Die Meldung hat es in sich: „1,38 Milliarden Euro für sichere Spiele in Hamburg“ titelt die Welt – knapp 10 Jahre bevor in Hamburg nach dem Willen von Handelskammer und Senat Olympische Spiele stattfinden sollen. „Die Behörden setzen dabei stark auf Videoüberwachung“, schreibt die Welt. Auf dem Weg zu den Olympischen Spielen wird sich Hamburg – sollte die Stadt tatsächlich den Zuschlag bekommen – in eine Festung verwandeln.
- Am kommenden Donnerstag und Freitag findet eine große fachwissenschaftliche Tagung mit vielen Olympia-Themen im St-Pauli-Stadion statt: Olympia Hamburg: Die FIFA Falle vermeiden – Kongreß Sport, Ökonomie, Medien. Dort gibt es auch etwas zum Thema Sicherheit: Sportgroßveranstaltungen als Bühne für Sicherheitsspektakel – Sichtbarkeit von Sicherheit bei der WM 2014 in Rio de Janeiro (Dennis Pauschinger; Universität Hamburg & University of Kent/UK)
Friedliche Spiele für die Welt – und Hamburg also Total-Überwachungszone und Festung. Innen- und Sportsenator Neumann liegt – wie die Welt berichtet – ein erstes Sicherheitskonzept von der Polizei (?) vor: „Darin steht, dass der Einsatz von Polizei und Sicherheitsdiensten, Material und Sicherheitstechnik 850 Millionen Euro kosten würde – ohne Berücksichtigung der „außerhalb Hamburg gelegenen Sportstätten.“ Wie die „Welt“ zudem erfuhr, werden zusätzlich knapp 530 Millionen Euro für die Arbeit der Feuerwehr veranschlagt, die in Hamburg auch die Masse an Rettungseinätzen abdeckt und bei einem Megaevent wie Olympia deutlich gefordert sein dürfte. Insgesamt rechnet die Stadt mit Sicherheitskosten in Höhe von 1,38 Milliarden Euro – den Großteil würde wohl der Bund tragen.“
Die Gesamtkosten für die Sicherheit dürften noch höher liegen, denn diverse Sportstätten für die Spiele sind nicht in Hamburg, sondern in Kiel, Hannover, Bremen und anderenorts. Diese Kosten – stimmen die Angaben der Welt – sind in der genannten Summe von 1,38 Mrd. Euro noch nicht enthalten.
Die Welt nennt auch die Kosten der Sicherheit für die Spiele 2012 in London „Die Rechnung für Sicherheit bei den Sommerspielen in England soll sich, je nach Überschlag und ohne die Leistung von Feuerwehr und Rettungsdienst, auf mindestens 1,2 möglicherweise aber sogar 1,9 Milliarden Euro belaufen haben. Hamburg will also gleiche Sicherheit deutlich günstiger bieten.“
Der letzte Satz ist eine Warnung: Denn möglicherweise gelingt es Hamburg nicht, günstiger als London zu planen und auszuschließen ist auch nicht, das in Hamburg das gleiche wie damals in London passiert: Erst kurz vor den Spielen erhöhten sich die Sicherheitskosten drastisch.
Totale Videoüberwachung, Luftabwehr-Kanonen auf Dächern, Einsatz des Militärs und einiges mehr waren mit den Spielen dort verbunden. Wie schön, wenn man uns nun Verspricht: Das alles wird kaum zu sehen sein.
Erinnert sei hier noch mal an einen Artikel aus der ZEIT, der sich mit den Kosten von London befasste: Die Rechnung, bitte. Dort werden Kosten von rund 14 Mrd. Euro für die Spiele genannt. Allerdings auch mit dem Hinweis, dass da nicht alles drin ist. So gehörte der fast eine Milliarde Euro teure Kauf des Geländes für das Olympische Dort und Stadion nicht in diesen Etat. Und vergleicht man die Zahlen zur Sicherheit in dem Zeit-Artikel und den jetzt in der Welt genannten, dann ist erkennbar, dass die realen Kosten wohl deutlich höher gewesen sein müssten.
- „Sportgroßevents, Sicherheitspolitik und Widerstand“
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