Ist in Hamburg ein neues Olympia-Stadion sowieso notwendig? HSV: Nach Modernisierungsarbeiten Nutzungdauer des Volksparkstadion bis 2051 geschätzt

Braucht es in Hamburg ein neues Olympia-Stadion als Ersatz für das vorhandene HSV-Stadion? Der Senat behauptet das, weil „über die 2040er Jahre“ hinaus die Kosten für eine weitere Instandhaltung zu hoch würden und also ein Neubau notwendig würde. Viele Medien hatten Zweifel an den Behauptungen des Senats. Eine ganz andere Aussage zur Nutzungsdauer hat der HSV selbst bereits (im November) 2024 gemacht: „Durch umfassende Modernisierungsarbeiten des Volksparkstadions wurde die Nutzungsdauer für das Stadiongebäude verlängert.“ Konkret: „Die Restnutzungsdauer für das Volksparkstadion wird infolgedessen bis 2051 (Vorjahr 2041) geschätzt.“ So erklärt es der HSV im Geschäftsbericht 2024 (S. 8). Nur wenige Monate später, im Frühjahr (März) 2025, wird der SV vom Senat wegen der Olympia-Bewerbung erstmals angesprochen und über die Stadtion-Neubau-Variante informiert.
- Der Geschäftsbericht des HSV für 2024 ist hier als PDF online, siehe auch direkt hier. Siehe auch hier die HSV Jahreszahlen für 2023/2025, die offenbar im November 2024 veröffentlicht wurden! Auf diese Veröffentlichung haben Aktivist*innen aus dem Umfeld von Nolympia hingewiesen.
Im Mai 2025 erklärte der Senat mit dem Einreichen der Bewerbung für Olympische Spiele zwischen 2036 und 2044 zum Thema Stadion: „Hintergrund dieser Konzeption ist, dass das Volksparkstadion für eine langfristige Nutzung über die 2040er Jahre hinaus immer kostenintensiver und weitreichender instandgehalten und erneuert werden müsste. Die entsprechenden Maßnahmen kämen wirtschaftlich und technisch voraussichtlich einem Neubau gleich, weshalb der HSV bereits unabhängig mit Überlegungen für eine langfristige Stadionperspektive begonnen hat.“
- Dokumentation der Senats-Presseerklärung, 31 Mai 2025 – Deutschland auf Olympia-Kurs – Bewerbungskonzeption HAMBURG+ setzt auf ein Festivalerlebnis der kurzen Wege
- Siehe auch: Hamburger Senat stellt Olympia-Bewerbung vor – Draußen vor der Tür und im Millerntorstadion NOLYMPIA-Protest
Ob diese Darstellung des Senats aus dem Mai 2025 also mit den Fakten, die der HSV liefert, übereinstimmt, muss man zumindest hinterfragen. Es ist kaum anzunehmen, dass der HSV nur wenige Monate vor Olympia-Bewerbung des Senats mit 2051 eine Jahreszahl als Nutzungsfrist öffentlich benennt, wenn das nicht sauber untersucht worden ist. Der Eindruck verstärkt sich immer mehr, dass der Senat hier einen Bedarf konstruiert, um eine im Grunde nicht mögliche Olympia-Bewerbung auf den Weg zu bringen.
Mit prüfbaren oder nachvollziehbaren Daten hat der rot-grüne Senat seine Aussagen zur Notwendigkeit eines Olympia-Stadion-Neubaus direkt neben dem alten HSV-Stadion nicht hinterlegt. Der Bürgermeister findet es aber vor allem nötig, weil dann auch Tylor Swift endlich in Hamburg auftreten könnte. Der HSV weiß von seinem „Glück“ offenbar auch erst seit dem März 2025, wie u.a. das Abendblatt neulich berichtete.
- Siehe zum Thema mit vielen Hinweisen und Quellen auch: Neubau eines Olympia-Stadions in Hamburg
- Der Bericht vom NDR ist hier online: „Neues HSV-Stadion für Olympia? Keine Belege für schlechte Bausubstanz.“ Das Abendblatt: Olympische Neubauten in Hamburgs Olympia-Bewerbung. Und die Die Zeit fragt, hinter der Paywall, zu dem bald maroden Volksparkstation, welches erst vor kurzem für 30 Millionen Euro (siehe NDR) modernisiert wurde: „Kann das weg? – Hamburg bekommt ein Olympia-Stadion – auch dann, wenn die Bewerbung für die Olympischen Spiele scheitern sollte. Das wirft Fragen auf.“
Über anderen Modernisierung und Umbauten berichtet das Abendblatt im Zusammenhang mit dem Volksparkstadion auch hier hinter einer Paywall.
Über Kosten und Nutzen olympischer Spiele gibt es in den letzten Jahren immer mehr wissenschaftlich abgesicherte Untersuchungen. Die kommen, anders als z.B. jetzt wieder vom Hamburger Senat behauptet, zu ganz anderes Ergebnissen: Lohnt sich Olympia für Hamburgs Wirtschaft? Experten sind sich einig, titelt jetzt z.B. die Hamburger Morgenpost.
- Darin wird auch verwiesen, dass die Kosten in aller Regel den Nutzen bei weitem übersteigen, wie auch zuletzt in Paris. Kostenexplosion: Milliarden-Desaster Olymische Spiele Paris – Was kostet Olympia für Hamburg?
Die Mopo schreibt: „Wirtschaftsforscher sehen eher kein großes wirtschaftliches Potenzial in einer Olympiaausrichtung. Das geht aus den Antworten von Ifo, IWH, RWI und DIW auf einen Fragenkatalog der „dpa“ hervor. Vielmehr überwiegt bei den vier renommierten Instituten, die auch an der regelmäßigen Gemeinschaftsdiagnose zur wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt sind, Skepsis. Aktuell gibt es neben Hamburg auch in Berlin, München und der Metropolregion Rhein-Ruhr Überlegungen, sich für Sommerspiele zu bewerben.“ Genannt wird z. B. das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin über Olympische Spiele: „„Die gesamtwirtschaftlichen Effekte sind meist begrenzt und oft überschätzt.“ Zudem seien sie selten nachhaltig.“
Zu diesem Thema hat FAIRspielen bereits berichtet:
- Olympische Spiele (Berlin): Keine positiven ökonomischen Effekte – „Olympiaideologie“
- Immer zu teuer: Olympia kostet und kostet
- Olympische Spiele als Hype: Kurze Glücksgefühle – dann umfassende Katerstimmung