„Spiele mit dem Bürger“ heißt der Titel eines TV-Beitrags im WDR-Magazin „Sport inside“ von Grit Hartmann und Robert Kempe. Darin gehen die beiden Journalisten kritisch mit den Behauptungen und Selbst-Inszenierungen des Deutschen Olympischen Sport Bundes um, der demnächst entscheiden will, mit welcher Stadt – Hamburg oder Berlin – er in das Rennen um die Olympischen Spiele 2024, 2028 gehen will.
Hartmann und Kempe verweisen auf viele wichtige Aspekte, die derzeit bei der Stimmungsmache für die Olympia-Bewerbung nur zu gern hinten runter fallen. Interessant z.B., dass der bayerische Rechnungshof noch immer nicht damit fertig ist, die Finanzen der Olympia-Bewerbung von München zu bewerten, weil da offenbar jede Menge mit den Bewerbungskosten getrickst wurde. Der Verdacht, dass das auch in Hamburg so sein wird, liegt auf der Hand. So werden offiziell kaum Gelder aus dem Haushalt eingesetzt, dafür mischen öffentliche Unternehmen bei der einseitigen Olympia- Werbung mit. Das aber sind – gebau betrachtet – durchaus Gelder, die dem Steuerzahler gehören. (Siehe als Hinweis z.B. die letzte Kleine Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten Heike Sudmann: Vorgeschmack auf die Vermarktungsmaschinerie Olympia? (PDF) und auch hier: Stimmungen statt Kosten: Olympia-Bewerbung)
Kritik an den Kosten, z.B. wie sie hier auch von Karl Brenke vom renommierten Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW, siehe WDR-Beitrag – oder hier in einem Gastbeitrag von ihm im Tagesspiegel) vorgetragen werden, sind im Olympia-Taumel einiger Kontrahenten derzeit absolute No-Gos.
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„Olympische Spiele – rauschendes Fest des Sports, Leistungsschau der Nationen, Milliarden an den Bildschirmen. Zugleich: Milliardengrab. Mit Kostenüberschreitungen um mehr als 300 Prozent seit 1960, wie Wissenschaftler der Universität Oxford errechnet haben. Zuletzt London 2012: 14 Milliarden Pfund – statt geplanter vier Milliarden. Sotschi 2014 – Preisrekord mit über 50 Milliarden US-Dollar. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schickt für 2024 trotzdem einen Bewerber ins Rennen, gegen starke Konkurrenz wie Boston oder Rom, vielleicht Paris, Istanbul, Budapest, Doha. Für Deutschland sollen es Hamburg oder Berlin richten – nach vier gescheiterten Versuchen.“
Und weiter heißt es auf der Redaktionsseite: „Der WDR erinnert auch an das Olympia-Desaster für die Münchener-Bewerbung, die gleich in vier bayerischen Kreisen im Volksentscheid grandios scheiterte. „Die letzte Bewerbung für München 2022 stoppte ein Bürgervotum – ein Trauma für den Sport. Deshalb soll der Bürger jetzt „mitgenommen“ werden, gar „partizipieren“, gibt es groß angelegte Werbekampagnen – aber kaum Fakten, vor allem nicht zu den Kosten der Spiele. Intransparenz als Basis für den Optimismus der Olympialobbyisten? Das DOSB-Präsidium jedenfalls klammert sich an Meinungsumfragen, die es unter je 1500 Einwohnern in beiden Städten in Auftrag gegeben hat. Andere Kriterien für die Wahl zwischen Hamburg und Berlin legen die Spitzenfunktionäre nicht offen. Dabei haben sie noch eine Altlast aufzuarbeiten: die Geschäfte der 2011 gescheiterten Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH.“