Damit keine Zweifel aufkommen, ich bin nicht mit Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), verwandt. Aber der Seifert „hat die Politik für den Umgang mit den Meinungsumfragen in Berlin und Hamburg zur möglichen Olympia-Bewerbung kritisiert“, berichtet Sport.de. „Nach meinem Verständnis wähle ich Politiker, damit sie mir komplexe Entscheidungen abnehmen“, sagte Seifert der „Sport Bild“. „Eine solch komplexe Entscheidung wie eine millionenschwere Bewerbung um Olympische Spiele, die im Erfolgsfall Milliarden-Investitionen mit sich bringt, muss man steuerlich, ökologisch, finanziell, sozial unter ganz vielen Gesichtspunkten abwägen.“
Zu kritisieren ist die laufende Umfrage des DOSB zur Olympia-Stimmung ohne Frage. In erster Linie aber, weil es weder in Berlin noch in Hamburg wirkliche Informationen darüber gibt, was ein Ja für Olympia eigentlich bedeutet. Bei den Kosten solcher Spiele, die im Ernstfall von den BürgerInnen zu tragen wären, ist bislang so gut wie nichts bekannt. Vor diesem Hintergrund ist die laufende Umfrage sicherlich sehr begrenzt aussagefähig.
Die Kritik, die hier von Seifert erhoben wird, ist eine komische Mischung: Die Politik müsse entscheiden, aber die BürgerInnen sollen mitgenommen werden. Vor allem aber kritisiert der DFL Geschäftsführer mögliche Manipulationen durch Minderheiten und die sozialen Medien: „Grundsätzlich bin ich dafür, dass man die Bevölkerung mitnimmt“, erklärte Seifert. „Aber wir leben in einer Zeit, in der Personenminderheiten Meinungsmehrheiten suggerieren können, auch durch den geschickten Einsatz sozialer Medien.“ Daher sei ein Meinungsbild nicht allein auf Umfragen zu reduzieren. „Wenn ich das delegiere auf eine Meinungsumfrage in der Fußgängerzone, überfordere ich erstens den Normalbürger und unterstütze zweitens die Tendenz, dass hinterher ganz viel zugespitzt wird.“
In der Tat spricht der DLF-Geschäftsführer hier Aspekte an, die Fragen aufwerfen. Es ist ja nicht nur derzeit in Hamburg so, dass Personenminderheiten, die allerdings zufällig größere Unternehmen besitzen, in die Meinungsarbeit eingestiegen sind und sich Werbeflächen und Events etwas kosten lassen können. Auch in den sozialen Medien kann mit etwas Geld mehr bewegt werden als ohne. Ob der DLF-Seifert das aber meint?
Sport.de berichtet weiter: „Seifert betonte, es solle die Stadt Kandidat werden, „in der die meisten Leute Olympia wollen und nicht die, in der die wenigsten dagegen sind“. Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga, sieht das ähnlich. „Wir sollten auch nicht zu viel Rücksicht auf irgendwelche Abstimmungen nehmen“, sagte er. „Mal ketzerisch gefragt: Warum sollen Leute befragt werden, die sich eh nicht für Sport interessieren?““
Ja, warum eigentlich? Weil sie am Ende trotzdem die Olympia-Zeche zahlen müssen?