Da ist inzwischen viel in Bewegung gekommen, so mit der Hamburger Olympia-Bewerbung und dem laufenden Referendum. Der BUND Hamburg sagt Nein, auch der Zukunftsrat (PDF) hält das derzeit für die richtige Antwort. Sogar im HSV-Stadion zeigen Fans Banner gegen Olympia, wie auf der Seite Faszination Fankurve zu sehen ist. Schorsch Kamerun, Regisseur und Sänger der Goldenen Zitronen brachte auf Hamburg1 die Olympia-Frage auf den Punkt: „Ich glaube nicht, dass ständiges Wachstum möglich ist, ich glaube nicht an Leuchtturmprojekte. Nachhaltig ist Beschiss. Da glaubt kein Mensch dran, das ist Blödsinn. Schon der Rahmen für diese Pläne ist ein Problem. Auch London hat verbrannte Erde hinterlassen.“ (zitiert nach Abendblatt).
Die Nerven bei den Olympia-Verfechtern dürften ein wenig angespannt sein, angesichts der Entwicklungen in den letzten Wochen. Nicht so sehr, weil zahlreiche Planungen nur ansatzweise und bruchstückhaft vorliegen. Gewichtiger dürften die geschätzten insgesamt 15 Mrd. Euro sein, vor allem die vorläufige Absage der Bundesregierung, die die von Scholz zugeteilten 6,2 Mrd. Euro für Hamburgs Infrastruktur-Entwicklungsprogramm derzeit nicht aus Bundeskassen hinblättern will. Sein Ultimatum, Hamburg zahle lediglich 1,2 Mrd. Euro und Punkt wird, das darf man spekulieren, nicht das Ende der Fahnenstange sein, – wenn es nicht beim Referendum ohnehin zu einem Nein kommt.
Von der vielzitierten Olympia-Euphorie ist dieser Tage jedenfalls kaum noch was zu hören oder zu lesen – wenn es sie denn jemals gab. Auf Schulveranstaltungen fragen junge Menschen nach den Herausforderungen für die Unterbringung der Kriegs-Flüchtlinge und ob Olympia da nicht eher ein Schaden wäre. Fast schon beschwörend ist vom DOSB-Chef Hoermann und anderen dieser Tage immer wieder zu hören, dass die Skandale um Schwarze Kassen bei der FIFA und /oder dem DFB in keinem Fall negative Auswirkungen auf das Referendum haben werden. Denn: Das IOC ist ja in keinem Fall mit der FIFA vergleichbar. Gut das der Verein St. Pauli sich zurückhält und nicht in den Reigen der Sport-Verbands-Chefs eingestimmt hat.
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Update: Da passt man einmal nicht auf und schon wird die DFB-Zentrale und einige Privatwohnungen von Staatsanwaltschaft und Steuerfahnung im großen Stil durchsucht, Vorwürfe gegen Beckenbauer vertieft (SZ, Spiegel) und der Countdown läuft: Wann wird Niersbach zurücktreten? Heute, morgen… ?
Und sicherlich werden auch die Meldungen über die für die HamburgerInnen kostenpflichtige Gründung einer Bad-Bank bei der HSH-Nordbank den einen oder die andere Wahlberechtige/n ins grübeln bringen, wie viele Finanzabenteuer (Elbphilharmonie) sich diese Stadt noch leisten kann. Da geht es – wie der NDR berichtet – um faule Kredite in Höhe von 15 Mrd. Euro und die Frage: Wie wird das auf die öffentlichen Kassen zurückschlagen? Und war da nicht auch noch was mit hohen Verlusten der Stadt bei Hapag-Lloyd, weil sich die Aktien leider entgegen den Erwartungen von Bürgermeister Scholz auf Talfahrt befinden? Sonderangebot, nennt das Abendblatt das, ich würde sagen: Schade um mein Steuergeld!
Irgendwie frage ich mich die ganze Zeit: Wo eigentlich steckt dieser Bund der Steuerzahler, der doch sonst immer zur Stelle ist. Na gut, die diskutieren noch.
Und wo wir schon mal bei der Wirtschaft sind, die in Hamburg so richtig Feuer und Flamme für Olympia oder große Bauprojekte ist. Vollmundig war versprochen worden, sich an den Kosten einer Olympia-Bewerbung zu beteiligen: Vorläufiges Endergebnis: Nada!
Es mag eine Sache des Geschmacks sein, aber die Werbe-Plakat-Kampagne, die nun von allen Seiten für „Das gibts nur einmal“ über uns kommt, hat fast schon was beruhigendes: Mag sich wirklich eine breite Masse der HamburgerInnen mit diesen komischen Vögeln und diesem eigenartigen Design anfreunden und das irgendwie mit „große Chance“ in Verbindung bringen? Jugend gegen Olympia nimmt die Kampagne zurecht auseinander.
Und dann ist da noch das Abendblatt, das nach der Ansage seines Chefredakteurs einfach gar nichts auslässt, um die Olympia-Bewerbung zu unterstützen. Nicht, dass dort nichts kritisches berichtet wird. Aber selbst den LeserInnen dürfte die Parteinahme des Blattes doch hier und da schon lästig geworden sein und vielleicht ein wenig die Frage verstärken: Darf eine Zeitung sowas?
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Derweil nimmt sich der Spiegel jenseits der großen (noch fehlenden) Summe einige Details des Finanzreports vor: „Im Unterpunkt 3.13 „Sonstige Maßnahmen“ ist zum Beispiel der Fuhrpark verzeichnet, den die olympische Familie nebst Parkmöglichkeiten während der Spiele in Anspruch nehmen darf. 15,62 Millionen Euro würde es kosten, die Damen und Herren angemessen durch die Hansestadt zu kutschieren. Rausgeschmissenes Geld. Aber so ist das nun mal bei Olympia. Es gibt etliche Posten in dem Papier, die einfach nur nach Millionengrab klingen. Kosten für geplante Großparkplätze: 23 Millionen Euro. Für Fahrradständer: 32 Millionen. Für eine temporäre Anlage für Wettkämpfe im Schießen: 19,6 Millionen.“ Auch den Spiegel wundert ein Betrag von unter 500 Mio Euro für die Sicherheit bei den Spielen 2024, der nur ein Drittel der Kosten von London umfasst.
Unerwähnt bleiben Hinweise im Finanzreport, dass einige der recht relevanten Kosten z.B. mit der Umsiedelung der Hafen-Unternehmen noch nicht wirklich beziffert werden.
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