Olympia-Bewerbung und „Diakonie und Bildung“: „Meine Fackel bleibt bis dahin aus“

Kein Blanko-Scheck Olympia-Bewerbung

Kein Blanko-Scheck Olympia-Bewerbung

„Bis dato liegt für die Austragung der Sommerspiele in Hamburg 2024 weder ein überzeugendes Konzept noch ein seriöser Kostenplan vor, der mehr hergibt als emotionalisierte Schlagwörter. Wir können uns als Kirche einmischen und das Entzünden unserer Fackel an Bedingungen knüpfen. Es geht nicht um Spielverderberei, sondern um verantwortliche Gesellschaftsgestaltung. Bis dahin bleibt meine Fackel aus.“ So schreibt Silvia Schmidt, Leiterin des Bereichs Bildung der Diakonie im Hamburger Kirchenkreis Ost.

Bis sie zu dieser zitierten Feststellung und Forderung kommt, schreibt sie: „Bisher habe ich zu Hamburgs Olympiabewerbung nur Schlagworte gehört. Nachhaltig sollen die Spiele in Hamburg werden. Ein paar temporäre Stadien hier, eine vorausschauende Nachnutzung da, etwas weniger Stahl verbauen dort und am Ende soll ein hübscher Park übrig bleiben. Es darf bezweifelt werden, dass es überhaupt möglich ist, ein Riesenevent wie Olympische Spiele nachhaltig zu gestalten, benötigt es doch 26  Sportflächen und 30 Trainingsstätten, 10 500 Sportler_innen, 6500 Betreuer_innen und 16000 Medienvertreter_innen müssen beherbergt werden , 40 000 Sicherheitskräfte werden benötigt (in London der Fall), 14 Millionen Mahlzeiten pro Tag ausgegeben. Olympische Spiele sind keine Bundesjugendspiele, sondern Megainvestitionsprojekte mit offenem Ausgang.“

Auch von den Kosten spricht Silvia Schmidt: „Man will sich in Hamburg mit dem Olympischen Spielen finanziell nicht verheben, hanseatisch bescheidene Spiele eben. Zwei Milliarden sollen allein nur die Sportstätten kosten, die Handelskammer hat die Gesamtkosten auf  6,5 Milliarden phantasiert. Seriöse Kostenschätzungen liegen noch überhaupt nicht vor. Schaut man zurück nach London 2012, so haben die Olympischen Sommerspiele dort am Ende 11,3 Milliarden Euro gekostet. Diese Kosten in eine 18-tägige Sportveranstaltung zu investieren, angesichts der vielen gegenwärtigen sozialen Gestaltungsaufgaben in unserer Stadt: Da darf kein „Wir investieren in Hamburgs Zukunft“-Slogan reichen.“

Und auch mit den Zielen mit Blick auf die Stadtentwicklung befasst sich die Leiterin der Bildungsabteilung der Diakonie: „Die Olympischen Spiele sollen ein Katalysator für Stadtentwicklung werden, nach dem „Sprung über die Elbe“ nun „Stromaufwärts an Elbe und Bille“, sollen nun die Stadtteile zwischen Rothenburgort und Billstedt städtisch Anschluss finden. Einmal unabhängig davon, ob ich diese Leitbilder für Stadtentwicklung für reine Gentrifizierungsprojekte halte oder nicht, so sind es doch Stadtentwicklungsprojekte, die für sich keine Kopplung an das Projekt Olympische Spiele in 2024 bräuchten. Die Erfahrungen zeigen, dass nachhaltige Stadtentwicklung prozesshaft gedacht sein sollte und nicht unter Druck auf ein zeitliches Datum hin.“

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