It’s Your Choice? Senat startet an Schulen PR-Show zu Olympia

Olympia-Tour für Schüler/innen: "Bitte keinen Dresscode und nicht über Flüchtlinge reden". Foto: Olaf Kosinsky/ Skillshare.eu

Olympia-Tour für Schüler/innen: „Bitte keinen Dresscode und lieber nicht über Flüchtlinge reden“. (Foto: Olaf Kosinsky/ Skillshare.eu)

Am Montag ist der Auftakt für die „It’s Your Choice-Tour“, auch IYC genannt – so zumindest die amtlich gefühlte Jugendsprachenabkürzung. Dieser so genannte „Politik-Talk zum Olympia Referendum 2015“ soll Schüler/innen für Olympia begeistern, äh sie darüber informieren.
Rund 30 Veranstaltungen an verschiedenen Hamburger Schulen sind anvisiert und noch gibt es freie Termine für dieses Top-Event. Und so etwas gibt’s wirklich nur einmal: Ganz demokratisch sind alle Bürgerschaftsfraktionen mit Feuer& Flamme und viel Hochglanz-Info-Material dabei, um die Jungwähler/innen an die Urne zu treiben. Aber selbstverständlich: „this is your choice, dear pupils“. Und so steht in der Ankündigung: „Die Veranstaltung wird von der Hamburgischen Bürgerschaft unterstützt, nicht von der Bewerbergesellschaft ,Feuer und Flamme‘ Das ist wichtig. Wir wollen Diskussion und keine Propaganda.“ Wo liegt der Unterschied zwischen der Bürgerschaft und der Bewerbergesellschaft?, frage ich mich. Kritische Informationen zu den Risiken und Kosten von Olympia wird es wohl nur von der Linksfraktion geben, denn schließlich sind SPD/GRÜNE/CDU/FDP dafür. NOlympia Hamburg wurde jedenfalls nicht gefragt, ob sie dabei sein wollen. Einen bitteren Beigeschmack liefert dies, denn der Staat nutzt hier seinen privilegierten Zugang zu Schulen, um über seine Sicht auf die Olympischen Spiele zu berichten. Nicht verschweigen möchten wir die besonderen pädagogischen Empfehlungen, welche die organisierende Agentur „DSA-Youngstar“ den Bürgerschaftsfraktionen mit auf den Weg gibt:

„Bitte beachten Sie bei der Auswahl Ihrer Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch die folgenden Empfehlungen:
– Junge und junggebliebene TeilnehmerInnen kommen bei den jungen Zuhörerinnen und Zuhörern erfahrungsgemäß besonders gut an; der Dialog auf Augenhöhe ist wichtig.
– Eine junge und verständliche Sprache ist von Vorteil; direkte und klare Antworten werden sehr geschätzt.
– Es gibt keinen Dresscode – erfahrungsgemäß sollte die Kleidung aber nicht zu formell gewählt werden.“

Und der folgende Absatz macht deutlich, dass den Schüler/innen das vom Senat aufoktroyierte Thema Olympia vielleicht gar nicht so sehr auf den Nägeln brennt: „Bei den Absprachen mit den Schulen ist bereits klar geworden, dass es auch einen großen Informationswunsch zum Thema Flüchtlingspolitik gibt. Wir haben deutlich gemacht, dass sich die Veranstaltungsreihe monothematisch um die Bewerbung zu den Olympischen und Paralympischen Spielen 2024 dreht. Dennoch sollten Sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darauf vorbereiten, dass es auch zur Flüchtlingspolitik Fragen aus dem Auditorium geben kann.“ Na so was! Da wollen die Schüler/innen doch selbst bestimmen, über welches Thema sie ihre Abgeordneten löchern wollen. IYC!

3 Gedanken zu „It’s Your Choice? Senat startet an Schulen PR-Show zu Olympia

  1. Pingback: NOlympia-Presseschau für September 2015 » Nolympia

  2. Zu der Sache hat sich bereits am Donnerstag die Grüne Jugend Hamburg in einer Pressemeldung geäußert: http://gruenejugendhamburg.de/2015/09/26/junge-meinungen-unerwuenscht-its-your-choice-tour-ohne-jugend/

    Pikant dabei: Offenbar wurde die sonst übliche Besetzung der Diskussionsrunden mit Vertreter*innen der Jugendorganisationen der Parteien durch Mitglieder der Bürgerschaftsfraktionen ersetzt. Soll damit eine kritische Stimme zum Verschwinden gebracht werden?

  3. Hallo, jetzt erst sind wir auf euren Beitrag aufmerksam geworden.

    Ihr könnt ja mal die Kolleginnen und Kollegen von STOPolympia fragen, wie sie die Tour wahrgenommen haben. Ich behaupte mal so:
    https://twitter.com/Stop_OlympiaHH/status/672919591174148096

    Wir haben zu der eindeutig pro-olympischen Bürgerschaftsbesetzung, die nunmal die Mehrheitsverhältnisse repräsentierte, noch STOPolympia dazu eingeladen. Das haben wir von Anfang an intern befördert, vor der endgültigen Entscheidung der Bürgerschaft wollten wir das aber nicht kommunizieren. Auch als STOPolympia noch nicht auf dem Podium dabei war (3 von 52 Veranstaltungen, Termingründe), wurden entsprechende Statements vor den Schülern vorgetragen. Dass die verzögerte Kommunikation zu solchen Missverständnissen führte, tut uns Leid. Aber schaut euch doch mal unsere Webseite an und entscheidet selbst, wie denn die Gewichtung war. Ja, pro war in der Überzahl. Zu jeder Frage haben wir aber auch immer beide Seiten zu Wort kommen lassen. Und glaubt nicht, dass die Schülerinnen und Schüler unkritisch waren 😉

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