RELOADED 2025

Olympia in Hamburg? Eher nicht!

Olympische Spiele (Berlin): Keine positiven ökonomischen Effekte – „Olympiaideologie“

Olympische Spiele 2036 in Berlin. Muss man erstmal drauf kommen. Das gute ist: Das wird wohl in jedem Fall nicht klappen. Aber umso fragwürdiger, was den Berliner Senat umtreibt, den Bürger:innen überhaupt erst so einen Vorschlag zuzumuten. Aber OK, wenn es 100 Jahre nach den Nazi-Spielen in Berlin nichts wird, dann eben 2040 oder 2044 oder …? Eine Anhörung im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses in Berlin widerspricht in jedem Fall der verzweifelten Hoffnung der „Olympia-Ideologen“ (siehe unten), olympische Spiele würden der maroden Hauptstadt auf die Beine helfen.

  • In Berlin gibt es diese Seite nolympia.berlin, die über die Aktivitäten gegen die Olympia-Bewerbung informiert und diskutiert.
  • Die Debatte im Abgeordnetenhaus bzw. Sportausschuss ist irgendwie hier teilweise zu finden. (Besseren Link gern zumailen oder in den Kommentar, irgendwo könnte es wohl ein YTubeVideo?!)

Der RBB berichtet über die Anhörung im Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hier„Keine Evidenz für positive ökonomische Effekte“ ist der Beitrag vom 28. Juni 2025 übertitelt. Und in der Einleitung heißt es: „Bringt Olympia einen Wirtschaftsboom und dringend notwendige Investitionen nach Berlin? Im Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zieht ein Ökonom diese Rechnung in Zweifel. Die Bürgerbeteiligung bleibt derweil vage.“

Dann gehts in dem Bericht gleich zur Sache. Der Ökonom, der den Olympionik:innen im Berliner Senat Wasser in den Wein kippt, ist Oliver Holtemöller. „Der Präsident des Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle ist in den Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses eingeladen worden, um die wirtschaftlichen Effekte von Großveranstaltungen darzulegen. Die wissenschaftliche Studienlage dazu sei sehr gut, sagt Holtemöller, vor allem zu Olympischen Spielen. Und das Fazit sei ernüchternd. „Die Literatur kommt zu dem Ergebnis, dass es insgesamt keine positiven ökonomischen Effekte auf die Wertschöpfung der austragenden Länder oder Regionen gibt.“, heißt es beim RBB.

Der Wissenschaftler bringt es nach der Auflistung der Bilanz zahlreicher Olympia-Stätten auf den Punkt: „“Man kann keine Evidenz dafür finden, dass Sportgroßveranstaltungen wie Fußballweltmeisterschaften, Fußball, Europameisterschaften oder Olympische Spiele positive ökonomische Effekte im Sinne von Wertschöpfungs- oder Beschäftigungseffekten hätten“, so Holtemöller.“

Wie oben schon per Link gezeigt: Auch andere Wissenschaflter kommen zu solchen Aussagen, wie sie Holtmüller hier macht. Belegt wird das auch durch die genannte Oxford Olympic Study, die über einen langen Zeitraum die Olympischen Spiele in den jeweiligen Austragungsorten ökonomisch untersucht hat (siehe oben)

Und auch in einer anderen Perspektive zeigt die Anhörung, worauf in München und Hamburg und Rhein-Ruhr-NRW zu achten sein wird, bzw. was schon jetzt spürbar ist und was 2015 vielleicht auch viele Hamburger:innnen damals schon genervt hat:

Olympiaideologie: Begeisterung von oben nach unten

„IOC-Kritiker Weinreich: „Begeisterung von oben nach unten“ fasst RBB den Beitrag des Sportjournalisten Jens Weinreich zusammen und informiert: „Noch fundamentaler fällt die Kritik des bekannten Sportjournalisten Jens Weinreich aus. Seit Jahren begleitet er das Internationale Olympische Komitee (IOC) kritisch und investigativ. Er bringt die Skepsis im Raum auf den Punkt: „Ich habe heute schon gelernt, dass Berlin keine Schwimmbäder kann, aber Olympische Spiele.“ Weinreich nennt es „Olympiaideologie“, die derzeit eine Begeisterung für die Berliner Bewerbung „von oben nach unten verordnet“.“

