Die USA gehen mit Boston ins Rennen um die Olympischen Spiele. Da sieht auch das Hamburger Abendblatt „starke Konkurrenz“. Da wird den KollegInnen wohl etwas mulmig, denn die „Olympia-Bewerbung ähnelt der von Hamburg“. Obendrein hat die US-Sport-City so unbedeutende „Capitals“ wie San Francisco und Los Angeles bereits abgehängt. Hamburg hingegen zittert noch wegen Berlin. Nur gut, so orakelt das Abendblatt: „Afrika fällt derzeit als Kontinent aus“. Wenigstens eine gute Nachricht und die Frage, was „derzeit“ genau bedeutet, lasse ich mal. In einem weiteren Abendblatt-Artikel heißt es gar: „Die Hauptstadt des ostamerikanischen Bundesstaates Massachusetts muss als Favorit angesehen werden.“ Und die Killer-Meldung kommt vom DLF: „Olympia 2024: Keine Steuergelder für Boston“. Hallo Handelskammer Hamburg: Jetzt seid ihr dran!
Natürlich gibt es auch in der Sport-Wunder-Stadt Boston Kritik. Der DLF berichtet davon: „Eine Umfrage im Sommer ergab, dass 47 Prozent für Sommerspiele wären, 43 dagegen.“ Aus gutem Grund zweifeln auch in Boston Menschen daran, dass das mit den Kosten alles so hinhaut, wie die Verantwortlichen es darstellen. „Bürgermeister Marty Walsh hält dagegen. Er versprach, keine Steuergelder in den Sportstätten-Bau zu stecken.“ Boston geht von Kosten in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar (3,8 Mrd. Euro) aus.
„Die Summe soll durch TV- und Sponsoren-Gelder sowie den Ticketverkauf eingenommen werden“, berichtet der DLF weiter und der Bürgermeister verspricht: „Wir haben einen offensiven Plan für die nächsten neun Monate vorgelegt, wollen in alle Stadtteile gehen und mit den Leuten über die Spiele zu sprechen, damit sie verstehen, was es heißt, diese Großereignis hier zu haben. Es gibt viel Ungewissheit – aber wir werden einen offenen und transparenten Arbeitsablauf haben.“
Die in Boston haben einen Plan für die nächsten neun Monate? Wow. Da staunt Hamburg. Hier weiß man offiziell nichts über die Kosten und noch nicht mal über den Termin für die versprochene Volksbefragung. (siehe Abendblatt unten). Was Hamburg weiß: Sollte der DOSB am 21. März aus unerfindlichen Gründen Hamburg als deutschen Bewerber wählen, müsste die Volksbefragung bis Januar 2016 stattfinden.
Noch ein Punkt, der irgendwie schwer zu schlucken ist: Der us-amerikanische Sender NBC ist guter Dinge, dass die Wahl für Boston gute Chancen hat. Denn: „Der TV-Sender hat sich im Mai die Übertragungsrechte bis 2032 gesichert – und zahlt dem IOC dafür 7,75 Milliarden Dollar (6,5 Mrd Euro). Dafür erwarte man im Gegenzug aber auch etwas, so Costas. Schließlich war Amerika zuletzt 1996 mit Atlanta Gastgeber der Sommerspiele. ,Das ist eine lange Wartezeit für ein Land und einen Fernsehsender, der dir die Taschen füllt. Ich denke, wenn Bostons Bewerbung gut aufgestellt ist, dann sollte die Tatsache, dass die USA so lange vom IOC ignoriert wurden, für Boston sprechen.'“
Diese „Soft-Skills“ hört hier natürlich keiner gern. Geradezu rührend ist das Abendblatt, wenn Sportredakteure Grünberg/Kammer auf den NBC-IOC-Deal hinweisen, um sich dann selbst Mut zuzureden: „Selbst wenn vereinbart sein sollte, dass jeweils ein Termin in den USA ausgetragen wird, muss dies nicht 2024 sein.“ Nee, muss echt nicht, könnte aber verdammt gut so sein.
Kritisch verweist das Abendblatt, darauf dass „Boston-Strong“ trickts. Denn in den 4,5 Mrd Dollar fehlt etwas: „Darin nicht enthalten sind die Kosten für die bereits geplante Verbesserung der Infrastruktur und des Nahverkehrs – sowie ein Olympiastadion: Die Arena für 60.000 Zuschauer soll in Modularbauweise errichtet und nach den Spielen teilweise abgebaut und umgebaut werden“.
Und wo wir schon beim Tricksen sind, da ist das Abendblatt jetzt ganz eindeutig: „Die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2002 an Salt Lake City wurde 1995 durch Bestechung von mindestens 24 IOC-Mitgliedern erwirkt, wodurch das Ansehen der USA und ihres USOC nachhaltig beschädigt wurde.“ Ein Hoffnungsschimmer allemal!
Nur: „Ansonsten gibt es in Bosten ausreichend Sportstätten, nicht zuletzt an den zahlreichen im Großraum der 5-Millionen-Metropole gelegenen Universitäten wie Harvard oder dem MIT (Massachusetts Institute of Technology).“ Und noch einmal: „Bürgermeister Marty Walsh kündigte am Freitag an, dass keine öffentlichen Gelder in den Bau von Sportstätten fließen werden. „Ich verspreche, dass dies der offenste, transparenteste und gesamtheitlichste Prozess der olympischen Geschichte wird“, sagte der 47-Jährige“, Ach, so ein Mist. Das muss sich die Handelskammer wirklich mal was einfallen lassen, wie sie Scholz, Neumann und die Hafenbetriebe unterstützen kann. Die Olympia-Nörgler wollen für die Umsiedlung ihrer Betriebe vom Senat entschädigt werden. Schlappe 5-7 Milliarden Euro sollen dafür fällig werden.
Na, ich hoffe mal, dass auch hier das Miniatur-Wunderland helfen kann. Die Jungs reden sich – wiedewiedewitt – Hamburg wie es ihnen gefällt. Der kostenlose Werbespot für das olympia-begeisterte Wunderland: „Hamburg will Olympische Spiele!“, versichert Frederik Braun im Deutschlandfunk. Der Mitbegründer des Miniatur-Wunderlandes in Hamburg und Olympiabotschafter sieht zwar auch „berechtigte Kritiken“ an der Bewerbung. Die müsse man einfach mit in das Bewerbungskonzept einfließen lassen. Für ihn sei wichtig, die vorhandene Infrastruktur zu nutzen. Ein Olympiastadion zum Beispiel müsse man „nicht ganz neu bauen“. Braun verwies auf das „Sommermärchen“ bei der Fußball-WM 2006. „Das hat das ganze Land verändert. Und jetzt gebe es wieder so eine Chance“, betonte Braun. „Es soll menschlich und nachhaltig sowie typisch hanseatisch zurückhaltend sein.“
Nachhaltig menschlich, hanseatisch und Kritik eingeflossen…. Ich bin dabei und hoffe auf eine VIP-Karte für lebenslangen freien Eintritt in das kleine Wunderland.