Wenig olympisch: „Todes-Diesel-Zone“ – Dicke Luft in Hamburg – Landstrom in Los Angeles

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Dicke Luft: Hamburg kommt beim Landstrom kaum voran – Los Angeles weit vorn.

„Hamburg will von Los Angeles lernen.“ Nein, es geht nicht direkt um die Olympia-Bewerbung beider Städte. Es geht um bessere Luft: Wußten Sie, dass der Hafen von Los Angeles einen großen Teil der Schiffe mit Landstrom versorgt und damit die Luftschadstoffbelastung deutlich gesenkt hat? Von „Todes-Diesel-Zone“ und „filterlosen Kraftwerken“ war in Los Angeles die Rede. Was dort seit Jahren Stand der Dinge ist, klappt in Hamburg bis heute nicht: Der Landstromanschluss für den Kreuzfahrtterminal Altona musste grad erneut verschoben werden. Landstrom? Container- und Frachtschiffe, besonders aber die wachsende Zahl der Kreuzfahrtschiffe stoßen enorme.Mengen Schadstoffe in die Luft, viele davon auch krebserregend.

Es geht um jede Menge Giftstoffe, die die Schiffe in die Luft pusten und damit Gesundheitsrisiken befördern. In Hamburg, so zitierte das Abendblatt, würden nach einer Siemens-Studie jährlich allein 54,4 Tonnen gefährlicher Stickoxide an nur einem Kreuzfahrtterminal pro Jahr in die Luft geblasen. Statt die Strompoduktion mit den Schiffs-Dieseln zu betreiben, würde „die gleiche Strommenge …, in einem Landkraftwerk erzeugt, hingegen nur 2,25 Tonnen freisetzen.“ Ein gewaltiger Unterschied.

Aber mit der sauberen Luft ist es in Hamburg ohnehin nicht sonderlich gut bestellt. Erst vor wenigen Tagen erinnerte der BUND Hamburg an das vom ihm erstrittene Urteil, mit dem die Stadt Hamburg wegen Untätigkeit bei der Luftreinhaltung verdonnert wurde und seitdem trotzdem nichts unternommen hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

  • Die Hamburger Elends-Geschichte mit der Landstromversorgung lässt sich wunderbar auch mit Blick auf diese Kleine Anfrage zweier SPD-Bürgerschaftsabgeordneten aus dem Jahr 2010 „nachempfinden“ (PDF). Erwähnt sein vielleicht noch: Rund 180 Kreuzfahrtschiffe und etwa 4.500 Containerschiffe laufen im Jahr den Hamburger Hafen an. Bei den Kreuzfahrer mit steigender Tendenz.

„Im amerikanischen Kalifornien ist längst umgesetzt, was die Hansestadt erst noch plant: Saubere Energie für die im Hafen liegenden Schiffe.“ So schrieb das Abendblatt bereits im Februar 2012. Seitdem ist in Hamburg nicht wirklich was voran gekommen. Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Der Hafen von Los Angeles gilt als mit Hamburg vergleichbar, betont das HA.

Drastisch beschrieben damals Vertreter einer Delegation aus LA bei einem Besuch in Hamburg: „Die Expansionspläne in Los Angeles und der Umweltschutz in ihrem Hafen hängen dabei sehr deutlich zusammen: „Der Druck aus der Bevölkerung war sehr groß“, sagt Arian, ein ehemaliger Hafenarbeiter und führender Gewerkschafter mit dunkler Mütze, Schnurrbart und wachen braunen Augen, der gerne deutliche Worte wählt: 2000 Krebs-Tote durch die Rußpartikel aus den Abgasen von Trucks und Seeschiffen prangerten Umweltverbände vor einigen Jahren in L.A. an. „Das wird bei euch nicht anders sein“, so Arian. „Todes-Diesel-Zone“ nannten Umweltschützer den Hafen. Die Bewegung sei damals von den noblen Vororten in Bergen herunter zur Küste gekommen.“

Während in Hamburg die Landstrom-Versorgung bis heute kaum vom Fleck kommt und die Inbetriebnahme der ersten Ladestelle am Terminal in Altona erneut verschoben werden musste (Abendblatt im September), war Los Angeles schon vor Jahren bereits erheblich weiter: „Bis 2014, so der Plan, werden 26 der 30 großen Seeschiffplätze eine Landstrom-Möglichkeit haben, sagt Entwicklungschef Christensen, dessen Vorfahren aus Schleswig-Holstein stammen. Die Hälfte der Kreuzfahrtschiffe würde diese Technik bereits nutzen und nicht mehr wie filterlose Kraftwerke während der Liegezeiten ihre Abgase in die südkalifornische Luft pusten. Bei den Containerschiffen liege der Nutzungsgrad bei bisher knapp 20 Prozent der Schiffsanläufe – allerdings mit steigender Tendenz. Zudem sind in Kalifornien Regelungen in Planung, die für einen bestimmten Prozentsatz der Schiffe eine Landstrom-Versorgung zwingend vorschreiben werden.“

  • Einen Überblick und weitere Hintergründe lassen sich hier bei Cruise-Tricks nachlesen.

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