Viel heiße Luft: Keine IOC-Reform in Sicht

Reform für die Katz? IOC sieht sich selbst nicht als  Problem.

Reform für die Katz: IOC sieht sich selbst nicht als Problem.

„Olympic-Agenda 2020“ – so der vollmundige Titel des Werks, das Thomas Bach nun als große Reform präsentiert, welche Anfang Dezember auf der 127. IOC-Session in Monaco verabschiedet werden soll. 40 Empfehlungen gibt es, bei genauerer Betrachtung kann man von Reform nun wirklich nicht sprechen: Das IOC kommt für ein paar seiner eigenen Reisekosten selbst auf, das Bid Book wird es nur noch digital geben, Lobbyisten verständigen sich auf einen Ethik-Code, Diskriminierungen sind – wie in Demokratien üblich – verboten und es gibt ein paar kleine Finanzspritzen für die Bewerbung, während die maßgeblichen Infrastruktur- und Risikokosten weiterhin die Host-Citys zu tragen haben. Wolfgang Zängl von NOlympia München setzt sich detailliert mit den 40 Empfehlungen auseinander. Sein Fazit: „Das IOC erweitert mit seinen ,40 Empfehlungen‘ sein Geschäftsfeld auf zusätzliche gesellschaftliche Felder. Die ,Reform‘ ist keine, da keine grundsätzlich dringend notwendigen Änderungen vorgenommen werden. Der IOC-Sport soll die gesellschaftlichen Felder der Welt weiter erobern.“

Weitere kritische Pressestimmen zur IOC-„Reform“ weisen vor allem auf den Fakt hin, dass das IOC sich selbst nicht als Teil der Reform sieht und somit auch keine Reflexion der problematischen eigenen Strukturen vornimmt: Stichwort Korruption! Tobias Oelmaier kommentiert dazu in dw.de: „Und einen Aspekt hat man offenbar ganz vergessen, der dazu beitragen würde, den Olympischen Geist wiederzubeleben: Sich selbst zu hinterfragen, die Glaubwürdigkeit der IOC-Mitglieder. Zwar wird künftig – auch das geht aus den Reformplänen hervor – allen Organisationen, die mit der Olympischen Bewegung in Zusammenhang stehen, abverlangt, die Prinzipien der ,Good Governance‘ zu akzeptieren. Eine explizite Bestärkung, dass dieses Bestreben auch für die eigenen Mitglieder gilt, fehlt aber.“ Ähnlich sieht es auch Marc Hagedorn im Weser-Kurier: „Das IOC hat ein Problem: Olympia ist toll, Olympia sorgt für weltweite Einschaltquoten, mit Olympia kann man viel Geld verdienen. Das Dumme nur: Es gibt im Grunde keine seriösen Ausrichter mehr, die diese Mammutveranstaltung noch schultern könnten. In Zeiten von sozialen Problemen, schwächelnden Volkswirtschaften und hoher Arbeitslosigkeit sind aberwitzige Millionenausgaben und rigide IOC-Vorgaben für die Ausrichtung solcher Spiele in den meisten westlichen Demokratien kaum mehr zu rechtfertigen.“

Jörg Winterfeldt bilanziert in der Berliner Zeitung: „Bei der näheren Betrachtung des strategischen Zukunftsplans der olympischen Bewegung wächst der Verdacht, dass nach Abzug der ganz großen Propagandawelle nicht allzu viel übrig bleibt, um die Spiele auf einen optimistischeren Kurs zu setzen.“

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