Entscheidungsfreudig geht irgendwie anders: Heute hat das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) verkündet, dass es an einer deutschen Bewerbung für die Sommerspiele 2024 und 2028 festhält. Dass Deutschland laut offizieller Olympia Charta für 2024 gar keinen Zuschlag bekommen kann, da es höchstwahrscheinlich im selben Jahr Austragungsort der Fußball EM sein wird, scheint nicht weiter zu stören. Es sind ja auch nicht 50 Millionen vom DOSB, die da in ein aufwendiges und von vornherein aussichtsloses Bewerbungsverfahren fließen. Klar ist nun auch, dass der DOSB nicht – wie ursprünglich geplant – am 6.12. darüber abstimmt, ob Hamburg oder Berlin den Zuschlag bekommen wird. Dies soll nun erst am 21.3. entschieden werden.
Rainer Grünberg vom Hamburger Abendblatt spekuliert, dass die Verschiebung den Zweck habe, „beiden Städten im Kommunikationsprozess mit ihren Bürgern weitere überzeugende Argumente für ein finales Referendum zu liefern“. Auf jeden Fall hat der dann neu gewählte Senat im Frühjahr Einiges zu tun, wenn denn Hamburg überhaupt vom DOSB nominiert wird:
– Lex Olympia verabschieden, um eine Bürgerbefragung formal überhaupt möglich zu machen;
– eine detaillierte Kostenaufstellung für Olympische Spiele 2024 vorlegen;
– Ausgleichflächen für die Hafenwirtschaft finden und den Preis dafür verhandeln;
– insgesamt die Finanzierung klären und vor allem:
– die Bürgerinnen und Bürger von Olympischen Spielen in der Hansestadt überzeugen. 60 Prozent finden das derzeit gar nicht dufte mit Olympia! Da können auch eine Handvoll Altrocker und Schlagersängerinnen wenig dran rütteln – so richtig mag das olympisches Feuer einfach nicht entflammen. (N)Olympia Hamburg wird sich wohl weiter an diesem schleppenden „Kommunikationsprozess mit den Bürgern“ beteiligen müssen.
Und auch die Grüne Jugend Hamburg ist in Bezug auf Olympia doch sehr skeptisch und Parteichef Jens Kerstan hat auf Abgeordnetenwatch klar gestellt, dass er ein hohes Finanzierungsrisiko sieht in Bezug auf die Erschließung des Kleinen Grasbrooks. Interessant auch seine deutliche Positionierung zu den möglichen Ausgleichsflächen für die Betriebe, die aufgrund von Olympia weichen müssten: „Eine Verlagerung der Hafenfirmen vom Kleinen Grasbrook ins Hafenerweiterungsgebiet Moorburg lehne ich kategorisch ab, Lösungen müssen im bisherigen Flächenbestand des Hafens gefunden werden.“ Wir sind schon jetzt gespannt auf die (relativ wahrscheinlichen) rot-grünen Koalitionsgespräche nach den Bürgerschaftswahlen im Februar.
photo credit: Spiegelneuronen via photopin cc
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