In Hamburg gibt’s schlechte Luft. In mehreren Stadtteilen werden die seit 2010 geltenden EU-Grenzwerte von Stickstoffdioxid permanent überschritten. Über 200.000 Menschen leben in diesen Stadtgebieten mit gesundheitsschädlicher Luft. Am Donnerstag gab das Verwaltungsgericht Hamburg der Klage eines Anwohners der stark befahrenen Max-Brauer-Allee und der Umweltschutzorganisation BUND Recht und verpflichtete die Hansestadt darauf, mehr für eine bessere Luftqualität unternehmen zu müssen. Eine Klatsche für den SPD-Senat, der meint, dass er mit seinem „Luftreinehalte-Plan“ mit 80 Maßnahmen doch schon genug für Saubere Luft sorgen würde. Zu unpopulären, aber wirksamen Gegenmaßnahmen, wie die Einführung einer City-Maut, eine Umweltzone oder höhere Parkplatzgebühren, mag sich die Stadt hingegen nicht durchringen und sitzt das Problem weiter aus. Dies trotz hoher Geldstrafen, die nun – bei weiterem Verstoß gegen die EU-Richtlinien – drohen würden. Und … was hat das mit Olympia zu tun? – viel!
Ein Großevent, wie die Olympischen Spiele, ist eine große Herausforderung für die Klima- und Umweltbilanz jeder Stadt. London wollte besonders nachhaltige Spiele absolvieren und hat aus diesem Grund eine seriöse CO2-Bilanz (Carbon Footprint) der Spiele vorgelegt. Von folgenden Werten ist das lokale Organisationskomitee LOCOG ausgegangen:
„London 2012“ wird im Laufe von sieben Jahren etwa 3,4 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen;
Die Hälfte, also 1,7 Millionen Tonnen CO2, entfällt auf den Bau der Olympiastätten, des Olympischen Parks und Olympischen Dorfs. Die andere Hälfte des „Carbon-Fußabdrucks“ entfallen auf den Spielbetrieb, die Anreise von Sportler/innen, IOC-Umfeld und Zuschauer/innen, das Catering, die Infrastruktur und die temporären Einrichtungen (Zelte, Sicherheitsvorkehrungen, etc.). Hinzu kommt der Energieverbrauch der Wettkampfstätten mit umgerechnet 15.000 Tonnen CO2. Dies sind ungefähr die CO2-Werte, die Hamburg (falls die Stadt Olympische Spiele austragen würde) zusätzlich zu verkraften hätte. Die Ökobilanz der vermeintlich grünsten Olympischen Spiele, die jemals stattgefunden haben, fällt zwiespältig aus, wie das Handelsblatt an ein paar Beispielen zeigt. Während Zuschauende mit öffentlichen Nahverkehr anreisen sollten, galt dies für die große „Olympische Familie“ nicht, die sich extra Straßen bauen ließ, um von Sportstätte A zu B zu kommen. Dies nur einer der Widersprüche im Londoner Konzept. Nachhaltig in Bezug auf Olympische Spiele heißt nur, dass die immensen Umweltbelastungen, die aufgrund der Größe der Spiele zwangsläufig anfallen, möglichst gering bleiben. Klimaneutral, wie oft suggeriert wird, können Olympische Spiele nicht sein, sondern allenfalls können die eklatantesten Auswirkungen reduziert werden.
Die offene Frage, die bleibt: Wie verkraftet Hamburg, die zusätzlichen 3,4 Millionen Tonnen CO2, wenn die Stadt schon im normalen Betrieb nicht in der Lage ist, die Grenzwerte einzuhalten?
photo credit: trombone65 (PhotoArt Laatzen) via photopin Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Umwelt & Klima und verschlagwortet mit CO2-Bilanz, London, Nachhaltigkeit von Nicole Vrenegor. Permanenter Link zum Eintrag.
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