Die „Flüchtlingskrise“ kommt ihm zur „absoluten Unzeit“ und er weiß auch, wann es genug ist: Nämlich jetzt. Die HamburgerInnen haben genug Informationen über die laufende Olympia-Bewerbung, so meint der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann. Mit einer Anleihe an bayerische Sprichwörter weiß er: „Mehr Klarheit braucht ein Bürger aus Hamburg nicht.“ (Die Zeit) Der Obrigkeit, so der gebürtige Allgäuer, möge der Untertan doch vor allem eines: Vertrauen. Das sagt einer, der in seinem früheren Berufsleben maßgeblich in eine Affäre um illegale Preisabsprachen verwickelt war und erst jüngst durch eine Bußgeldzahlung einer Verurteilung entging. 150.000 Euro musste Hörmann zahlen. Die Firma, deren Vorstandsvorsitzender Hörmann (Spiegel) seinerzeit war, ist erst vor wenigen Monaten in dieser Sache zu einem Bußgeld in Höhe von fast 40 Millionen Euro verurteilt worden.
Dachziegel waren das damalige Metier des Herrn Hörmann. Mit den illegalen Preisabsprachen verschiedener Firmen wurden seinerzeit KundInnen massiv geschädigt. Darüber berichteten wir hier:
- DOSB Chef und illegale Preisabsprachen – Früheres Unternehmen zu 40 Mio. Euro verurteilt
- Olympia Hamburg: Preisabsprachen im “Grenzbereich” – Bußgeld für Chef des Olympischen Sportbundes
Genug: Jetzt vertrauen bitte
Hörmann äußerte sich in der Zeit-Hamburg: „Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, hat an alle Hamburger appelliert, Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Finanzierung der Spiele 2024 in der Hansestadt zu vertrauen. „Olaf Scholz hat deutlich gesagt, was Hamburgs Beitrag zu den Kosten sein wird: 1,2 Milliarden. Damit haben die Bürger die personifizierte Verantwortung“, sagte Hörmann der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Hamburg-Teil). „Wie viel der Bund übernimmt – da würde ich mich als Hamburger gelassen zurücklehnen und sagen: Der Bürgermeister hat’s zu richten.““
- Im Zweifel NEIN sagen beim Referendum: Bitte aufhören!
Nach den Vorstellungen des Bürgermeisters muss der Bund insgesamt mindestens 6,2 Mrd. Euro der geplanten Gesamtkosten von rund 15 Mrd. Euro für die Durchführung der Olympischen Spiele übernehmen. Sollten die geplanten Einnahmen von rund 3,8 Mrd. nicht erreicht werden, würde der Anteil noch höher ausfallen, weil Scholz „versprochen“ hat, dass Hamburg unter keinen Umständen mehr als insgesamt 1,2 Mrd. Euro zahlen wird. In Berlin ist man derzeit weder über das Vorgehen noch über die Kostenhöhe besonders amüsiert und hat erstmal signalisiert: So nicht. Erst nach dem Referendum soll dann zwischen Senat und Bundesregierung weiter verhandelt werden.
Doch, dass alles muss die HamburgerInnen nicht weiter interessieren oder stören: „So, wie Hamburg gerechnet hat, ist es mit Gürtel und Hosenträger, wie man in Bayern sagt“, ergänzte Hörmann. Aus seiner Sicht sind die Hamburger ausreichend über Kosten und Konzepte des Großereignisses informiert: „Mehr Klarheit braucht ein Bürger aus Hamburg nicht“ , heißt es in der Zeit.
Flüchtlinge zur Unzeit und bitte nicht zu lange in „zweckentfremdeten“ Turnhallen
Anfang Oktober hatte Hörmann mit Blick auf die Flüchtlinge sorgenvoll auf seine Olympia-Bewerbung geschaut. Neuerdings spricht er von einem „gefühlten Widerspruch“ (Die Zeit) zwischen den Anforderungen, die Flüchlinge zu versorgen und unterzubringen und der Olympia-Bewerbung. In Wirklichkeit aber ist das gar keiner.
Sportal berichtete Anfang Oktober dazu u.a.: „In der aktuellen Flüchtlings-Krise in Deutschland sieht Hörmann derweil eine Erschwernis für das Olympia-Referendum am 29. November in Hamburg. „Wir müssen mindestens 260.000 Hamburger dazu bewegen, dass sie den Weg für die Spiele freimachen. Das ist eine durchaus stattliche Herausforderung, die insbesondere (…) unter dem Aspekt der Flüchtlings-Krise noch einmal etwas schwerer zu finden ist“, sagte Hörmann bei der Bundestrainer-Konferenz in Hannover.
Die Argumentation der Olympia-Gegner nach dem Motto: ‚Haben wir denn überhaupt das Geld für so ein Projekt, gibt es jetzt nicht wichtigere Dinge zu tun?‘ sei eine, „die in weiten Teilen der Bevölkerung zumindest wahrgenommen wird“, ergänzte der 55-Jährige. Für das Thema Olympia 2024 komme die Krise „zur absoluten Unzeit“, meinte Hörmann. Er sehe aber auch die Chance, „das eine mit dem anderen wirkungsvoll“ zu ergänzen: „So wie derzeit Flüchtlinge willkommen geheißen werden, wollen wir 2024 die gesamte olympische Sportfamilie willkommen heißen.“
Weiter heißt es in dem Bericht: „Hörmann bezeichnete darüber hinaus die Situation für den deutschen Sport in Zeiten der Flüchtlings-Krise als „große Herausforderung“. Sorgen bereitet ihm dabei die zunehmende Umfunktion von Sportstätten zu Notunterkünften. „Wenn eine Sporthalle zwei, drei, vier Wochen nicht nutzbar ist, bricht ein Sportsystem noch nicht zusammen“, sagte Hörmann. Wenn Sportinfrastruktur jedoch wie an mancher Stelle ohne Absprache dauerhaft „zweckentfremdet“ werde und damit im Nachwuchs- und Spitzensport keine Zeit zur Reaktion verbleibe, könne Sportdeutschland „nicht die Form der aktiven Integration vollziehen, zu der der Sport zweifelsohne in der Lage ist“.
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