Welche Auswirkungen hätten die Olympischen Spiele auf Moorburg? – dieser Frage ist bisher als einzige Zeitung das Elbe Wochenblatt nachgegangen. Der Kleine Grasbrook, der als Olympische Fläche dienen soll, ist eben nicht leer, sondern gut genutzte Hafenfläche. Und für die dort angesiedelten Hafenbetriebe müssten Ausgleichsflächen beschaffen werden.
Die Hafenwirtschaft – fordert, dass es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen innerhalb des Hafens kommen dürfe. Im Falle einer Verlagerung der Betriebe wären nicht nur Entschädigungen fällig, sondern die Hafenwirtschaft wünscht sich zusätzliche Privilegien, wie das Fehlen von Emissionsschutzauflagen. Dies würde auch bedeuten – so zumindest will es die in Hamburg nicht unwichtige Hafenwirtschaft – dass kein Wohnungsbau auf dem Kleinen Grasbrook entstehen dürfe. Dies steht aber im direkten Widerspruch zu den derzeitigen Senatsplänen, welche die Nachnutzung des Olympischen Dorf als Wohnraum vorschlägt.
Aber zurück zu den Ausgleichsflächen und hiermit zu Moorburg. Laut dem Unternehmensverband Hafen Hamburg sind nur folgende Ausgleichsflächen denkbar: „Die dafür infrage kommenden Hafenflächen – konkret die Flächen des Central Terminal Steinwerder sowie die Hafenerweiterungsflächen in Moorburg – müssen daher bis zu einer endgültigen Entscheidung des IOC für eine mögliche Verlagerung freigehalten werden.“ Für beide Flächen gilt: auch sie sind nicht leer, sondern in Nutzung. Eine Fläche – Moorburg – ist ein lebendiges Dorf, das mit dem Bau eines 2,6 Milliarden teuren Kohlekraftwerks schon arg viel mitgemacht hat. Die Wunden, die dieser gigantische Luftverschmutzer im Dorf hinterlässt, sind noch offen und die Moorburger/innen kämpfen weiter für ihr Recht auf Dorf. Schon jetzt fällt Vattenfalls-Milliardenprojekt bei Testläufen durch technische Probleme und Pannen auf und es bilden sich schwarze Wolken über Moorburg.
Wenn nun die Hafenbetriebe dorthin verlegt werden sollen, dann könnte es im Dorf zappenduster werden. Zwar gibt es bis 2035 Bestandsschutz für Moorburg, aber dies bedeutet nicht, dass der Ort bis 2035 besteht, sondern nur, dass die Eigentümer bei einer Enteignung eine Entschädigung bekommen. Diese möglichen Entschädigungskosten für die Anwohnenden wären also auch mit in die „große Olympia-Kostenaufstellung“ mit reinzunnehmen. Eine Transparenz, nicht nur in Bezug auf die Kosten, ist mit der Verabschiedung des Hamburger Transparenzgesetz seit 2012 Pflicht. Auch im Deutschen Archtiketurforum werden die Hamburger Olympiapläne mit Verweis auf Moorburg diskutiert. Hier pflegt man einen Diskussionsstil, der eher nüchtern bis top-down ist, schließlich will man – so die Haltung vieler Forums-Architekten – Stadt bauen und nicht mit lästigen Anwohnenden diskutieren. Im Anfangsstatement wird dennoch die richtige Frage gestellt: „Es wird sich ausserdem mal wieder um die Aussage gedrueckt wo die gegenwaertige Hafennutzung denn hin soll. An der Stelle liegen mehrere aktive und gut ausgelastete Hafen-Terminals (Roro, Container, Kuehlgut). Wo sollen die hinziehen? Wo soll Platz sein, wenn man nicht irgendwann in Moorburg den Hafen erweitern will? Warum drueckt man sich hier um ein Statement?“
Diese Frage aufnehmend, zitieren wir hier abschließend die Stimmen der Anwohnenden aus Moorburg:
Heike Herder: „Die Moorburger freuen sich nicht über die Bewerbung für die Olympischen Spiele. Sollte es zu einer Befragung der Bevölkerung kommen, werden sich die Moorburger sicherlich dagegen aussprechen. Wir haben die Befürchtung, dass Moorburg platt gemacht wird.“
Peter Renck, TSV Moorburg: „Ich fürchte, dass Moorburg unter einer Olympiade in Hamburg wie durch die Hafenerweiterung, die ja in den letzten Jahren nicht mehr zu befürchten war, letztlich doch ziemlich leiden wird. Wir als Moorburger TSV müssen dann damit rechnen, unsere Heimat zu verlieren. Ich persönlich halte nichts von einer Olympia-Bewerbung Hamburgs, da der Breitensport davon nicht profitieren wird.
Foto: https://abendfarben.files.wordpress.com
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