Na, das dürfte jetzt aber einige Hamburger Olympia-Strategen ganz ordentlich nerven. Erst gibt es Euphorie-Dämpfer der Marke Extra-Deluxe, weil 2024 die Fußball-Europameisterschaft mit großer Sicherheit nach Deutschland kommt und damit den Olympischen Ambitionen im gleichen Jahr eine herben Schlag versetzt. Nun eiert auch noch der Deutsche Olympische Sport Bund (DOSB) rum, was seine Entscheidung für eine Olympia-Bewerbung angeht. Auch was die geplanten Bürgerentscheide in Berlin und Hamburg angeht, würde der DOSB irgendwie gern anders…. Sollte da etwa was aus dem Ruder laufen?
Bis vor wenigen Tagen war man sich beim Senat und der Handelskammer noch ganz sicher: Ende Oktober würde das DOSB-Präsidium einen Richtungsentscheid für Berlin oder Hamburg treffen und man war vorsichtig optimistisch, dass es dann Hamburg heißen wurde. Doch Pustekuchen. DOSB-Präsident Hoermann hat nun klar gemacht, dass es diesen Fahrplan nicht geben wird.
„Unabhängig von der Referendumsfrage zeichnet sich schon jetzt ab, dass der DOSB den Zeitplan ändern wird. Bisher sollte das DOSB-Präsidium am 28.Oktober in Frankfurt eine Empfehlung aussprechen. Entscheiden sollte dann die DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Dresden. Jetzt sagt Hörmann: „Die richtige Entscheidung ist wichtiger als die schnelle.“ Man wolle zumindest die Ergebnisse des IOC-Kongresses in Monaco abwarten, an dessen Abschluss am 9.Dezember über den Reformpläne des Präsidenten Thomas Bach abgestimmt werden soll. Das Zeitfenster für das Hamburg-oder-Berlin-Votum stellte Hörmann nun weit auf. „Im ersten Halbjahr 2015″ müsse dies eine Sondermitgliederversammlung des DOSB entscheiden.“ Das Abendblatt sieht das sportlich: „Jetzt scheint das olympische Rennen wieder offener denn je.“ (Abendblatt)
Das was Hoermann da von sich gibt, passt nun aber so gar nicht in die Zeitpläne der Hamburger Olympia-Macher. Die wollten eigentlich im April/Mai 2015 per Referendum einen Bürgerentscheid durchführen lassen – versprochenermaßen auf Grundlage eines echten Konzepts und realistischer Kosten. Um aber belastbare Planungs- und Kostengrößen zur Abstimmung zu stellen, müssten die Konzepte im Februar oder spätestens März auf dem Tisch liegen und in der Stadt debattiert werden. Die Hoffnung bislang war: Nach einem Votum des DOSB-Präsidiums Ende Oktober könnte Hamburg loslegen und diese für einen Volksentscheid belastbaren Konzepte erarbeiten.
Dieser Plan ist nach dem Umschwenken des DOSB nun hinüber. Nun muss die Stadt Hamburg ebenso wie Berlin entscheiden: Lässt man sich auf das Spiel des DOSB ein? Das würde bedeuten, bereits jetzt einige Millionen Euro in die weitere Konzepterstellung zu stecken, damit die Kosten in die Höhe zu treiben, bevor klar ist, welche Stadt im internen DOSB-Verfahren das Rennen macht. Klar ist: Machen beide Bewerber-Städte nun einfach weiter, dann wir eine der beiden Städte schon mal ein paar weitere Millionen Euro verbrennen.
Die ganze Geschichte zwischen DOSB-Entscheidung und den in Berlin und Hamburg vorgesehenen Bürgervoten wird immer – sagen wir mal – merkwürdiger.
Wiederum geht es um Aussagen von Hoermann, die zunächst dahingehend als eindeutig interpretiert wurden, dass erst in beiden Bewerber-Städten die Volksentscheide stattfinden sollten und der DOSB danach seine Wahl treffen würde. So hatte angeblich die FAZ das auf Basis einen Gesprächs mit Hoermann berichtet.
Das aber ist natürlich ein Unding und düfte mindestens als Vermessenheit des DOSB gegenüber den BürgerInnen bezeichnet werden. Deswegen muss also richtig gestellt werden, was vielleicht alle richtig verstanden haben. „Der DOSB wertet dies nun als überzogene Interpretation“ schreibt das Abendblatt also: „Und in der Tat legt sich Hörmann auf die Frage der FAZ, ob man Bürgerentscheide abwarte, nicht fest: „Das ist nicht einfach. Vorher wird in Berlin im Dezember ein neuer Regierender Bürgermeister antreten, in Hamburg wird im Frühjahr die Bürgerschaft neu gewählt. Wir müssen gemeinsam mit den Städten besprechen, welches in dieser Frage die richtige Schrittfolge ist.“ Hörmann sagt dann allerdings weiter: „Die schlechteste Variante wäre, dass wir uns auf eine Stadt festlegen und deren Bürger das Projekt dann nicht unterstützen.““
Dumme Sache, schon wieder. Denn , so das Abendblatt zutreffend: „Aus der Sicht des Senats ist die Frage der „richtigen Schrittfolge“ längst entschieden. Erst soll der DOSB den Kandidaten küren, dann das Volk befragt werden. Dass Neumann auf eine entsprechende öffentliche Replik gegenüber Hörmann am Montag verzichtete, war vor allem der Diplomatie geschuldet. Nichts soll den olympischen Traum gefährden, vor allem kein Konflikt mit Hörmann, der intern als Befürworter Hamburgs gilt.“
Sehr deutlich ist der Leitartikel dazu im Abendblatt: „Dennoch darf der Senat in dieser Frage nicht nachgeben. Ein Referendum hat nur Sinn, wenn vorab die Kosten für Wettkampfstätten und Infrastruktur genau kalkuliert werden – genau diese Kostenfrage wird für die meisten Bürger bei der Abwägung des Für und Wider entscheidend sein. Doch eine solche Kalkulation ist teuer. Experten rechnen mit einem zweistelligen Millionenbetrag, den die Stadt sofort abschreiben müsste, sollte sich der DOSB am Ende doch für Berlin entscheiden. Zudem müsste für einen solchen Volksentscheid, der nicht von Bürgern, sondern von der Regierung initiiert würde, eigens die Verfassung geändert werden. Nein, dieser Preis für die Ringe wäre zu hoch.“
Dem ist im Grunde nichts mehr hinzuzufügen. Vielleicht noch das: Mit Souveraniät, Klarheit und guter Planung – das darf man wohl schon mal so zwischendrin feststellen, hat dieses ganze Rumgestochere irgendwie nichts zu tun. Man mag ja auf „öffentliche Replik“ bei Senat und Handelskammer gern verzichten, klar ist aber auch: Die Stimmung dürfte sich deutlich verschlechtert haben.