Die IOC-Bewerbungsverfahren seien ein „rechtsfreier Raum“, so Weinreich, in dem nur der mächtige Verband die Regeln bestimmt und auch während der Bewerbung ändert. Damit spricht er an, was bei den Verantwortlichen in Berlin schon seit Wochen Thema ist, allerdings nur hinter vorgehaltener Hand: Der DOSB hatte die Kriterien für die Olympia-Bewerber während des Wettbewerbs verändert, unter anderem mit Blick auf kurze Wege zwischen Olympiadorf und Sportstätten, was Bewerbungen mehrere Bundesländer gemeinsam plötzlich in Frage stellte und hinter den Kulissen für einige Irritationen gesorgt hatte. Am Ende kam ein Wettbewerb zwischen mehreren Städten und Regionen heraus, den Kritiker als Geldverschwendung bezeichnen.“

Der RBB bringt natürlich auch Hinweise zu den Eckdaten der Berliner Bewerbung und zitiert die doch sehr blumigen, wenig geerdeten Schwärmereien im schwarz-roten Senat und bringt auch diese Umfage: rbb/infratest dimap – BerlinTrend 46 Prozent der Berliner für Olympia-Bewerbung

Dazu gehört dann auch die Frage, ob und wie die Berliner:innen – ähnlich wie in Hamburg und München — per Referendum darüber abstimmen dürfen, ob sie den Olympia-Kram eigentlich wollen. Die Art und weise, wie die Berliner Oberen oder z.B. der Landessportbundvertreter die Sache dann angehen, hat nichts mit Demokratie und fairen Spielregeln zu tun, sondern nur noch mit Machtkalkül.

Der RBB berichtet weiter:  „Dass laut aktuellem BerlinTrend vor allem jüngere Menschen pro-olympisch sind, erfüllt Thomas Härtel, Präsidenten des Landessportbundes Berlin (LSB), mit Zuversicht: „Gebt die Spiele den Kindern“, lautet sein Motto für die anstehende Werbekampagne, bei der vor allem der Breitensport mit seinen vielen Vereinen mobilisiert werden soll“

Die Kampagne soll „am Ende laut Senat „eine Vereinbarung mit der Stadtgesellschaft“ hervorbringen, in der die Interessen der Bürgerinnen und Bürger abbildet – und den DOSB für Berlin entscheiden lässt. Der Landessportbund flankiert das Ganze mit einer Volksinitiative, so Härtel, „mit der das Abgeordnetenhaus aufgefordert werden soll, die Olympiabewerbung zu unterstützen“, heißt es beim RBB weiter.

Da passt es irgendwie, wenn es am Ende beim RBB weiter heißt: „Welche Rolle kritische Stimmen in diesem ganzen Verfahren spielen sollen, will Kristian Ronneburg, der sportpolitische Sprecher der Linken, noch wissen. Ob nicht eventuell sogar ein richtiger Volksentscheid denkbar wäre, bei dem die Berlinerinnen und Berliner nicht nur Ja zu Olympia sagen können, sondern auch Nein. Beantwortet wird die Frage im Ausschuss dann allerdings nicht – aus Zeitgründen.“

Kommentare

Eine Antwort zu „Olympische Spiele (Berlin): Keine positiven ökonomischen Effekte – „Olympiaideologie““

  1. […] Weinreich war zuletzt auch auf einer Anhörung im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses Berlin als Sachverständiger geladen. Siehe: Olympische Spiele (Berlin): Keine positiven ökonomischen Effekte – „Olympiaideologie“ […]

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