Verdi Hamburg und Olympia-Bewerbung: War da was?

nol_plakat-A2_01Bereits im Januar fasst das höchste Gremium der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Hamburg einen fulminanten Beschluss gegen die Olympia-Bewerbung. Solange „die dauerhafte Finanzierung sozialer Infrastruktur und öffentlicher Dienstleistungen durch Olympia gefährdet ist“, sei Ver.di gegen die Bewerbung. Während sich dieser Tage kirchliche Einrichtungen in die Olympia-Debatte einmischen und Forderungen zu den Kosten und sozialen Folgen stellen, ist es bei der Ver.di erstaunlich still geworden – jedenfalls in der Öffentlichkeit. Weder zu den Auseinandersetzungen im Hafen um die Verlagerung der dortigen Betriebe und der damit verbundenen Arbeitsplätze, noch zu anderen Themen wie dem Referendum oder den sozialen Themen hat sich ver.di Hamburg seither zu Wort gemeldet. Bis heute ist nicht einmal der Beschluss gegen die Olympia-Bewerbung auf der Homepage von Ver.di online.

Im Januar hatte Ver.di Hamburg überraschend einen Beschluss auf der Landesbezirkskonferenz gefasst, mit dem die Olympia-Bewerbung abgelehnt wurde: Das höchste Gremium hatte beschlossen: „ver.di Hamburg spricht sich gegen die Ausrichtung von Olympia in Hamburg 2024, 2028 oder später aus, solange die dauerhafte Finanzierung sozialer Infrastruktur und öffentlicher Dienstleistungen durch Olympia gefährdet ist.“

Schon die Reaktionen unmittelbar auf den Beschluss waren eher als wundersam zu bezeichnen. Irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass dieser Beschluss eher am Rande der Wahlen der neuen Landes-Spitze „durchgerutscht“ war – weder gab es im Anschluss eine eigene Ver.di Presserklärung, noch haben Mitglieder oder Funktionäre in den Tagen oder Wochen nach dem Beschluss in irgendeiner Weise aktive Politik auf den Weg gebracht. Jedenfalls nicht öffentlich sichtbar. Weder zur Verfassungsänderung noch zum Beschluss für das Olympia-Referendum gab es Reaktionen.

Sicher: Der Kita-Streik, der Streik bei der Post und andere Tarifauseinandersetzungen haben die Hamburger Dienstleistungsgewerkschaft sicher gut gefordert. Doch mindestens zu den Debatten im Hafen um die Verlagerung der Betriebe auf dem Kleinen Grasbrook dürfte man doch eigentlich Reaktionen erwarten.

Im Juni meldete das Abendblatt z.B. unter der Überschrift „Wegen Olympia100 Mitarbeiter im Hamburger Hafen bangen um ihre Jobs“ und schrieb: „Der Unmut der Hafenunternehmen über die Pläne der Hamburger Olympia-Bewerbung hat die Mitarbeiter erreicht. Bei der Vorstellung des Masterplans für das Gelände durch die „Stadtwerkstatt Olympic City“ stürmte in der Diskussionsrunde eine Gruppe von Hafenarbeitern der Buss-Gruppe das Rednerpult. Sie sorgen sich um ihre Arbeitsplätze und verkündeten: „Was mit uns passiert, interessiert keinen so recht.““ (siehe hier, notfalls über Google suchen)

Bei Elbmelancholie war zu lesen: „Auf wenig Zuspruch trafen die Ideen und Konzepte der Architekten bei den Hafenarbeitern. Bei der Diskussionsrunde, die im Anschluss an die Präsentation erfolgte, stürmten mehr als 60 Mitarbeiter des Logistikunternehmens BUSS in Richtung Rednerpult. Ihnen allen Ihrem Terminal (Korrektur, 24.06., 15:52 Uhr. Siehe Kommentar 1) wurde zum 31. Dezember 2016 gekündigt. Die Olympiabewerbung Hamburgs habe damit nichts zu tun, bügelt Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter die Hafenarbeiter ab. Recht glauben kann man ihm dies aber nicht. Aus diesem Grund ist der Frust der Männer mehr als verständlich, als sie abschließend entgegnen: „Was mit uns passiert, interessiert keinen so recht.“

Insgesamt sind wohl zwischen 600 – 2000 Arbeitsplätze direkt und indirekt von der für Olympia geplanten Umsiedlungen betroffen. Weder zu diesen Dingen noch sonst gibt es auf der Homepage von ver-di Hamburg irgendwelche Stellungnahmen oder Forderungen. Schade eigentlich, aber wir bleiben gespannt, wie sich Ver.di auf der Grundlage des Beschlusses vom Januar und dem dort erklärten NOlympia mit Blick auf das kommende Referendum in Position bringen wird.

Verdi Hamburg: Statt Olympia für ein soziales Hamburg
Olympische Spiele in Hamburg – Die Position des DGB Nord und des DGB Hamburg

3 Gedanken zu „Verdi Hamburg und Olympia-Bewerbung: War da was?

  1. Dies ist eine sehr unfaire und uninformierte Nachricht.
    Ich war selber bei der Veranstaltung mit dem „Buss-Sturm“ dabei. Dabei ist herausgekommen dass das Unternehmen BUSS bereits im Vorwege der olympischen Bewerbung einen dreistelligen Millionenbetrag für die Unternehmensverlagerung erhalten hat. Wenn das Unternehmen trotz dieser staatlichen Unterstützung Mitarbeiter fallen lässt finde ich Kritik an der Olympiabewerbung völlig fehl am Platz! Wieso wird hier hier so einseitig und nicht mit allen Informationen berichtet? Man könnte meinen Nolympia berichtet über Veranstaltungen ohne selber vor Ort zu sein!
    Hier nochmal meine Vermutung: ich denke mit der Geschäftsidee „Nolympia“ lässt sich gutes Geld verdienen. Sollte es nicht so sein bitte ich um Beweise!
    PROLYMPIA

  2. Hallo DirkKa,
    auch mehrfaches wiederholen und behaupten macht aus diesem Blog – der nebenbei nicht mehr NOLYMPIA heißt – keine Geschäftsidee. Aber mit interesse nehmen wir gern Vorschläge entgegen, wie sich mit unser Arbeit „gutes Geld verdienen“ ließe. Vielleicht sind wir dazu bislang nicht schlau genug.
    Davon ab: Tatsächlich schreiben wir auch über Vorkommnisse, an denen wir nicht persönlich beteiligt waren. Unglaublich. Der Trick ist: Wir machen die Quellen, auf die wir uns dann beziehen, so weit möglich kenntlich! Auf die von dir dargestellten Dinge in Sachen Buss haben wir ja hingewiesen und mit einem entsprechenden Link versehen, wo man dazu weiteres erfährt.
    Ansonsten der freundliche Hinweis: Die Darstellungen zu den Auseinandersetzungen auf der genannten Veranstalt sind in dem Text nicht mit dem Hinweis auf Pro- oder Contra-Olympia vorgebracht und auch nicht bezogen auf eine Bewertung, ob die Proteste richtig oder falsch sind – sondern darauf, dass Verdi zu einem Konflikt im Hafen – bei es einfach nur um die Olympia-Bewerbung und seine Rahmenbedingungen geht – bislang trotz eines Beschlusses nicht öffentlich sichtbar wird.

    Im übrigen habe ich die Vermutung, dass es dich in Wirklichkeit gar nicht gibt. Sollte es nicht so sein, bitte ich um Beweise!

  3. Pingback: NOlympia-Presseschau für Juli 2015 » Nolympia

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