„Daran ist nicht zu rütteln: Bis zum Jahr 2024 wird Hamburg keinen neuen Flughafen bauen können“, so beginnt ein Artikel, der Anfang Februar im Abendblatt erschienen ist und in dem der Flughafenchef Michael Eggenschwiler versichert: Der Hamburger Flughafen kann das! Man müsse lediglich ein paar Zusatz- und Sonderflüge machen und ein paar größere Jets einsetzen. Zudem gibt es ja noch die Idee, dass Sportler, Trainer und Funktionäre bei Airbus in Finkenwerder landen können, um dann mit Barkassen ins olympische Dorf geschippert zu werden. Eine sympathische Idee, auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick stellen sich jede Menge Fragen: Ist das rechtlich, logistisch und – extrem wichtig für die Spiele – sicherheitstechnisch überhaupt möglich? Auch bringt die Einflugschneise über Hamburgs Innenstadt enorme Lärm- und Abgasbelastungen mit sich.*
Nun ja, Berlin hat 2024 vielleicht gar keinen Flughafen, mögen Zyniker/innen denken, aber die Frage, ob Hamburgs Flughafen olympiatauglich ist, wird eine sein, die uns weiter beschäftigen wird. Das wäre ein wichtiger Recherche-Punkt für die von den GRÜNEN präferierte unabhängigen Studie zu Olympia. Nehmen wir Eggenschwiler mal beim Wort und gehen davon aus, dass der Hamburger Flughafen das von seiner Kapazität her schaffen kann. Was heißt dies für das Nachtflugverbot, muss es ausgehebelt werden? Bereits 2010 musste der Senat das Nachtflugverbot für ein Großevent aufheben: für das Endspiel der Europa-League zwischen dem FC Fulham und Atletico Madrid. Damals ging es nur um einen Abend und dies war die Grundbedingung, damit Hamburg überhaupt den Zuschlag für das Finale bekommt: „Hamburg hatte sich 2008 als Austragungsort für dieses bedeutende Finale beworben. Den Zuschlag hat die Stadt aber nur unter der Bedingung bekommen, dass der Flughafen nachts geöffnet wird“, so die damalige Senatserklärung.
Wir erinnern uns: Hamburg wollte sich 2001 schon mal für die Olympischen Spiele, damals für 2012, bewerben und ist in der Vorrunde gegen Leipzig ausgeschieden. Auch da war die Frage, ob der Hamburger Flughafen von der Kapazität her ausreicht, Thema. Die Notgemeinschaft der Flughafen-Anlieger Hamburg e.V. hat eine Analyse erstellt: Olympia 2012 in Hamburg. Scheitern die olympischen Sommerspiele 2012 in Hamburg an den Kapazitätsproblemen des Flughafens Hamburg Fuhlsbüttel?“ Drei Komplexe wurden erörtert:
1. Luftverkehrstechnische Anforderungen an den Olympiastandort Hamburg
2. Ist der Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel olympiafähig?
3. Wie kann Hamburg olympiafähig werden?
Zum Grundproblem des Hamburger Flughafens gehört, dass es keine parallele Start-/Landebahn gibt und die beiden vorhandenen Landebahnen sich kreuzen. „Während ein unabhängiges Parallelbahnsystem 80 Flugbewegungen pro Stunde möglich sind, erreicht Hamburg die Sicherheitsgrenze bereits bei 45 Flugbewegungen pro Stunde.“
Aus dem Grund geht die Notgemeinschaft der Flughafen-Anlieger davon aus, dass der Flughafen in der jetzigen Form extreme Risiken bei hoher Auslastung mit sich bringt: „Der Olympiaverkehr bringt mit seiner extremen Dichte eine deutliche Erhöhung des Risikos für einen Flugunfall mit sich.“ Problematisch sind aber nicht nur die Sicherheitsausgangsbedingungen, sondern auch der Fluglärm, da „die Bürger Hamburgs in den Einflugschneisen schon heute weit über das erträgliche Maß hinaus belastet“ werden. Aufgrund der dichten Besiedelung gäbe es keine Alternativen.
Kann Hamburgs Flughafen Olympiafähig werden? Ja, wenn man sich rechtzeitig darauf vorbereitet, so die Notgemeinschaft der Flughafen-Anlieger. Es folgen deutliche Empfehlungen, wie sich Fuhlsbüttel auf Olympia vorbereiten könne. Hamburg braucht einen Flughafen mit zwei unabhängig operierenden parallelen Start-/Landebahnen, so das Fazit der Studie. „Ohne einen solchen Flughafen ist jede Olympiabewerbung von Hamburg und Schleswig-Holstein aussichtslos.“ Und damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt: „Daran ist nicht zu rütteln: Bis zum Jahr 2024 wird Hamburg keinen neuen Flughafen bauen können“.
* Viele Hinweise zum Thema Flughafen und Olympiatauglichkeit gehen auf eine Facebookdiskussion in der Gruppe NOlympia Hamburg zurück. Tausend Dank an die Mitdiskutant/innen:
https://www.facebook.com/groups/650379931678042/770527896329911/
PS: Die Gruppe freut sich über weitere kritische Mitdenker/innen…
Pingback: NOlympia-Presseschau für Februar 2015 » Nolympia
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