Lagerhaus G: „Wir haben uns noch nicht eingehend damit beschäftigt“.

Zwei kleine Schilder erinnern daran, dass hier 1944 Zwangsarbeiter/innen inhaftiert waren.

Zwei kleine Schilder erinnern daran, dass hier 1944 Zwangsarbeiter/innen inhaftiert waren.

Vor drei Tagen haben wir darüber berichtet, dass sich auf dem anvisierten zukünftigen Olympiagelände Kleiner Grasbrook ein ehemaliges Außenlager des KZ Neuengamme befindet. Einen Tag später interviewt Philipp Woldin von der Welt den Olympia-Chefplaner Nikolaus Goetze und stellt ihm folgende Frage:

Die Welt: Auf dem Olympiagelände liegt am Dessauer Ufer aber auch das Lagerhaus G, ein ehemaliges Außenlager des KZ Neuengamme. Hier litten über 1000 weibliche Zwangsarbeiterinnen. Bisher gibt es dort nur ein kleines Hinweisschild. Wie wollen Sie diesen sensiblen Bereich in Ihre Olympia-Vision einbinden?

Nikolaus Goetze: Es ist noch zu früh in den Planungen, wir haben uns noch nicht eingehend damit beschäftigt. Wir hoffen natürlich, dass Olympia eine Chance bietet, auch dieses Thema in angemessener Form zu würdigen.

Eine ungewöhnliche Antwort, schließlich beschäftigt sich das Planer- und Architektenkonsortium seit April mit dem Masterplan zum Kleinen Grasbrook und sie hatten genug Zeit, um über „Heliumballons mit abgehängter Aussichtsplattform“ über dem Gelände nachzudenken, aber nicht darüber, wie sie den Gebäuderiegel, in dem sich das KZ-Außenlager befand, in das „olympischen Kerngelände“ einbeziehen können? Dabei soll der Masterplan im September fertig erstellt sein und das Lagerhaus G liegt in zentraler Eingangslage zum Gelände.

Mitten im Logistik Zentrum des Olympischen Dorf liegt das ehemalige KZ-Außenlager Dessauer Ufer. (Foto: Licetbovi)

Mitten im Logistik Zentrum des Olympischen Dorf liegt das ehemalige KZ-Außenlager Dessauer Ufer. (Foto: Licetbovi)


Bei der Präsentation der Pläne in der Magnus Hall am Dienstag gab es zudem seitens der Hafenwirtschaft Irritationen darüber, welchen Auftrag die acht beauftragten Architekturbüros zu erfüllen hätten und welche Flächen der Masterplan Olympic City genau umfasst. Dies ist die Auftrag für die Entwicklung des Masterplans, den die Hansestadt bereits im Februar ausgeschrieben hatte, noch bevor sie überhaupt den Zuschlag gegenüber Berlin erhalten hat. Die Kurzbeschreibung des „Auftrags durch den öffentlichen Auftraggeber“ lautet so: „Entwurf und Ausarbeitung eines Masterplans für die Entwicklung des ,Kleinen Grasbrook‘ in Hamburg (später Olympic City) und Umgebung zu einem gemischt genutzten, urbanen Quartier, in das die Kernnutzungen für die Durchführung der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 integriert werden sollen“. Die Betonung liegt hier bei dem „und Umgebung“, weil allem Anschein nach der Masterplan die „Olympic City & Umzu“ umfassen soll.

So weit, so schwammig.

3 Gedanken zu „Lagerhaus G: „Wir haben uns noch nicht eingehend damit beschäftigt“.

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  2. Gemäß der Aussage eines langjährigen Nachbarn in der Dessauer Straße, welcher im Zuge der Olympiade durch die Stadt für sein Gebäude eine Abfindung in Mio.-Höhe erhalten sollte, wurde ihm seitens der HPA (durch einen ihrer zuständigen Mitarbeiter) auf die Frage was sie denn mit dem Lagerhaus G vorhätten, lakonisch geantwortet: „Das reißen wir ab“ und auf den protestartigen Hinweis, dass es sich dabei doch um ein geschichtsrelevantes denkmalgeschützes Gebäude handelt, weiter zynisch vermeldet: „Da stellen wir ein Gedenkstein hin und gut“!

  3. Gemäß der Aussage eines langjährigen Nachbarn in der Dessauer Straße, welcher im Zuge der Olympiade durch die Stadt für sein Gebäude eine Abfindung in Mio.-Höhe erhalten sollte, wurde ihm seitens der HPA (durch einen ihrer zuständigen Mitarbeiter) auf die Frage was sie denn mit dem Lagerhaus G vorhätten, lakonisch geantwortet: „Das reißen wir ab“ und auf den protestartigen Hinweis, dass es sich dabei doch um ein geschichtsrelevantes denkmalgeschützes Gebäude handelt, weiter zynisch vermeldet: „Da stellen wir ein Gedenkstein hin und gut“!

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