Heike Sudmann im Abendblatt – 10 Thesen und gegen Olympia

Heike Sudmann im Abendblatt – 10 Thesen und gegen Olympia

Es ist schon ein paar Tage her, dass das Abendblatt sich mit einem Pro und Contra in Sachen Olympia-Bewerbung der Hansestadt befasst hat. Ende August veröffentlichte das Blatt den Artikel, in dem auch die Argumente der Linksfraktion angeführt wurden, der einzigen demokratischen Alternative in der Bürgerschaft, die sich gegen die schwulstigen Fantasie-Versprechungen von Grünen, SPD und CDU engagiert. 10 Thesen hatten die Abendland-Autoren Rainer Grünberg, Rupert Fabig und Alexander LauxWer profitiert von den Sommerspielen? Nur das IOC, so die Hamburger Linke.“ (Foto: M. Zapf, Hamburgische Bürgerschaft)

10 Thesen zu Olympia

Das Hamburger Abendblatt hat unsere Co-Fraktionsvorsitzende Heike Sudmann nach ihrer Meinung zu Olympischen Spielen gefragt. Dafür hat die Zeitung zehn Thesen aufgestellt. Hier die Antworten von Heike Sudmann. Der ganze Artikel ist hier beim Abendblatt zu finden.

Deutschland wird in den nächsten 25 Jahren Olympische Spiele ausrichten?
Hoffentlich nicht, jedenfalls nicht mit diesem IOC und seinen Knebelverträgen. Der versprochene Mehrwert Olympischer Spiele für die Austragungsorte zerplatzte bisher immer wie eine Seifenblase.

Olympische Spiele sind ein Booster für die ausrichtende Region?
Der französische Rechnungshof stellte im Oktober 2025 fest, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der letztjährigen Olympischen Spiele in Paris „zum jetzigen Zeitpunkt  bescheiden“ und „kurzfristig relativ begrenzt“ waren. Für das Wirtschaftswachstum 2024 schätzt er den Zuwachs auf 0,07 Prozentpunkte des Bruttoinlandproduktes oder 1,9 Mrd. Euro. Ein Booster sieht wirklich anders aus. Und auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sagt, dass die gesamtwirtschaftlichen Effekte Olympischer Spiele begrenzt seien und oft überschätzt werden.

Die Olympiabewerbung setzt nachhaltige Entwicklungen in Gang?
Eine nachhaltige Entwicklung wurde von den Hamburger*innen durch den Zukunftsentscheid vorangetrieben. Die angeblich „grünen Spiele“ produzieren aber nicht nur durch den Bau von überdimensionierten Sportstätten extrem viel CO2, sondern vor allem durch die vielen Flugreisen.

Paralympische Spiele beschleunigen den Weg zur Barrierefreiheit?
In der UN-Behindertenrechtskonvention – seit 2009 geltendes Recht in Deutschland -ist die Barrierefreiheit ein wichtiger Baustein. Die beim Thema Barrierefreiheit bestehenden Mängel in Hamburg müssen jetzt behoben werden – wir dürfen sie nicht auf die lange Bank schieben. Hamburg kann und darf nicht auf paralympische Spiele 2040 oder 2044 warten, um die Inklusion von behinderten Menschen weiter voranzutreiben.

Besonders der Breitensport profitiert von Olympischen Spielen?
Diesen Irrglauben haben Wissenschaftler*innen schon lange widerlegt: Nach den Spielen in Sydney (2000), Athen (2004) und London (2012) konnte kein positiver Effekt auf den Breitensport festgestellt werden. In Frankreich sollte zur Förderung des Breitensports bis 2030 keine Kürzung erfolgen. Doch bereits in 2025 wurden die Mittel gekürzt, in 2026 ist ein weiteres Minus von fast 18 Prozent vorgesehen. Von Olympischen Spielen profitiert das IOC – alles andere ist Augenwischerei.

Hamburgs Chancen auf ein erfolgreiches Referendum sind höher als 2015?
Im Gegenteil. Woher sollen denn die Milliarden Euro kommen, die für den Bau der Sportstätten und den Ablauf der Olympischen Spiele erforderlich sind? Die Hamburger*innen sehen doch jetzt schon, dass überall in der Stadt soziale Einrichtungen und Angebote zusammengekürzt werden oder gleich ganz fehlen. Ein kostengünstiges Senior*innenticket lässt auf sich warten. Die Armutsquote in Hamburg ist unverändert hoch. Die Mieten werden immer weiter erhöht. Die bauliche Infrastruktur bröselt an vielen Ecken. Gleichzeitig sollen allein für die Oper und das Naturkundemuseum im Elbtower im nächsten Jahrzehnt eine Milliarde  Euro öffentlicher Gelder ausgegeben werden. Das passt nicht zusammen.

Die Durchführung Olympischer Spiele macht Gewinn?
Die Frage ist: Wer heimst die Gewinne ein? Und wer zahlt die Zeche? Die Erfahrungen mit Olympischen Spielen zeigen immer wieder:  Bei den Ausrichterstädten bleiben Milliarden Euro Schulden. Es gibt zwei sehr unterschiedliche Olympia-Budgets: eines für die Durchführung der Spiele und eines für die notwendige Infrastruktur. In Paris 2024 gab es im Durchführungsbudget einen Gewinn von rd. 76 Mio. Euro. Für die Infrastrukturkosten hingegen wurden laut französischem Rechnungshof rd. 6,6 Mrd. Euro öffentlicher Gelder ausgegeben. Ursprünglich veranschlagt waren 2,4 Mrd. €.

Gewinne gibt es beim IOC, vor allem durch die weltweiten Übertragungsrechte und die Verträge mit den Top-Sponsoren. Fachleute schätzen, dass das IOC mit den Spielen in Paris fünf Milliarden Euro eingenommen. An die Athlet*innen gehen laut „Global Athlets“ maximal vier Prozent der Einnahmen.

Berlin hat keine Chance auf den Olympiazuschlag (weil kein Referendum)?
In Berlin steht eine Volksinitiative zur Abstimmung, die der dortige Landessportbund im Juli 2025 gestartet hat. Damit wird dem Wunsch des DOSB nach einer Bürgerbeteiligung genüge getan – und Berlin bleibt im Rennen.

Olympische Spitzensportverbände entscheiden über den Olympiabewerber?
So wird es sein, wenn die DOSB-Regularien nicht geändert werden. Die 16 Landessportbünde im DOSB haben bei „Angelegenheiten in Verbindung mit Olympischen Spielen“ kein Stimmrecht. (§ 16 DOSB-Satzung)

München ist international der beste Kandidat?
Ob das Oktoberfest oder die Reeperbahn international bekannter und anziehender ist, darüber lässt sich trefflich streiten. So oder so ist nicht zu erwarten, dass die Auswahl der Kandidatin nach neutralen und überprüfbaren Kriterien erfolgen wird.

dirkseifert

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