Immer wieder versucht der angeblich so transparente Senat die Konflikte zu verschweigen oder schön zu reden, aber der Hamburger Hafenverband ist nun – wie das Abendblatt berichtet – richtig sauer auf den rot-grünen Senat und seine Planungen für die Olympia-Bewerbung. Auf einer Krisensitzung haben man sich „zeitweise angeschrien“ berichtet das Blatt und schreibt unter der Überschrift „Hamburgs Hafenwirtschaft gegen Olympia-Pläne“ (der Link ist kostenpflichtig, mit dem Titel über Google-News-Suche aber (oft) lesbar) auch: „Eine kurzfristig angesetzte Krisensitzung am Dienstagabend, bei der neben Senats- und Hafenvertretern der Olympia-Projektmanager der Stadt, die Handelskammer, der Industrieverband sowie die Geschäftsleitung der Hamburg Port Authority anwesend waren, brachte keine Einigung.“ Der Hafenverband wirft dem Senat mit Blick auf frühere Verabredungen Wortbruch vor.
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Bereits seit längerem äußert sich der Lobby-Verband der Hafenwirtschaft kritisch zu den Plänen der Olympia-Bewerbung, die nicht nur auf dem Kleinen Grasbrook mit massiven Umbau-Maßnahmen erfolgen soll. Mehrfach hatte der Chef vom Hafenverband, Gunther Bonz, (außerdem Geschäftsführer bei Eurogate und Chef der europäischen Hafenunternehmen Feport) darauf hingewiesen, dass nicht nur für die umzusiedelnden Betriebe und deren bis heute nicht bekannten neuen Standorte Gravierendes auf dem Spiel steht. Er hatte auch gewarnt, dass die über Jahre andauernden Baustellen eine schwere Belastung des Verkehrs im Hafenbereich mit sich bringen und damit die normale Geschäftstätigkeit behindern könnten. Und nicht ganz unwesentlich hatte er darauf hingewiesen, dass für die Umsetzung der umfangreichen Maßnahmen im Hafen nach einer IOC-Entscheidung im Sommer 2017 viel zu wenig Zeit zur Verfügung stünde.
Das denkt der sich nicht einfach aus: Andere Olympia-Freunde haben immer wieder darauf hingewiesen, dass Olympia viele Großprojekte vor allem im Hafen beschleunigen würde.
Nur nebenbei bemerkt: „Beschleunigung“ ist immer auch ein Hinweis darauf, dass Bürgerbeteiligung auf der Strecke zu bleiben droht.
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Eine Kritik, die nicht aus der Luft gegriffen war, wie sich jetzt nach der Vorstellung der bisherigen Senat-Pläne für den Grasbrook zeigt und die den Hafenverband nun auf die Barrikade bringen. Während der Senat zunächst mit den Umbauten auf dem Grasbrook erst nach einer IOC-Entscheidung für Hamburg beginnen wollte, sollen diese nun bereits vorher in Angriff genommen werden. Eine Entscheidung, die nicht nur für die Hafenwirtschaft von Bedeutung ist, sondern natürlich auch für die BürgerInnen, denn damit werden milliardenschwere Maßnahmen ausgelöst – egal ob Olympia kommt oder nicht.
Im Abendblatt heißt es: „Weiterhin beklagt der Hafenverband, der Senat habe ursprünglich erklärt, dass die Nutzung des Kleinen Grasbrooks nur erfolge, wenn Hamburg den Olympia-Zuschlag bekomme. Unterdessen hat der Oberbaudirektor der Stadt, Jörn Walter, bei der Vorstellung der Pläne am 2. Juni aber gesagt, dass die Stadt eine Wohnbebauung auf dem Kleinen Grasbrook auch dann realisieren werde, wenn Hamburg nicht für die Spiele ausgewählt werde.“
Klar ist dem Bericht des Abendblatts zufolge auch: Olympia wird im Hafen wohl mehr Flächen in Anspruch nehmen, als bislang behauptet: Das wirft der Hafenverband in einem Brief dem Senat vor und stellte fest, dass „entgegen der ursprünglichen Zusagen würden die aktualisierten Olympia-Pläne mehr Hafenflächen in Anspruch nehmen. Die Haupthafenroute würde von erheblichen Verkehrseinschränkungen betroffen sein.“
Da kracht es mächtig zwischen Teilen der Hafenwirtschaft und dem Senat. Am Dienstag brachte ein Krisengipfel im Rathaus keine Einigung, im Gegenteil kam es zu offenbar sehr emotionalen Auseinandersetzungen (siehe oben). Faktisch wirft der Hafenverband dem Senat Wortbruch vor: „In einem Vermerk des Hauptgeschäftsführers des UVHH, Norman Zurke, heißt es: „In dem sehr kontroversen Gespräch wurde deutlich, dass für die Stadt die seinerzeit gegenüber der Hafenwirtschaft gemachten Zusagen offenbar nicht bindend sind“, heißt es in einem im Abendblatt zitierten Brief des Verbandes.
Nun sollen regelmäßige Gesprächsrunden helfen, die Konflikte zu lösen. Wie diese Lösungen dann aussehen werden, werden wir sehen, klar ist aber, sie dürften etwas mit Steuergeld zu tun haben!
Gegenwind für die Olympia-Bewerbung
Die Konflikte in Sachen Olympia-Bewerbung nehmen zu. Das merkt auch der NDR: „Wie sehr will Hamburg Olympische Spiele wirklich?“ fragt der Sender und berichtet: „Noch ist die Olympia-Stimmung in Hamburg gut, aber es gibt auch mahnende Gegenstimmen, die nicht zu überhören sind.“
Da wären die Freunde von NOlympia-Hamburg, über die der NDR schreibt: „Viele der rund 60.000 Anwohner auf den Elbinseln sorgen sich weiter wegen der Belastungen und Veränderungen, wenn Olympia auf den Kleinen Grasbrook ganz in ihre Nähe kommt. Auch NOlympia, die bundesweite Gegenbewegung, hat sich nun auf Hamburg eingestellt. „Wenn wir uns angucken, was die Stadt geplant hat, dann ist das unfassbar größenwahnsinnig. So viele Milliarden, die da verschlungen werden, das halten wir für sehr problematisch“, sagt NOympia-Sprecherin Marie Behr.“
Und auch der NDR sieht den Hafenverband als nicht zu überhörende Stimme: „Gefährlich für die positive Olympiastimmung kann aber einer werden: Gunther Bonz, der Präsident des Vereins der Hamburger Hafenunternehmer. Er ist ein Fachmann für Attacken auf der Außenbahn und fragt: „Wie viele Arbeitsplätze sollen denn noch gefährdet werden für olympische Zwecke?““
Auf die aktuellen Konflikte zwischen Senat und Hafenverband geht der NDR nicht weiter ein, auch wenn er offenbar von dem Krisengipfel im Rathaus informiert war.
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