftung dem Hamburger Sport seit Jahren eng verbunden ist“. Auch ich habe im Namen von Alexander Otto und dem ECE-Konzern eine Einladung bekommen und gestern begründet, warum ich persönlich nicht an diesem Veranstaltungs-Setting teilnehmen werde: Es ist keine Debatte, sondern PR. Die Begründung ist in den Kommentaren zu meinem Blogartikel nachlesbar.
Nun gibt es die Veranstaltung online nachzusehen und ich nutze den Anlass, um meine Kritik an der Verwischung einer vermeintlich neutralen Informationsveranstaltung mit Public Relation genauer zu erläutern. Beginnen wir mit der räumlichen Inszenierung:
Olympischer Drogenhandel, drunter und drüber und ein Ratschlag
- Hamburger – Total olympisch, auch wenn es drunter und drüber geht und wohl viel zu teuer wird: „Homemade cheeseburger“ von Thogru
Eigentlich wollte ich jetzt grad mal über den olympischen Drogenhandel, über den die ARD vor wenigen Tagen in einer umfassenden Dokumentation berichtet hat (Deutschlandfunk hier), schreiben. Und darüber, warum IOC und ähnlich unglaublich wichtige Funktionäre bei den Zollkontrollen am Hamburger Flughafen künftig von lästigen Beamten verschont bleiben wollen (aber gut: Hamburg denkt ja nur). Auch eine Gegenrede zu dem neuen Minderwertigkeitskomplex einiger hiesiger PolitikerInnen und MedienvertreterInnen, deren Selbstbewußtsein irgendwie nicht darüber hinweg kommt, dass es noch ein paar Menschen auf dieser Welt gibt, die zwar Hamburger, aber Hamburg aus unerfindlichen Gründen noch nicht kennen, hatte ich schon vorgedacht. Weiterlesen
Olympia-HH: Twickel, Kamerun, jetzt Michael Weber – “Kultur ist das, was übrig bleibt, wenn der letzte Dollar ausgegeben ist.“ (Mark Twain)
Auf dem Weg zum Olympia-Referendum mobilisiert die Stadt auf allen Kanälen, auch unter den Kulturschaffenden. Nachdem Christoph Twickel öffentlich seine Absage an eine Olympa-Kultur-Initiative unter der Regie der Kultursenatorin begründete, hatte bereits Schorsch Kamerun seine Eindrücke von der Veranstaltung hier geschildert. Auch der Schauspieler Michael Weber hat an dem Treffen teilgenommen und erzählt hier, warum, was er sich so denkt, wie es war und was er von Olympia hält. Weber ist am Schauspielhaus, betreibt Blacktrash und ist auch regelmäßig im Polittbüro zu sehen. Ein Beitrag von Michael Weber … Weiterlesen
Verdi Hamburg und Olympia-Bewerbung: War da was?
Bereits im Januar fasst das höchste Gremium der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Hamburg einen fulminanten Beschluss gegen die Olympia-Bewerbung. Solange „die dauerhafte Finanzierung sozialer Infrastruktur und öffentlicher Dienstleistungen durch Olympia gefährdet ist“, sei Ver.di gegen die Bewerbung. Während sich dieser Tage kirchliche Einrichtungen in die Olympia-Debatte einmischen und Forderungen zu den Kosten und sozialen Folgen stellen, ist es bei der Ver.di erstaunlich still geworden – jedenfalls in der Öffentlichkeit. Weder zu den Auseinandersetzungen im Hafen um die Verlagerung der dortigen Betriebe und der damit verbundenen Arbeitsplätze, noch zu anderen Themen wie dem Referendum oder den sozialen Themen hat sich ver.di Hamburg seither zu Wort gemeldet. Bis heute ist nicht einmal der Beschluss gegen die Olympia-Bewerbung auf der Homepage von Ver.di online. Weiterlesen
Hafen und Olympia-Konflikt: Flächen, Umsiedlungen, Wohnen, Umwelt, Natur

BUND und Diakonisches Werk Hamburg: Ökologische und soziale Risiken der Olympia-Bewerbung
Dass Olympische Spiele auch was mit Risiken, Nachteilen und Belastungen zu tun haben, mögen im Senat und der Bürgerschaft sowie Wirtschaftskreisen viele nicht hören. Doch die Stimmen, die auf derartige Probleme hinweisen, werden mehr und sie werden lauter. „Landespastor Dirk Ahrens, Chef des Diakonischen Werkes in Hamburg, fordert den Senat auf, die sozialen Auswirkungen von Olympia 2024 zu diskutieren. Er schlägt vor, dass der Senat eine unabhängige Kosten-Nutzen-Analyse mit einem detaillierten Armutsbericht vorlegt – und zwar rechtzeitig vor dem Referendum im Herbst.“ (Abendblatt) Auch der BUND Hamburg warnt: „Die in Politik und Wirtschaft erkennbare Olympia-Begeisterung darf nicht dazu führen, dass Natur und Umwelt in der Stadt unter die Räder kommen und andere wichtige Bereiche wie etwa Soziales, Bildung oder der Breitensport das Nachsehen haben“, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg in einer Presseerklärung vom Freitag. Weiterlesen
Schorsch Kamerun, Kultur, Olympia: Ein Nein kann auch ein Nein sein.
Am 8. Juli hatte die Kulturbehörde zahlreiche Kulturschaffende zu einem „Ideenfest“ rund um ein mögliches Olympia-Kulturprogramm geladen. Auf der Gästeliste stand auch Schorsch Kamerun, Theaterregisseur und Sänger der Band Goldene Zitronen. Der ist der Einladung gefolgt. Wir haben ihn gefragt, wie er denn zur Olympia-Bewerbung steht und wie’s ihm auf dem Fest in der Kampnagel gefallen hat. Hier seine Antwort:
Schorsch Kamerun: „Ich bin dort hingegangen und hatte bereits im Vorfeld Kritik geäußert. Man schrieb mir aber, dass Kritik dort durchaus willkommen sei. Ich glaube nicht an die angekündigte „bescheidene“ und „nachhaltige“ Giga- Veranstaltung innerhalb von Leuchtturmprojekt-Wachstumsstadtpolitik, Sponsoringweltinteressen und autoritären IOC- Regeln und das wollte ich auf diesem „Ideenfest“ genannten Treffen anmerken. Weiterlesen
Ökonomie der Aufmerksamkeit – Zur 3. Olympia-Stadtwerkstatt
Ein Gastbeitrag von Sybille Bauriedl
Am 7. Juli 2015 hat die dritte Stadtwerkstatt stattgefunden, in der es um die Planung der Standorte für die Trainings- und Wettkampfstätten für die Olympiabewerbung ging.
Durchgeführt wurde die Werkstatt von der gerade gegründeten Bewerbungsgesellschaft Hamburg 2024 GmbH und der Hamburger Stadtmarketingagentur Urbanista. Der Untertitel der Veranstaltung lautete „auf Dialog bauen“. Wie zu erwarten, ging es dabei nicht um einen ergebnisoffenen Dialog, sondern um den Stand einer von der Hamburger Regierung fest eingeplanten Bewerbung. Die Teilnehmer_innen der Stadtwerkstatt sollen zu deren Erfolg beitragen, unter dem zu Beginn formulierten Motto: „Wenn gute Ideen aus ihren Reihen kommen, sind wir gewillt diese aufzunehmen.“ Von der Moderatorin wurde diese Form der Bürgerbeteiligung „Kommunikations- und Lernprozess“ genannt.