BUND und Diakonisches Werk Hamburg: Ökologische und soziale Risiken der Olympia-Bewerbung

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Landespastor Dirk Ahrens, Chef des Diakonischen Werkes in Hamburg

BUND Hamburg: Geschäftsführer Manfred Braasch schlägt Klima-Alarm.

BUND Hamburg: Geschäftsführer Manfred Braasch

Dass Olympische Spiele auch was mit Risiken, Nachteilen und Belastungen zu tun haben, mögen im Senat und der Bürgerschaft sowie Wirtschaftskreisen viele nicht hören. Doch die Stimmen, die auf derartige Probleme hinweisen, werden mehr und sie werden lauter. „Landespastor Dirk Ahrens, Chef des Diakonischen Werkes in Hamburg, fordert den Senat auf, die sozialen Auswirkungen von Olympia 2024 zu diskutieren. Er schlägt vor, dass der Senat eine unabhängige Kosten-Nutzen-Analyse mit einem detaillierten Armutsbericht vorlegt – und zwar rechtzeitig vor dem Referendum im Herbst.“ (Abendblatt) Auch der BUND Hamburg warnt: „Die in Politik und Wirtschaft erkennbare Olympia-Begeisterung darf nicht dazu führen, dass Natur und Umwelt in der Stadt unter die Räder kommen und andere wichtige Bereiche wie etwa Soziales, Bildung oder der Breitensport das Nachsehen haben“, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg in einer Presseerklärung vom Freitag.

Weiter heißt es dort: „Der Senat müsse verbindlich erklären, wie nachhaltige, umweltfreundliche und klimaneutrale Spiele organisiert werden können und woher das Geld dafür kommen soll. Dazu sei auch eine Kosten-Nutzen-Untersuchung, wie sie die Landeshaushaltsordnung vorsieht, erforderlich.“

Mit diesen Aussagen mischt sich der Hamburger BUND in die Debatte um die Olympia-Bewerbung und die damit bislang kaum beleuchteten Risiken ein. „Nach den Erfahrungen mit anderen Großprojekten in der Hansestadt steht der BUND Hamburg der Olympia-Bewerbung weiterhin kritisch gegenüber. Zu häufig hätte der Natur- und Umweltschutz bei Großprojekten wie Airbuserweiterung, Elbvertiefung oder IGS/IBA das Nachsehen gehabt.“

Ahrens, mit dem das Abendblatt ein Interview führte, fordert, dass nicht nur richtigerweise über Nachhaltigkeit gesprochen werden solle, sondern „darüber hinaus müsste sehr viel mehr über die sozialen Folgen gesprochen werden“ und stellt zur Olympia-Bewerbung fest: „Zum Beispiel die Frage, wie sich ein solches Großevent, das über Jahre Kräfte binden wird, auf Hartz-IV-Familien, Alleinerziehende, Rentner mit geringer Rente, Wohnungslose, Menschen mit Behinderung und Flüchtlinge auswirkt. Wir appellieren an die Stadt, die Auswirkungen der Olympischen Spiele auf diese Bevölkerungsgruppen endlich in besonderer Weise in den Blick zu nehmen! Der Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts, Henning Vöpel, hat gesagt, dass es in jedem Fall Gewinner und Verlierer der Spiele geben wird. Wir wollen dafür Sorge tragen, dass nicht die ohnehin Benachteiligten in dieser Stadt zu den Verlierern gehören werden.“ (Diakonisches Werk Hamburg)

Und der Chef des Diakonischen Werkes stellt konkrete Fragen: „Eine Frage ist zum Beispiel: Werden in der City nur Fast-Food-Ketten profitieren dürfen? Oder ist es möglich, dass sich – wie beim Kirchentag – Sozialunternehmen am Catering beteiligen können? Eine Frage ist auch: Werden die Hinz&Kunzt-Verkäufer das Geschäft ihres Lebens machen? Oder sind sie dann unerwünscht in der Innenstadt? Und werden sich auch Wohnungslose weiterhin in der Innenstadt aufhalten können oder werden sie vertrieben? Antworten auf all diese Fragen müssen bereits vor dem Referendum gegeben werden, das fordern wir.“

2 Gedanken zu „BUND und Diakonisches Werk Hamburg: Ökologische und soziale Risiken der Olympia-Bewerbung

  1. Ich erlebe es als äußerst wichtig, dass die verschiedensten Aspekte gründlich in vielen verschiedenen Gremien, Vereinen, Organisationen diskutiert werden.
    Und dazu gehört eine ECHTE TRANSPARENZ,
    diese wird nicht durch z.B. Staatsratsbesuche in Jenfeld erreicht, während die Zelte für Flüchtlinge bereits aufgestellt werden!

    Das für den Herbst geplante Referendum hat nur Sinn, wenn JETZT umfassende Nutzen- Kostenrechnungen von unabhängiger Seite vorgelegt werden.

    Olympia mag (in der Summe) Vorteile für die Stadt bringen (finanziell und ideell)
    Aber für eine angemessene Verteilung von Lasten und Vorteilen auf ALLE BEVÖLKERUNGSSCHICHTEN ist zwingende Voraussetzung für meine Auffassung von SOZIALDEMOKRATISCHEM GESELLSCHAFTSVERTRAG.

    Peter Windmüller

  2. Pingback: NOlympia-Presseschau für Juli 2015 » Nolympia

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