RELOADED 2025

Olympia in Hamburg? Eher nicht!

Olympische Neubauten in Hamburgs Olympia-Bewerbung

Vier Städte/Regionen treten im Wettbewerb an. Ziel ist die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 1936 nein 2036, 2040 oder 2044 – oder irgendwann. Berlin, München, Hamburg und Rhein-Ruhr.NRW treten an. Immer dabei irgendwie Kiel! In Hamburg soll mindestens ein neues Stadion gebaut werden, natürlich nur, weil das in jedem Fall ohnehin gebraucht wird und da passt es super gut, den HSV ins Gespräch zu bringen. Nach der groben Bewerbungsskizze Ende Mai kommt der rot-grüne Hamburger Senat jetzt mit weiteren Planungen um die Ecke. Von Kosten ist schon die Rede – aber eher in der Weise, dass man lieber nichts sagen mag. Friede und Freude stehen im Vordergrund. „Gespräche mit DOSB, IOC, HSV und FC St. Pauli sind angelaufen. HSV will Eigentümer der geplanten neuen Arena im Volkspark werden“, so berichtet das Abendblatt letzte Woche.
Und schreibt weiter: „Nach dem Grobkonzept ist vor der Feinabstimmung: Die Arbeitsgruppe der Hamburger Olympiabewerbung im Landessportamt am Schopenstehl (Altstadt) vertieft im Dialog mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gerade die Pläne der Stadt für eine Kandidatur um die Sommerspiele in den nächsten zwei Jahrzehnten.“ Doch nicht nur ein Stadion am Volkspark soll neu gebaut werden. Ein Elbdome in Rothenburgsort und ein Radstadion in Eimsbüttel müssen ebenfalls geplant werden. Eines ist klar: Große Bereiche der Hamburger Innenstadt zwischen Rothenburgsort über Hauptbahnhof, Alster, Sternschanze, St. Pauli über Altona bis Volkspark und Trabrennbahn werden zum gigantischen olympischen Bau-Spektakel. (Foto: KI)
Vorweg vielleicht noch: Während bei der Bewerbung für Olympische Spiele in den Jahren 2014/15 noch Transparenz und Beteiligung großgeschrieben wurden und frühzeitig eine Vielzahl von Plattformen angeboten waren, wo Bürger:innen sich unter beauftragter Moderation einbringen konnten, wird derzeit eher Senats-intern geplant, lobbyiert und obenrum vernetzt. Die Handelskammer ist jedenfalls auch schon wieder im Boot. Man habe dort eine Telefonumfrage gemacht, ist zu hören. Senat und Sportsenator Grote sind bester Partylaune und hauen nun auch das noch raus: Eröffnungsfeier soll dann auf der Binnen-Alster sein, wenn das denn mit der Bewerbung klappt. Siehste hier: Olympia-Konferenz in Hamburg Binnenalster wird zur olympischen Arena und Bühne für den Sport.
Neubauten für Olympische Spiele gelten inzwischen als nicht mehr so „angesagt“. Die Liste von Sportstätten, die in ehemaligen Austragungsorten meist überteuert errichtet wurden und inzwischen marode Ruinen geworden sind, ist eher lang. Das IOC ist für die betonierten Gigantismus-Planungen sattsam bekannt und daher sprach Olaf Scholz, damals als Bürgermeister von Hamburg, bei der Olympia-Bewerbung 2015 auch davon, dass Hamburg mit seiner Bewerbung gegen den Gigantismus antreten wollte. Daran lassen sich bei der Bewerbung, soweit sie im Moment bekannt ist, gewisse Zweifel formulieren:
In dem Artikel vom Hamburger Abendblatt vom 10. Juni 2024 wird zunächst beschrieben, wer denn die Spiele organisert: „Am vergangenen Freitag tagte die Lenkungsgruppe zum ersten Mal. Sie besteht aus Senatoren/Senatorinnen und Staatsräten/Staatsrätinnen aller Behörden und der Senatskanzlei. „Sie wird in den nächsten zwölf Monaten die zentrale Instanz in diesem Prozess sein“, sagt Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD).“ Alle Behörden plus Senatskanzlei. Das ist eine klare Ansage, was Rot-grün samt CDU und Wirtschaft auf den Weg bringen wollen. Der Artikel von Rainer Grünberg, Rupert Fabig und Kai Schiller im Abendblatt liefert weitere wichtige Informationen zu den Eckdaten der Senats-Bewerbung. „Kernpunkt der Kampagne ist eine neue Leichtathletikarena neben dem Volksparkstadion auf dem Parkplatz Rot am Hellgrundweg“, heißt es dort zur Erinnerung an die Senatspräsentation am 31. Mai 2025 im Bunker auf dem Heiligengeistfeld.
