Viel heiße Luft von Handelskammer & Senat: Acht Mythen zur Olympia-Bewerbung

Gewitterwolken ziehen auf: The Boston Olympic Debacle.

Gewitterwolken ziehen auf: The Boston Olympic Debacle. Vielleicht zieht das Gewitter bald weiter nach Hamburg?


Seit Monaten berichten wir hier in diesem Blog überdie Brüche und Widersprüche des Hamburger Olympia-Konzepts und zeigen die unzähligen Risiken und Kostenfallen, die das Megaprojekt mit sich bringen. Auf dem 1. Treffen der Plattform gegen Olympische Spiele wurden acht Mythen vorgestellt, die offenlegen, womit Senat & Wirtschaft uns Olympia schmackhaft machen wollen. Die Hauptargumente der Befürworter/innen finden sich in konzentrierter Form auf der Seite der Handelskammer als „FAQs Olympische Spiele 2024“.

Dies wird mit folgender Frage eingeleitet: „Welche Auswirkungen hätten Olympische Spiele auf mich und mein Unternehmen? Und was bedeuten sie für die Firmen, die im Hafengebiet angesiedelt sind?“. Das ist einerseits klar, weil die Handelskammer nun mal die Wirtschaft vertritt, aber gleichzeitig zeigt sich deutlich die Zielgruppenausrichtung der Pro-Olympia-Fraktion. Insgesamt 14 Fragen und Antworten liefert das Handelskammer-FAQ der interessierten Öffentlichkeit. Darunter sind auch viele Fragen zu den sozialen Auswirkungen der Spiele, wie z.B.: Wie viel kosten Olympische Spiele? Gehen die Ausgaben für Olympia zu Lasten der Kultur- und Sozialbudgets? Wie werden sich die Mieten entwickeln? Hier geht die Handelskammer in die Offensive, so scheint es, leider finden sich keine wasserdichten Antworten.

Bei genauem Lesen fällt auf, dass es viele Allgemeinplätze und Absichtserklärungen gibt, wie die Aussage, dass Bürgermeister Olaf Scholz erklärt habe, dass „aufgrund der Olympischen Spiele ,keine soziale Einrichtung geschlossen werden wird'“. Ein Bürgermeister, ein Wort. Noch Fragen? Zu den Kosten oder wenigstens zum Kostenrahmen äußerst sich die Handelskammer nicht, da sich das „noch nicht konkret beziffern“ ließe. Das ist schon ungewöhnlich, denn welcher Unternehmer würde ein Unternehmen starten ohne ungefähr zu wissen, wie viel das kosten mag? Demgegenüber wird auf die Schuldenbremse verwiesen, die „laut Senat auch für die Olympischen Spiele“ gilt. Als ob allein schon die Tatsache, dass es eine Schuldenbremse gibt, dafür sorgen wird, dass Hamburg sich mit Olympia nicht verschuldet.

Richtig interessant wird es nun, wenn man dieses FAQ liest und danach die acht Thesen der Olympiakritiker/innen, die ganz frisch veröffentlicht sind. Dort finden sich genau die Argumente der Pro-Seite als 8 Olympische Mythen analysiert. Unter anderem wird das Versprechen, dass Olympische Spiele gegen Wohnungsnot helfen würde, auseinander genommen. Olympia ist ein Sport und Wettkampfstättenbauprogramm, kein Wohnungsbauprogramm! Die versprochenen 6.000 Wohnungen im Olympischen Dorf werden jedes Jahr in Hamburg gebaut und das sehr viel günstiger.

Und wenn die Handelskammer schreibt: „Hamburg braucht 35 Wettkampf- und gut 30 Trainingsstätten, die zum größten Teil bereits vorhanden sind und nur modernisiert werden müssen“, dann ist auch hier Vorsicht geboten. „Nur modernisiert“ heißt in den meisten Fällen enorme Um- und Ausbaukosten und auch ein Rückbau der Sportstätten, die für Olympia aufgebläht werden, kostet enorm. Olympia-Mythos 1 zeigt, dass sich über die Aussage „Hamburg hat doch schon alles“ streiten lässt. Lustig ist die letzte Antwort der Handelskammer zur offensichtlichen Tatsache, dass Hamburg nicht genug Hotelbetten aufzuweisen hat. Hier wird auf eine Massenunterbringung auf Schiffen hingewiesen, wo die Frage bleibt, wie bei laufendem Hafenbetrieb rund um den Kleinen Grasbrook „bis zu zehn schwimmende Hotels in Form von Kreuzfahrtschiffen mit jeweils bis zu 2.000 Kabinen“ gestapelt werden sollen? Sympathisch auch die Übernachtungspläne für die „große Zahl der zu erwartenden Zuschauer“. Hier werden laut Handelskammer „alle Hotelkapazitäten in der Metropolregion bis hin nach Berlin (sic!) in Anspruch genommen“. Eben ein echtes „Olympia der kurzen Wege“ – so wie es der Olympia-Werbeslogan verspricht.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen der Olympia-Mythen und beim Finden der entsprechenden Aussagen auf der Seite der Handelskammer.

Foto gefunden hier: http://grantland.com/the-triangle/the-boston-olympic-debacle/

2 Gedanken zu „Viel heiße Luft von Handelskammer & Senat: Acht Mythen zur Olympia-Bewerbung

  1. Der Artikel „The Boston Olympic Debacle“ ist nicht nur wegen der Grafik zu empfehlen, sehr amüsante Schmähkritik über Olympia in Boston und Olympia im Allgemeinen!

  2. Pingback: NOlympia-Presseschau für April 2015 » Nolympia

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