„Die Kosten für die Olympischen Spiele sind noch völlig offen“, schreibt die WELT am 2. November und verweist darauf, dass sowohl in Hamburg als auch in Berlin niemand genau sagen kann, wie teuer denn der Spaß „Olympische Spiele 2024“ wirklich werden wird. Auffallend vage sind die offiziellen Aussagen in Bezug auf die Kosten und angesichts der fortschreitenden Zeit ist es umso erstaunlicher, dass es nach wie vor dazu keinerlei Schätzungen und Aussagen gibt.
Selbst wenn noch nicht jedes Detail bis ins Kleinste durchgerechnet ist, eine Hausnummer – ob es sich hier um 2, um 6 oder sogar um 10 Milliarden Euro handelt – müsste doch drin sein. Schließlich liegt die Hauptbefürchtung der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf Olympia in den explodierenden Kosten. Hamburg befindet sich im Vorwahlkampf zur Bürgerschaftswahl 2015 und im Sinne der Transparenz wäre es gut zu wissen, über welches grobes Sümmchen wir denn hier sprechen.
Von Sportsenator Michael Neumann hört man jedenfalls zu den Kosten nur Ausweichendes. Selbst in dem langen NDR-Gespräch zum Thema Olympia ist zum wichtigsten Punkt, der Finanzierung, wenig Erhellendes zu erfahren. Nach wie vor kursiert die Summe von 2 Milliarden für den Stadionbau, die sich – laut Neumann – aber erst mit einem Gutachten konkret fassen lassen würde. Auffällig ist schon jetzt die Strategie, weite Teile der anfallenden Kosten unter „Stadtentwicklungskosten“ zu stellen, um sie damit aus der Olympiarechnung rauszunehmen. So sagt Neumann hier im Interview:
„Der Bau einer U-Bahnlinie, der Bau von Straßen, der Bau eines komplett neuen Stadtteils, von 4.000 Wohnungen, die hinterher Miet- und Eigentumswohnungen sein werden, aber auch Sozialwohnungen, das sind Kosten, die hat die Stadt, die haben Wohnungsbaugesellschaften, die hat zum Teil der Bund zu tragen, aber das sind Investitionen in die Infrastruktur unserer Stadt und ich glaube, das kann unsere Stadt gut gebrauchen, an der einen oder anderen Stelle mal renoviert zu werden.“
Auf die Nachfrage, wie viel Geld die Stadt denn für Olympia hinterlegt habe, antwortet der Sportsenator, dass bereits jetzt 50 Millionen im Haushalt für die Bewerbung eingeplant seien, aber – auch hier wieder äußerst vage – gäbe es von der Hamburger Wirtschaft deutliche Signale, dass sie sich an den Bewerbungskosten beteiligen würde. Weit über 50 Prozent der Bewerbungskosten, so ist sich der Senator sicher, sollen über privates Sponsoring wieder reingespielt werden. Olympiabewerbung als Public Privat Partnership? Das kommt einem doch irgendwie bekannt vor: Die Elbphilharmonie lässt grüßen!
Zu den Kosten der Spiele selbst kann Neumann nur mantramäßig wiederholen, dass die meisten Kosten solche sind, die eh anfallen. Das Sportevent als gesamtstädtisches Renovierungsprojekt. Das ist eine verkürzte Darstellung, denn mit der Kopplung bestimmter Stadtentwicklungsprojekte an Olympia, fallen diese Kosten in einem sehr engen Zeitrahmen an und sie fallen natürlich an, weil sich die Stadt für Olympia bewirbt. Zum Tag X, der Eröffnung der Olympischen Spiele, müssen die U-Bahnen/Stadien/Straßen/Sicherheitsvorkehrungen fertig sein. Eine nachhaltige und soziale Stadtentwicklung hingegen hat immer die Möglichkeit, auf Änderungen zu reagieren, Projekte ggf. zu verschieben und den Prozess insgesamt demokratisch zu steuern. Dies entfiele, wenn sich Hamburg an Olympia und somit an die Vorgaben des IOC bindet.
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