Den Neubau eines Stadions ordnete Sportsenator Grote denn auch gleich ein, so das Abendblatt. Zwar wäre das Stadion für die Leichtathletik dann ein Neubau, aber der müsste ohnehin sein, um das dann irgendwann marode jetzige HSV-Stadion zu ersetzen. Und – noch besser: „Nach Abendblatt-Information will der HSV Eigentümer – nicht Mieter – seiner neuen Spielstätte werden und sich deshalb neben der Stadt maßgeblich an den Kosten beteiligen, die mutmaßlich im hohen dreistelligen Millionenbereich liegen dürften. Konkrete Verhandlungen darüber stehen erst in den nächsten Jahren an. Die Arena wird wieder ein reines Fußballstadion, das für Veranstaltungen aller Art nutzbar sein soll. Sollten Olympische Spiele in Hamburg stattfinden, würde die 400-Meter-Rundlaufbahn nach Erlöschen der olympischen Flamme zugunsten weiterer Sitzplätze rückgebaut.“
Ein sehr wichtiger Satz, nicht nur mit Blick auf das Referendum: „Konkrete Verhandlungen darüber stehen erst in den nächsten Jahren an.“ – Also ob das neue Stadion komplett von Hamburg für Olympia gebaut wird und der HSV es dann später übernimmt, aber von vorab beteiligt ist, um seine Anforderungen einzubringen, wird erst in den nächsten Jahren klarer. Bemerkenswert ist nach Abendblatt auch, dass der HSV von solchen Senats-Planungen erst im März informiert worden sein soll. Soviel zum Thema, was ohnehin alles schon längst geplant ist, wie der Senats es bei der Präsentation der Bewerbung darstellte.
Damit aber nicht genug. Nicht nur das Abendblatt weiß zu berichten: „Auch der geplante „Elbdome“ auf dem Huckepackbahnhof Rothenburgsort, in dem Volleyball gespielt würde, ist bisher ein Phantom. Hier zeichnet sich inzwischen eine europaweite städtebauliche Ausschreibung für die Mehrzweckhalle mit bis zu 10.000 Zuschauern ab. Das Radstadion im Sportpark Eimsbüttel an der Hagenbeckstraße besteht bislang ebenfalls nur als architektonische Anmutung.“ Auch hier gibt es natürlich laut Senat „Synergien“ mit Nachfolge-Nutzer:innen. Auch das soll den Eindruck erstmal abmildern, dass es hier um Neubauten geht.
Zu den Kosten der Bewerbung ist der Senat bislang sehr verhalten (na, vielleicht auch nicht). Das ist einerseits am Anfang der Planungen nachvollziehbar. Aber man ahnt nichts Gutes, wenn der Senat im Abendblatt oder bei der Medienpräsentation im Bunker auf die Kosten der Elbphilharmonie als Bezugsrahmen verweist und Staatsrat Holstein in beschämender Klarheit sagt: „Wir werden auf gar keinen Fall den Fehler der damaligen Elbphilharmonie-Verantwortlichen machen und eine Zahl auf den Markt schmeißen, die wir dann hinterher ständig korrigieren, verändern oder anpassen müssen. Das wäre das Gegenteil seriöser Finanzplanung. Und das Thema Finanzen hat uns schon bei der Abstimmung im November 2015 gekillt. Einmal reicht“.
Alles klar: Die Kosten besser im Unklaren lassen, vernebeln und mit Hinweis auf Nachnutzungen herunterrechnen. Ist ja nur das Geld von Steuerzahler:innen. Absolut neues Konzept, was der rot-grüne Senat hier als Prinzip der Öffentlichkeitsbeteiligung für die Hamburger:innen plant. Keine gute Aussicht mit Blick auf das Referendum Ende Mai 2026. Da werden die Linken als einzige die Olympiabewerbung ablehnende demokratische Kraft in der Bürgerschaft eine Menge Arbeit vor sich haben, um die Fakten und Datengrundlagen der Senatsplanungen über die Bürgerschaft transparent und verfügbar zu machen! Aktuell schreibt deren sportpolitische Sprecher Martin Wolter zur Bewertung der Bewerbung: „Olympia-Bewerbung: Startschuss fürs große Geldverbrennen“.
Die Linksfraktion hat den Vorsitz im Sportausschuss inne, der für die Planungen der Olympiabewerbung offenbar auf der Bürgerschaftsseite zuständig ist.
Das Abendblatt zitiert weiter: „Eine verlässliche Erstellung eines Finanzierungsbudgets kann aber erst erfolgen, wenn auch die Höhe aller Kosten bekannt ist. Dies schließt neben möglichen privatwirtschaftlichen Finanzierungsbeiträgen auch die Unterstützung des Bundes mit ein“, sagt Holstein.“ Damit verweist Holstein auf weitere Akteure, die Hamburg mit seiner Bewerbung in die Pflicht nehmen will, um die öffentlichen Kosten für Hamburg zu drücken. Bei dieser Umgangsweise lässt sich leicht erraten, wer die Zeche zahlt, wenn die Kosten doch wieder – wer hätte das gedacht – aus dem Ruder laufen werden. Paris kennt das Problem: Das steigen noch jetzt die Kosten für die öffentlichen Haushalte weiter ein. (Siehe den Link dazu oben, wo die neue Oxford-Studie verlinkt ist.)

