Gegen das große Getöse um die Olympia-Bewerbung sind es die kleinen Vereine, Gruppen und Organisationen, die ihre Kritik und Fragen an der Hamburger Olympiabewerbung formulieren. So auch der ADFC: „„Wenige Wochen vor dem Bürgerschaftsreferendum zur Olympiabewerbung hat der Senat immer noch kein Mobilitätskonzept vorgelegt, das belastbar zeigt, wie sich Hamburgs Verkehr im Zeichen von Olympia entwickeln wird“, kritisiert Kirsten Annuschat, Landesvorsitzende des ADFC Hamburg.“
Hier als Dokumentation der Text der Meldung auf der Homepage des ADFC:
„Über eine Frage von der Tragweite und Größenordnung einer Olympiabewerbung könne aber nur dann politisch-gesellschaftlich verantwortlich diskutiert und abgestimmt werden, wenn alle relevanten Informationen auf dem Tisch liegen. „Zudem ist aus unserer Sicht eine Rücktrittsklausel unerlässlich, falls Hamburg sich für Olympia entscheidet und den Zuschlag erhält“, fordert Annuschat. Nur eine solche Klausel garantiere, angemessen reagieren zu können, wenn neue oder alle Fakten bekannt werden würden.
Der Senat verspreche zwar »kompakte Spiele im Herzen der Stadt«, mit »kurzen Wegen und einer stadtverträglichen Mobilität: emissionsarm, zu Fuß, mit dem Rad, mit Bus und Bahn.« Olympia würde, behaupten die Befürworter, den „Durchbruch Hamburgs zur Fahrradstadt beschleunigen“.
Das angekündigte »Mobilitätskonzept Olympia 2024« der Stadt beschäftigt sich aber im Wesentlichen mit der Frage, wie viele Besucher zu den Spielen kommen, auf welchen Wegen und mit welchen Verkehrsmitteln sie anreisen und wie der Verkehr während der Spiele gestaltet werden kann. „Mehr noch als die Lenkung der Besucherströme während der Spiele interessiert uns als Radfahrerlobby aber, wie sich die Stadt und der Verkehr bis 2024 im Zeichen von Olympia entwickeln wird“ so Kirsten Annuschat. Derzeit seien aus dem Rathaus nur Absichtserklärungen zu hören. Viele entscheidende Fragen blieben aufgrund des engen, vom IOC vorgegebenen Zeitplans, unbeantwortet.
Betrachte man vorangegangene Spiele – etwa die von London 2012 – liege die Vermutung nahe, dass sich bis 2024 eine zusätzliche umfangreiche Bautätigkeit in Hamburg entwickeln wird, die mit einer erheblichen Zunahme des Kfz-Verkehrs und vor allem des Lkw-Verkehrs einhergeht. Es sei daher zu befürchten, dass dieser motorisierte „Olympia-Verkehr“ die Attraktivität und die Sicherheit des Radverkehrs in der Stadt erheblich beeinträchtigen werde.
„Skeptisch gegenüber den Versprechungen des Sentas macht uns auch, dass es die Stadt in der Vergangenheit nicht geschafft hat, Großveranstaltungen fahrradfreundlich durchzuführen, sei es den Kirchentag, den Hafengeburtstag, die Airport-Days oder den Hamburg-Marathon«, so Annuschat.
Die ADFC-Vorsitzende fordert daher eine unabhängige Studie zu der Frage, wie sich der Verkehr bis 2024 in Hamburg entwickeln wird, wenn die Stadt den Zuschlag für Olympia erhält: In welchem Ausmaß wird der Autoverkehr zunehmen, wird es mehr Lkw in der Stadt geben, was ist mit den CO2-Emissionen und der Lärmbelästigung durch die baulichen Anstrengungen, die Stadt für Olympia herzurichten? Wie wirkt sich der „Olympia-Verkehr“ auf die Verkehrssicherheit auf Hamburgs Straßen aus? Und: Ist garantiert, dass die für den Ausbau des Radverkehrs versprochenen zusätzlichen personellen Kapazitäten in den Behörden dann nicht für die Vorbereitung der Spiele abgezogen werden?
»Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hält der ADFC Hamburg die Risiken einer Olympiabewerbung insbesondere hinsichtlich einer Verschlechterung des Verkehrsklimas für Hamburgs Radfahrende für unkalkulierbar«, so Annuschat. Eine Zunahme des motorisierten Verkehrs in der Stadt infolge von Olympia sei nicht mit dem Ziel des Senats vereinbar, Hamburg zur „Fahrradstadt“ auszubauen.“
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Stellungnahme des ADFC-Vorstands zur Olympia-Bewerbung
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Pressekontakt: Dirk Lau, dirk.lau@hamburg.adfc.de, (040) 32 90 41 16