Der DOSB hatte für die Olympia-Planungen im November 2023 eine Reihe von überaus schlecht besuchten Veranstaltungen durchgeführt, die aus Sicht des Verbandes als eine Öffentlichkeitsbeteiligung gedacht waren. Siehe dazu folgende Berichte:

Doku: Von der o.g. Internetseite der SPD-Fraktion dieser gemeinsame Antrag mit der Grünen Bürgerschaftsfraktion in Hamburg in Sachen: 

Einrichtung eines Vorprojekts zur Bewerbung Hamburgs um Olympische und Paralympische Sommerspiele

Mittwoch, 18.06.2025

Haushaltsplan 2025

Einzelplan 8.1, 6.1 und 9.2

Hamburg steht wie keine andere Stadt für nachhaltige Bewegungsförderung und Stärkung des Breitensports unter dem Dach der ambitionierten Active City Strategie. Gleichzeitig steht Hamburg für begeisternde Sportgroßveranstaltungen, für Vielfalt, Freiheit und internationale Begegnung.

Olympische und Paralympische Spiele sind das größte Sportereignis der Welt. Bei keiner anderen Sportgroßveranstaltung werden die globale Diversität sowie der gesellschaftliche Stellenwert und die gesellschaftliche Verantwortung des modernen Sports sichtbarer. Die olympische Idee hat große Kraft, in international schwierigen Zeiten als völkerverständigendes Momentum zu wirken. Im Jahr 2024 haben die Olympischen Spiele in Paris eine starke Ausstrahlung für diesen Gedanken erzeugt, ebenso wie die UEFA EURO 2024 in Deutschland mit Hamburg als eine von zehn Ausrichterstädten. Hamburg als bedeutende Sportstadt hat mit der Verabschiedung der Active City Strategie und der Durchführung vieler erfolgreicher internationaler Sportgroßveranstaltungen in den letzten Jahren seine wichtige Position im deutschen und internationalen Sport gefestigt.

Der Hamburger Senat unterstützt die Bewerbung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Sommerspiele. Am 31. Mai 2025 hat der Senat ein Grobkonzept für die Durchführung Olympischer Spiele in Hamburg beim DOSB eingereicht, ebenso wie zuvor München, Berlin und die Rhein-Ruhr-Region.

Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen unterstützen diese Bewerbung und streben eine nachhaltige und inklusive Ausrichtung in Hamburg unter Einbeziehung weiterer Standorte, insbesondere in Schleswig-Holstein, an. Hierüber soll im Mai 2026 ein Referendum durchgeführt werden.

Die bisherigen Vorarbeiten zur Hamburger Bewerbung sind ohne gesonderte personelle Verstärkung durch die Mitarbeiter:innen des Landessportamtes und anderer Behörden geleistet worden. Um die nunmehr anstehenden wesentlich umfangreicheren Aufgabenstellungen in einem offiziellen nationalen Bewerbungsverfahren effektiv und nachhaltig bewältigen zu können, insbesondere in der weiteren Konzeptausarbeitung, aber gerade auch im Dialogprozess mit der Stadtgesellschaft zur Vorbereitung des Referendums, ist die Errichtung einer leistungsfähigen Projektstruktur erforderlich.

Diese Struktur soll zunächst die Form eines Vorprojektes, entsprechend dem Zeithorizont des nationalen Bewerbungsverfahrens (bis Herbst 2026) zuzüglich einer zweimonatigen Abschlussphase (für Abrechnungen, Erstellung des Abschlussberichtes sowie ggf. der Organisation des Überganges in die Folgestruktur) bis zum 31. Dezember 2026, erhalten.

Mit den Einzelheiten der Einrichtung des Vorprojektes und den damit verbundenen Auswirkungen auf den Haushaltsplan 2025/2026 ist die Bürgerschaft zeitnah in Form einer entsprechenden Drucksache durch den Senat zu befassen. Die unter großem Zeitdruck voranzutreibenden weiteren konzeptionellen Arbeiten, die auch stadtplanerische Vorarbeiten umfassen, und die hierfür erforderliche Auswahl entsprechenden Personals werden aber parallel zur Erstellung und Vorlage einer solchen Drucksache in einem hochdynamischen Prozess erfolgen müssen, sodass die Produktgruppen 272.03 Sport und 289.11 Landesplanung und Stadtentwicklung kurzfristig in die Lage versetzt werden sollen, ab sofort erste Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Vorprojekt zur Bewerbung um Olympische und Paralympische Sommerspiele eingehen zu können und entsprechendes Personal zu rekrutieren.

Erforderlich hierfür ist die finanzielle Absicherung sowohl von Personalkosten als auch von Kosten für laufende Verwaltungstätigkeiten für das Jahr 2025 in Höhe von bis zu 1.250.000 Euro für Kosten aus laufender Verwaltungstätigkeit und 950.000 Euro für Personalkosten durch unterjährige Sollübertragungen aus der Allgemeinen Zentralen Reserve des Einzelplans 9.2 zu Gunsten der Ansätze der Produktgruppen Sport und Landesplanung und Stadtentwicklung.

Die Bürgerschaft möge beschließen,

im Haushaltsjahr 2025

einer Sollübertragung in Höhe von bis zu 2.000.000 Euro aus dem Einzelplan 9.2 Allgemeine Finanzwirtschaft, Produktgruppe 283.02 Zentrale Ansätze II, Produkt Allgemeine Zentrale Reserve, in den Einzelplan 8.1 Behörde für Inneres und Sport, Produktgruppe 272.03 Sport zugunsten der Kontenbereiche „Kosten aus laufender Verwaltungstätigkeit“ (1.250.000 Euro) und „Personalkosten“ (750.000 Euro)

und

einer Sollübertragung in Höhe von bis zu 200.000 Euro aus dem Einzelplan 9.2 Allgemeine Finanzwirtschaft, Produktgruppe 283.02 Zentrale Ansätze II, Produkt Allgemeine Zentrale Reserve, in den Einzelplan 6.1, Produktgruppe 289.11 „Landesplanung und Stadtentwicklung“ zugunsten des Kontenbereichs „Personalkosten“ (200.000 Euro) zuzustimmen.

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